Grußwort des Kongra-Gel für die Demo "Stoppt den Krieg in Kurdistan" in Berlin

Liebe Freundinnen,
liebe Freunde!

Euer Aufruf "Stoppt den Krieg in Kurdistan!" findet in einer Zeit statt, in der Kurdistan tatsächlich von Krieg bedroht ist. Noch nie war Kurdistan soviel und so oft aus der Luft bombardiert worden, wie seit dem 16. Dezember 2007. In den letzten 30 Jahren unserer Freiheitsbewegung waren wir mit Luftangriffen konfrontiert. Die gegenwärtige Dimension und die Dauer der Luftangriffe allerdings ist neu.

Der sogenannte Krieg in Kurdistan ist im Grunde kein Krieg, der nur die Kurdinnen und Kurden betrifft. Er findet zwar lokal in Kurdistan statt, seine Ursache ist aber global. Uns fällt eine große Verantwortung zu gegen diesen Krieg zu stehen. Aber auch euch. Wir sind nicht nur gegen diesen Krieg, da er unser Leben als Kurdinnen und Kurden gefährdet, sondern wir sind gegen diejenige politische Macht, die es sich heute erlaubt, überall mit Kriegen grenzenlos zu herrschen und die vor allem die Völker des Mittleren Ostens zur Unterwerfung zu zwingen versucht.

Die Lösung der kurdischen Frage bedeutet für uns nicht nur, die legitimen Rechte des kurdischen Volkes sicherzustellen. Nein, wir wollen einen würdigen Frieden, der auch die Freiheit der anderen Völker garantiert.

Die Kriegsführer in Kurdistan haben heute die Absicht, die Kurden und die kurdische Frage als Schlagstock gegen all diejenigen zu benutzen, die sich im Mittleren Osten den Plänen der Großmächte entgegenstellen. Weil wir uns diesen Plänen der Großmächte nicht unterwerfen, sind wir in Deutschland verboten und werden in den USA und in der EU als terroristisch gebrandmarkt. Wir werden als die "ungehorsamen und bösen" Kurden überall verfolgt.

Liebe Freundinnen und Freunde,
Am 15. Februar ist der 9. Jahrestag der Entführung des kurdischen Volksführer Abdullah Öcalan. Heute sind die Hintergründe seiner Entführung viel offensichtlicher. Abdullah Öcalan wäre nicht entführt worden, wenn er den politischen Plänen der USA und Israels für den Mittleren Ostens Zustimmung gegeben und mitgespielt hätte. Er hat eine Zusammenarbeit mit diesen Mächten, abgelehnt, da diese die Kurden für ihre neue Weltordnung im Mittleren Osten zu benutzten beabsichtigten. Deshalb wird Abdullah Öcalan seit neuen Jahren auf eine grausame Art und Weise dafür bestraft. Er hat mit seiner politischen Stärke sich und die PKK gegen diese Forderungen gestellt. Imrali, das Gefängnis in dem Öcalan gefangen gehalten wird, ist der Ort, an dem über Öcalan die kurdische Bewegung mit psychologischer und militärischer Kriegsführung zur Unterwerfung gezwungen wird. Doch weder Abdullah Öcalan noch wir als kurdische Bewegung werden uns ergeben.

Das politische System auf Imrali, das Mord auf Raten bedeutet, wird auf ganz Kurdistan transferiert. Zurecht sagen die Kurden, dass alles, was gegen Öcalan unternommen wird auch gegen sie selbst gerichtet ist. Daher ist hier nicht die Rede von der Bestrafung einer Einzelperson. Weder die Türkei, noch die USA noch die Kurden noch wir als die kurdische Bewegung sehen Abdullah Öcalan als eine Einzelperson.

Nicht nur die Politik der Tötung auf Raten auf Imrali, sondern parallel dazu die Vernichtungsversuche der Türkei mit internationaler Unterstützung haben sich seit dem letzten Jahr intensiviert. Dies war auch der Grund, warum weltweit die Kurden die politische Offensive "Edi Bese" - auf deutsch "es reicht" - gestartet haben.
Mit der politischen Rückendeckung durch die EU und die USA ist die Türkei auf dem besten Wege einen weitgehenden Krieg anzuzetteln.

Mit täglichen Angriffe hat die türkisch Luftwaffe seit dem 16. Dezember 2007 bis heute tonnenweise Bomben auf die Berge Kurdistans abgeworfen. Allerdings ohne jeden Erfolg. Daher wird gegenwärtig in regem diplomatischen Verkehr zwischen Ankara, Bagdad, London, Washington und Brüssel über einen Bodenkrieg verhandelt. Welche Ausmaße dies haben wird, ist anhand der türkischen Kriegshetze offensichtlich. Deshalb reden wir von der Gefahr einer totalen Vernichtungsoffensive.

Liebe Freundinnen und Freunde!
Selbstverständlich werden wir von unserem legitimen Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch machen. Allerdings wollen wir weiterhin nach Wegen suchen, die zu einer politischen Lösung führen können. Denn die lange Geschichte der Kurden hat gezeigt, dass das kurdische Volk mit Verleugnung und Vernichtung nicht zu vernichten ist. Letztendlich wird eine politische Lösung auch für die kurdische Frage nicht zu vermeiden sein. Wir wollen, dass dieser Weg eingeschlagen wird, ohne dass noch mehr Menschen ihr Leben verlieren. Aber für die Türkei und ihrer Verbündete scheint noch immer nicht genug Blut geflossen zu sein. Dieser international geführte Krieg in Kurdistan kann mit einer starken internationalen Solidarität gestoppt werden.

Wir hoffen hierbei auf Eure Unterstützung.

Mit solidarischen Grüssen
Kongra-Gel
23. Januar 2008

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Kämpferischer Protest gegen Kriegsbündnis USA-Türkei

Unter dem Motto „Stoppt den Krieg in Kurdistan“ zogen rund 400 Demonstranten am Samstag Nachmittag durch Berlin Neukölln und Kreuzberg. Auf Transparenten wurde gegen das „Kriegsbündnis Türkei-USA“ protestiert. Ein Sprecher des Kurdistan-Solidaritätskomitees forderten die Abschaffung des PKK-Verbots und des Terrorparagraphen §129a, mit dem deutsche Antimilitaristen ebenso wie kurdische Aktivisten und türkische Kommunisten kriminalisiert werden.

Erstmals seit langem beteiligten sich mehrere linke Organisationen aus Deutschland wie die Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin ARAB und trotzkistische Gruppen an einer kurdischen Demonstration.

„Der international geführte Krieg in Kurdistan kann mit einer starken internationalen Solidaritätsbewegung gestoppt werden“, heißt es in einem auf der Schlusskundgebung dokumentierten Grußwort des Volkskongresses Kongra-Gel aus Kurdistan. Weil die kurdische Freiheitsbewegung sich nicht den Neuordnungsplänen von USA und EU im Mittleren Osten unterordne und als „Schlagstock“ der Großmächte gegen andere Völker missbrauchen lasse, werde sie als terroristisch verfolgt. „Wir wollen einen würdigen Frieden, der auch die Freiheit der anderen Völker garantiert.“


Die mit mehreren Hundertschaften massiv aufgefahrene Polizei hatte Bilder des kurdischen Volksführers Abdullah Öcalan verboten. Doch zahlreiche kurdische Jugendliche ließen den auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali inhaftierten Politiker lautstark hochleben.