Wir trauern um Orhan Doğan

Am 29. Juni 2007 starb der kurdische Politiker, ehemalige DEP-Abgeordnete und unermüdliche Kämpfer für Demokratie und Frieden Orhan Doğan an den Folgen eines Herzinfarkts, den er während einer Rede auf einem Kulturfestival in Doğubayazıt erlitten hatte, im Krankenhaus in Van im Alter von 52 Jahren. Er wurde in seiner Heimatstadt Cizre im Beisein von Zehntausenden Trauernden beigesetzt.

Der Jurist Orhan Doğan machte sich schon früh zum Anwalt seines Volkes. Er kämpfte bis zum Schluss für Demokratie, Menschenrechte, Frieden und eine Lösung der kurdischen Frage. In seinen letzten Worten rief er erneut zum Frieden auf.

Sein viel zu früher Tod stellt einen großen Verlust für uns dar.

Wir haben Artikel zusammengestellt, die nach seinem Tod von der Nachrichtenagentur ANF und der Tageszeitung Yeni Özgür Politika veröffentlicht sind:

Ein schwerer Lebenskampf

Orhan Doğan, der zu verschiedenen Zeiten sein Leben an mehreren Orten der Türkei verbrachte, schloss überall im Land Freundschaften, aber aufgrund seiner kurdischen Identität war sein Leben auch geprägt von Diskriminierung und Schwierigkeiten.

Orhan Doğan wurde in Mardin-Kızıltepe eingeschult, setzte die Grundschule in Sivas fort und schloss sie schließlich in Antep ab. Die Mittelschule begann er in Ağrı und schloss sie in Hatay ab.

Sein politisches Leben begann auf dem Gymnasium in Aydin. In Samsun machte er Abitur. Über seine Zeit in Aydin erzählte Doğan, dass ein Mitschüler eines Tages seine Jacke hochgezogen und mit Erstaunen festgestellt habe, dass er keinen Schwanz am Hinterteil habe[Es hieß lange, die Kurden hätten einen Schwanz; Anm. d. Ü.]. So erlangte Orhan Doğan aufgrund von Diskriminierung schon früh ein Bewusstsein über seine eigene kurdische Identität, was gleichzeitig den Beginn seines politischen Lebens darstellte.

1974 begann Orhan Doğan in Ankara Jura zu studieren und betätigte sich politisch bei der revolutionären Jugendorganisation Dev-Genç. Zwischen 1975 und 1981 arbeitete er in Ankara an einer Grundschule als Buchhaltungsbeamter. Danach ging er zum Militär und arbeitete seit 1983 als Rechtsanwalt in Cizre. 1976 heiratete Doğan im Alter von 21 Jahren. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor.

1989 gründete Orhan Doğan eine Zweigstelle des Menschenrechtsvereins IHD in Cizre. Er war Gründungsmitglied der Arbeiterpartei des Volkes (HEP) und wurde 1991 Parlamentsabgeordneter von Sirnak für die SHP. Einhergehend mit der Gründung der DEP wechselte Doğan als Abgeordneter zu dieser Partei. Am 2. März 1994 wurde er gemeinsam mit Hatip Dicle, Selim Sadak und Leyla Zana im Parlament verhaftet. Den Abgeordneten wurde wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation der Prozess gemacht. Insgesamt verbrachte Orhan Doğan zehneinhalb Jahre im Gefängnis. Aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, das eine Neuverhandlung des Prozesses gegen die ehemaligen DEP-Abgeordneten vorsah, wurden diese am 9. Juni 2004 aus der Haft entlassen.

Nach der Haftentlassung war Orhan Doğan Gründungsmitglied der Bewegung für eine demokratische Gesellschaft (DTH) und schließlich Vorstandsmitglied der Partei für eine demokratische Gesellschaft (DTP).

Der Antrag auf eine parteiunabhängige Kandidatur als Parlamentsabgeordneter bei den vorgezogenen Neuwahlen am 22. Juli 2007 wurde vom Hohen Wahlausschuss negativ beschieden. Doğan hatte zuvor erklärt, er wolle kandidieren, weil er das Parlament als den geeigneten Ort für eine Lösung der kurdischen Frage betrachte.

Im Verlauf seines politischen Lebens war Orhan Doğan vielfacher Repression ausgesetzt. Vor seinen Augen wurden Kampfgefährten ermordet. In einem Interview hatte Doğan einst zum Ausdruck gebracht, er habe sein Leben seinen ermordeten Freunden gewidmet.


Seine letzten Worte

In seiner letzten Rede, die er aufgrund seines Herzinfarktes nicht beenden konnte, auf einem Kulturfestival in Doğubayazıt, sagte er:

„Diejenigen, die uns vor 13 Jahren im Parlamentseingang am Nacken gepackt und gefangen genommen haben, dachten, sie könnten auch unsere Verbundenheit und Liebe dem kurdischen Volk gegenüber gefangen nehmen. Aber da haben sie sich geirrt, sie haben sich sogar ganz stark geirrt. Sie haben verhindert, dass wir bei den Wahlen am 22. Juli kandidieren. Das macht nichts. Wir sind ohnehin nicht auf Ämter und Stellungen aus. Am 22. Juli werden wir Dutzende von Orhan Doğan, Leyla Zana, Hatip Dicle und Selim Sadak ins Parlament schicken. Bis heute haben wir auf Befehl des Volkes gehandelt. Wir werden Euch weiter dienen. […]

1992 kam Süleyman Demirel und sagte, er erkenne die kurdische Realität an. Ciller sprach vom baskischen Modell, Yilmaz sagte, der Weg in die EU führe über Diyarbakır, Erdoğan meinte, das kurdische Problem sei sein Problem. […] Aber hat einer von ihnen die kurdische Frage gelöst? Meine Freunde, Tränen haben keine Farbe, aber die Farbe von Blut ist rot. Sowohl die sterbenden Soldaten als auch die in den Bergen sind unsere Geschwister. Das Blutvergießen muss gestoppt werden. Wir sind bereit uns vor dem zu verbeugen, dem das gelingt. In letzter Zeit sind große Anstrengungen unternommen worden, um die kurdische Frage zu lösen. Aber die Generäle haben auch hier eingegriffen. Sie lassen es nicht zu, dass die kurdische Frage gelöst wird. Ich frage Euch, wird Deniz Baykal sie lösen? Dieses Land hat fünf Putsche erlebt. Dieses Land wurde von Linken, Rechten und solchen, die sich Moslems nennen, regiert. Nur die Kurden waren nicht an der Regierung. Jetzt am 22. Juli sind die Kurden an der Reihe. Jetzt ist die Zeit der Kurden gekommen. Ihr seid es, die diese Gesellschaft demokratisieren werdet. Die Kurden werden diesem Land Demokratie bringen. Am 22. Juli werden wir eine neue Türkei erschaffen. Das sind wir uns schuldig. Liebe Freunde, ich entschuldige mich dafür, dass ich Euch bis heute keinen Frieden geschaffen habe. Ich entschuldige mich im Namen meiner Freunde. Am 22. Juli werden wir vor allem „Frieden“ sagen.“


Im Herzen Botans begraben

Zehntausende machten sich am Tag der Beerdigung von Orhan Doğan auf den Weg nach Cizre, ins Herz Botans. Von Van aus fuhr ein Autokonvoi mit dem Leichnam des unermüdlichen Kämpfers für den Frieden nach Cizre. Alle militärischen Kontrollpunkte auf dem Weg waren dafür aufgehoben worden. In einem Park am Ufer des Tigris in Cizre war ein Trauerzelt aufgestellt, wo sich Zehntausende Menschen einfanden. Nachmittags wurden alle Geschäfte in der Stadt geschlossen. Die Polizei hielt sich auffällig zurück und beobachtete das Geschehen nur von weitem. Für die von außerhalb kommenden Gäste wurden von der DTP Schlafplätze organisiert.

Die Trauernden warteten in brütender Hitze stundenlang auf das Eintreffen des aus Van kommenden Konvois. Reißenden Absatz fand dabei die kurdische Tageszeitung Azadiya Welat, die ein ganzseitiges Bild Orhan Doğans abgedruckt hatte. Die Straßen im Stadtzentrum blieben bis zum späten Abend für den Verkehr geschlossen.

Erst abends gegen 18.30 Uhr traf schließlich der Konvoi mit dem Leichnam, den Angehörigen Orhan Doğans, seinen Kampfgefährten Leyla Zana, Hatip Dicle und Selim Sadak sowie dem Oberbürgermeister von Diyarbakır Osman Baydemir ein. An der Gedenkveranstaltung, die mit einer Schweigeminute im Gedenken an diejenigen, die ihr Leben im Kampf für Demokratie verloren haben, beteiligten sich hunderttausend Menschen. Nach Reden von Leyla Zana und Orhan Doğans Tochter Aysegül Doğan fand gegen 21 Uhr die Beerdigung auf dem Asri-Friedhof in Cizre statt, wo sich auch die Grabstätte Mem-u-Zin befindet.


Ein Stern, erloschen in unfriedlicher Zeit

Er verabschiedete sich in einer unfriedlichen Zeit … Sie sagten zuerst, er habe einen Herzinfarkt. Später hieß es Organversagen … Stark und leidenschaftlich wie der Frieden klammerst du dich an das Leben. Orhan Doğan tat es; trotz allem leistete er tagelang Widerstand, wie damals im Parlament, im Gefängnis und überall, wo er gegen Unterdrückung und Gewalt Widerstand geleistet hat …

Er war wie der Frieden, dem er sein Leben opferte, oder wie das kurdische Volk, arm, aber trotzdem im Widerstand. Trotz des Widerstandes konnte er dort, wo er lebte, keine ausreichende medizinische Hilfe finden. In einer unfriedlichen Zeit verabschiedete er sich, beschämt, sich entschuldigend, dass er den Frieden nicht schaffen konnte …

Ein Stern erlosch, wir verloren Orhan Doğan. Dabei hatte er den Frieden versprochen, konnte das Versprechen nicht einlösen und verschwand inmitten der Gewalt. Seine letzten Worte waren jedoch sein Vermächtnis: „Liebe Freunde, ich entschuldige mich dafür, dass ich Euch bis heute keinen Frieden geschaffen habe. Ich entschuldige mich im Namen meiner Freunde. Am 22. Juli werden wir vor allem „Frieden“ sagen.“ (…)

Orhan Doğan ist nicht mehr unter uns. Ohne ihn wird unser Friedenskampf noch schwerer werden. Seine Lücke wird nicht zu füllen sein. Für diejenigen, die ihn persönlich nicht kennenlernen konnten, ist es ein viel größerer Verlust. Es ist unser Trost, dass wir ihn persönlich gekannt haben, die Möglichkeit besaßen, mit ihm zu sprechen und uns auszutauschen. Nun trösten wir uns mit der Hoffnung, die gleichzeitig sein Vermächtnis war, den Frieden zu schaffen.

Ankara 29.06.2007 Erdem Toprak / İlhami Vural


Leyla Zana über Orhan Doğan

Unmittelbar, nachdem der Leichnam des ehemaligen DEP-Abgeordneten und unermüdlichen Kämpfers für die Demokratie, Orhan Doğan, Cizre erreicht hatte, wurde eine imposante Beerdigungsfeier veranstaltet, auf der seine langjährige Mitstreiterin Leyla Zana sprach. (…)

„Es gibt Tage, an denen friert man. Es gibt andere Tage, an denen trauert man. Wir haben heute das Kind Kurdistans erhobenen Hauptes hierher gebracht. Er hat immer für dieses Volk gekämpft. Er sagte immer, dass die 24 Stunden eines Tages ihm nicht ausreichten: ‚Ich nutze 4 Stunden zum Schlafen und die restlichen 20 Stunden, um meinem Volk zu dienen. Aber auch das reicht mir nicht. Wenn der Tag doch mehr als 24 Stunden hätte.’ Ihr habt heute Orhan Doğan erhobenen Hauptes zum Bräutigam Kurdistans gemacht. Er hat immer für Frieden und Geschwisterlichkeit gearbeitet. Es ist unmöglich, euch Orhan in wenigen Sätzen zu beschreiben. Er benutzte nie das Wort ‚ich’. Er sagte stets ‚mein Volk’. Er blieb seinem Wort gegenüber dem Volk Kurdistans und dem türkischen Volk treu und kämpfte für Freiheit. Die Menschen aus Cizre machten ihn damals zum Abgeordneten. Heute aber sehen ihn alle von Serhat bis Botan als ihren Vertreter an. Ihr habt ihm diese Belohnung gegeben. Deshalb müsst ihr gut darauf achten. Ich kenne den Willen dieses Volkes sehr gut. Es weiß genau, wen es wohin aufsteigen lässt. Freunde meines lieben Genossen, seid alle herzlich willkommen. Er war immer ein vorausschauender Mensch. Er sagte immer, er werde sein ganzes Leben dem Frieden widmen. Bis zuletzt hat er am Frieden festgehalten. Seine Erwartungen an seine Freunde gingen ebenfalls in diese Richtung und sie waren hoch. Frieden braucht großes Engagement. Unser Genosse hat diesen Einsatz gezeigt und sogar sein Leben dafür gegeben. Heute verabschieden wir ihn in der Heimat von ‚Mem û Zin’ auf großartige Weise. Ich verneige mich vor all seinen Freunden mit großem Respekt und bekunde nochmals mein Beileid.“ (…)

Şırnak 30.06.2007


Gefallen für Frieden und Demokratie

In einer schriftlichen Erklärung der CDK (Kurdische Demokratische Gemeinschaft in Europa) zum Tod von Orhan Doğan heißt es, der ehemalige DEP-Abgeordnete sei ein Märtyrer des Friedens und der Demokratie:

„Sein Verlust kam sehr früh und unpassend. Orhan Doğan, der bis zum letzten Tag seines Lebens seine ganze Energie für den Frieden zwischen den Völkern einsetzte, wird unserem Volk als Märtyrer des Friedens und der Demokratie im Gedächtnis bleiben. (…). Seit dem Tag, an dem er zum Vorsitzenden des IHD-Cizre gewählt worden war, als Abgeordneter von Şirnak, in über zehn Jahren Gefängnisaufenthalt und während seines nach seiner Entlassung ununterbrochenen Kampfes führte er ein Leben, das dem Frieden und der Demokratie gewidmet war.

Die Lücke, die durch seinen Verlust entstanden ist, genau zu einer Zeit, in der der türkische Generalstab beharrlich an seinem Vernichtungskonzept gegen das kurdische Volk festhält, in der Orhan Doğan bei der Durchführung der Konferenz ‚Die Türkei sucht ihren Frieden’ einen großen Beitrag geleistet hat, wird nicht zu füllen sein.

Gemäß seinem Vermächtnis werden unser Volk und seine Mitstreiter Dutzende Orhan Doğans ins Parlament wählen. Diese werden die Fahne des Kampfes für Frieden und Demokratie, die sie von ihm übernehmen werden, noch höher tragen.

Unser Beileid und Mitgefühl richten sich in erster Linie an seine Familie, seine Kolleginnen und Kollegen sowie unser Volk und seine Freunde. Wir werden seinem Andenken stets treu bleiben.“

Brüssel 30.06.2007


Beileidserklärung des KNK

In der Beileidsbekundung des Kurdistan-Nationalkongresses für den ehemaligen DEP-Abgeordneten Doğan heißt es, das kurdische Volk werde Doğan in seinem Befreiungskampf leben lassen.

Der KNK-Exekutivrat erklärt, den Tod Orhan Doğans mit großer Trauer aufgenommen zu haben. Doğan sei ein Vertreter im furchtlosen Kampf des kurdischen Volkes gewesen.

Es wird daran erinnert, dass er seit 1990 am demokratisch-legalen Kampf des kurdischen Volkes teilhatte, dass er deshalb Repressalien und Gewalt seitens des türkischen Staates ausgesetzt war und von 1994 bis 2004 zehn Jahre seines Lebens im Gefängnis verbringen musste. Nach seiner Entlassung übernahm er mit seiner Kollegin eine wichtige Rolle bei der Gründung einer neuen Partei. Er durfte am 22. Juli wegen eines politischen Betätigungsverbots nicht als Kandidat antreten. Trotzdem hat er mit aller Kraft aktiv an den Wahlvorbereitungen teilgenommen. „Orhan Doğan, der sein Leben dem Kampf des kurdischen Volkes gewidmet hatte, erlitt während einer Wahlveranstaltung in Doğubeyazıt auf der Bühne einen Herzinfarkt. Er verlor sein Leben im Befreiungskampf. Das kurdische Volk wird seinen selbstlosen und tapferen Sohn niemals vergessen, wird sich immer mit Respekt seiner erinnern. Orhan ist physisch von uns gegangen, aber er wird in unserer Überzeugung, Entschlossenheit und Praxis immer bei uns sein.“ (…)

Brüssel 29.06.2007

Märtyrer der Demokratie

In einer Erklärung des Präsidiums des KCK-Exekutivrates zum Tode von Orhan Doğan heißt es:

„Mit großer Trauer haben wir vom Tod von Orhan Doğan, seit vielen Jahren ein großer kurdischer Patriot im Demokratiekampf gegen den türkischen Kolonialismus, erfahren. Er ist ein Märtyrer der Demokratie. Er hat sein Leben der Demokratie geopfert und hierfür unbeirrt gekämpft. (…) Orhan Doğan war eine Persönlichkeit, die einen großen Teil ihres Lebens der Freiheit des kurdischen Volkes gewidmet hatte. Seinen letzten Atemzug gab er während seiner Ansprache an das kurdische Volk. Seine Liebe zum Volk und zum Land hat gezeigt, dass er nie losgelöst und fern von ihnen lebte. Daher wird das kurdische Volk diesen Märtyrer der Demokratie annehmen und ihm gerecht werden. Das kann es nur durch die Krönung mit dem Erfolg im Kampf um Demokratie. Als KCK, die Linie des Apoismus, das System der Freiheit, Geschwisterlichkeit und Demokratie, sind wir entschlossen, den Demokratiekampf Orhan Doğans zum Erfolg zu bringen und ihm einen Sieg zu bescheren. Mit dieser Entschlossenheit übermitteln wir der Familie und dem gesamten kurdischen Volk Orhan Doğans unser tiefstes Beileid und geloben, ihn in unserem Kampf weiterleben zu lassen.“

Behdinan 29.06.2007


Dein Platz ist nicht zu füllen

Der Oberbürgermeister von Diyarbakır, Osman Baydemir, gab anlässlich des Todes von Orhan Doğan ebenfalls eine Erklärung ab. Darin heißt es, Orhan Doğan habe nach dem Vorbild des Filmhelden Petrocelli die Rechtsfakultät besucht, um gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung kämpfen zu können, habe sich in Cizre, Ankara, im Parlament und überall als Anwalt des Volkes eingesetzt. Ihn so früh verloren zu haben, vergrößere den Schmerz.

„Er hat, als in der Schule seine Jacke hochgehoben wurde, um seinen angeblichen ‚Schwanz’ zu finden, oder als er im Parlament am Nacken gepackt und ins Gefängnis gesteckt wurde, oder während er sein Leben lang Unterdrückung und Repression erleiden musste, seine Wut nie in Rache und Hass verwandelt, sondern leitete sie in Frieden und Geschwisterlichkeit über“, so Baydemir.

Er unterstrich, dass Orhan Doğan einer der wichtigen Intellektuellen auf kurdischer Seite war, und weiter: „Die letzten Worte Doğans in seiner Rede in Doğubeyazıt: ‚Am 22. Juli werden wir eine neue Türkei schaffen, das ist unsere Ehrenschuld’, sind unser Leitsatz. Lieber Orhan Doğan, wir alle brauchen dich für diese Ehrenschuld. (…) Unser Schmerz sitzt tief, dein Platz ist nicht ausfüllbar. Unser tiefstes Beileid. Wir werden dich immer in unseren Herzen tragen.“

Amed, Diyarbakır, 29.06.2007


Wir schulden Orhan Doğan den Frieden

Die Stellvertreter der DTP-Co-Vorsitzenden, Selma Irmak und Nurettin Demirtaş, erklärten in Bezug auf das Friedensprojekt des verstorbenen Parteivorstandsmitglieds Orhan Doğan:

„Wir haben ein wertvolles Kind des kurdischen Volkes und einen Gründer unserer Partei, Orhan Doğan, verloren. Unser Schmerz sowohl als Volk als auch als Partei ist unermesslich. (…) Der Verlust von Orhan Doğan, eines unermüdlichen Kämpfers für Frieden, Freiheit und Demokratie, hat eine Leere hinterlassen, die nicht ohne weiteres von den Friedens- und Demokratiekräften gefüllt werden kann. (…) Für uns wird die Weiterführung seines Friedens- und Demokratiekampfes, den er mit großer Begeisterung, Energie und Eifer führte, der Ausdruck unserer Verbundenheit mit ihm sein. Wir werden seine große Hoffnung auf Frieden, die er äußerte, als er einen Herzinfarkt erlitt und zusammenbrach, verfolgen. Es ist unsere Schuld an ihn und an unser Volk, mit der unbegrenzten Energie, die er uns vermacht hat, für die Verwirklichung seines Friedensprojektes zu arbeiten.

Er hat im Herzen unseres Volkes seinen Platz als Märtyrer der Freiheit und Demokratie eingenommen. (…) Wir verneigen uns mit großem Respekt vor seiner kämpferischen Persönlichkeit.“

Ankara 29.06.2007


Drei Tage Trauer in den Bezirks-, Kreis- und Ortsorganisationen der DTP

Nach dem Tod von Orhan Doğan werden drei Tage lang Beileidsempfänge in den Bezirks-, Kreis- und Ortsorganisationen der DTP stattfinden.

In einer Erklärung des DTP-Bezirksvorstands Diyarbakır heißt es: „Wir werden hinter der Aussage Orhan Doğans während seiner Rede: ‚Die Kurden werden in diesem Land die Demokratie bringen, das ist unsere Ehrenschuld’, stehen. Wir sehen es als unsere Ehrenschuld an, den Frieden und die Demokratie, nach denen er sich sehnte, zu etablieren.“

Es wird auch auf den Auftakt am nächsten Tag ab 8 Uhr vor dem DTP-Bezirksbüro verwiesen, um nach Cizre zu fahren, nicht als Konvoi, sondern in Abschnitten. (…)

Amed, Diyarbakır, 29.06.2007

 
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