Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Sektion Nord / Koordinationskreis Hamburg
C/o Brigittenstraße 5
Tel: 0049-(0)40-43 18 90 37,
Fax: 0049-(0)40-43 18 90 38
20359 Hamburg mail: free2move@nadir.org /www.thecaravan.org

 

Der Kurdische Künstler Engin Celik befindet seit drei Tagen gegen seine drohende Abschiebung im Hungerstreik

Wir fordern die sofortige Freilassung von Herrn Engin Celik aus der Abschiebehaft und seine Asylanerkennung!

Am 7. Januar 2007 wurde Engin Celik während einer Zugfahrt auf dem Weg von Frankfurt nach Düsseldorf in der Nähe von Gießen von Polizisten festgenommen und in die JVA Gießen gebracht. Ihm wurde mitgeteilt, dass sein Asylverfahren negativ entschieden sei und man ihn abschieben werde. Am 15. Januar trat Engin Celik aus Protest gegen seine Freiheitsberaubung und gegen die Bestrebung der deutschen Behörden, ihn in die Türkei auszuliefern, in einen Hungerstreik.

Aufruf – pdf
Vordruck für Faxaktion – pdf
Engin Celik ist in Deutschland bekannt geworden durch seine scharfe Kritik an der brutalen Unterdrückungspolitik des türkischen Staates gegen die kurdische Bevölkerung. Als Mitglied der Theatergruppe "Bühne der Träume", der Musikgruppe "Daglara Ezgi" und als Dichter ist er auf vielen Kulturveranstaltungen aufgetreten und ist dabei mit verschiedenen Kulturpreisen ausgezeichnet worden. Zuletzt ist er beim "Internationalen Yilmaz Güney Festival" in Frankfurt im November 2006 mit dem Ersten Preis für seine Dichtkunst geehrt worden. Neben seiner intensiven politischen Kulturarbeit widmete er seine gesamte verbleibende Zeit der Jugend- und Menschenrechtsarbeit. Er organisierte zusammen mit anderen Seminare und Diskussionsabende für Jugendliche, um eine fortschrittliche und gesellschaftliche Entwicklung zu fördern und unter den TeilnehmerInnen Werte wie Solidarität, Mut gegen Ungerechtigkeit aufzustehen, Respekt, Offenheit und Selbstbewusstsein zu fördern.

Das Mig-Zentrum (Verein der kulturellen medialen Kommunikationsstelle der Migration e.V.) und das "Internationale Zentrum B5" in Hamburg waren feste Basen seines kreativen Schaffens. Darüber hinaus brachte er viel Zeit für Veranstaltungen, Treffen und Musik- und Theaterauftritte in ganz Deutschland auf.

In der Menschenrechtsarbeit wirkte er vor allem aktiv im bundesweiten Netzwerk der "Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen". Er sah es als seine Aufgabe, die chauvinistische und repressive türkische Staatspolitik öffentlich zu machen und sich mit dem Kampf anderer Flüchtlinge gegen politische Verfolgung, Unterdrückung der Meinungsfreiheit, für wirkliche Demokratie und Emanzipation zu solidarisieren. Mit der Hervorhebung des Karawane-Slogans "Asylrecht ist Menschenrecht und kein Privileg" schloss er sich der Kritik gegen die rigorose Abschiebepolitik in Deutschland an. Auch ihm selbst verweigerten die deutschen Behörden den Schutz vor seiner Verfolgung in der Türkei.

Sein Rechtsanwalt hat unter Verweis auf das EU-Recht und mit Dokumenten über die unermüdliche Aktivität Herrn Celiks einen Asylfolgeantrag beim Bundesamt Lübeck eingereicht. Am 17. Januar wurde Engin Celik in das Abschiebegefängnis Offenbach verlegt.
Engin Celik befindet sich in großer Gefahr. Wir rufen alle fortschrittlich eingestellten Menschen und Organisationen auf, alles für seine Freilassung und zur Verhinderung der Abschiebung zu tun.

Wir bitten Euch eindringlich, Euch mit der Forderung nach Freilassung und Asylanerkennung für Engin Celik an folgende Adressen zu wenden:

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Außenstelle Lübeck

Vorzwecker Straße 103
23554 Lübeck
Tel.: 0451/4006-0
Fax: 0451/4006-199

Innenministerium Schleswig-Holstein
Innenminister Ralf Stegner

Düsternbrooker Weg 92
24105 Kiel
Telefon: 0431/9 88-0
Fax:0431/9 88-30 03
E-Mail:pressestelle@im.landsh.de

Schreibt Engin Celik:
Einrichtung für Abschiebehaft Offenbach
Luisenstr. 24
63067 Offenbach

weitere Informationen unter:
www.thecaravan.org;
Kontakt: Karawane Hamburg:
040-43 18 90 37; 0174-150 84 57

 
Hintergrund seiner Flucht nach Deutschland
Engin Celik hat früh in seiner Kindheit erfahren, was Unterdrückung und rassistische
Verfolgung bedeuten. Das Licht der Welt erblickte er in der kurdischen Ortschaft Tunceli
(Dersim). Seine Familie (kurdische Aleviten) waren gezwungen, durch die immer
schärferen Angriffe des türkischen Militärs, Dersim zu verlassen. Engin Celik war 14 Jahre
alt, als er 1993 mit seiner Familie (wie zuvor und danach Zehntausende anderer
KurdInnen) nach Istanbul floh.
Mit 17 Jahren wurde Engin Celik auf der Ersten-Mai-Demonstration im Zuge von
Polizeiangriffen das erste Mal festgenommen. Als Kurde aus Dersim bekam er die
doppelte Menge an Schlägen und Misshandlungen.
Als er sein Studium begann, engagierte er sich immer stärker in der demokratischen und
revolutionären Bewegung und gründet seine erste Musikgruppe. An der Universität waren
er und seine MitstreiterInnen immer wieder den Angriffen türkischer Faschisten (der
Grauen Wölfe) ausgesetzt. Unbeirrt, aber mit großer Vorsicht setzte er seine politische
und kulturelle Arbeit fort.
Nach dem großen Erdbeben im August 1999 engagierte er sich für die Unterstützung der
obdachlos gewordenen Menschen. Bei Protesten gegen die mangelnde Hilfe durch den
Staat wurde er im Jahr 2000 wieder einmal festgenommen. Die Polizisten versuchten ihn
zu zwingen, mehrere Blankopapiere zu unterschreiben, was er verweigerte und dafür der
Folter unterzogen wurde. Der Polizeiarzt verweigerte ihm danach, ein Attest über die
Misshandlungen auszustellen, sondern erklärte sogar schriftlich, dass Engin Celik ohne
Verletzungen und körperlich fit aus der Haft entlassen worden sei.
2002 gründete Engin Celik zusammen mit anderen KommilitonInnen eine studentische
Zeitung, die das antidemokratische Hochschulgesetz „YÖK“ kritisierte. Dies hatte erneute
Verfolgung zur Folge. Gegen Engin Celik wurde als Mitbegründer und Redakteur ein
Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Verein „SAGEK“ (Klub für Soziale Aktivität und
Entwicklung), den er mit anderen demokratischen und revolutionären studentischen
AktivistInnen gegründet hatte, wurde verboten und als illegale Vereinigung bezeichnet.
Im August 2003 wurde das Ermittlungsverfahren gegen Engin Celik eingestellt, um dann
zwei Monate später unter dem neuen „Terrorbekämpfungsgesetz“ (TYK Paragraph 7-2)
wieder aufgenommen zu werden. Anwälte erklärten ihm, dass er sich in kritischer Situation
befinde. Er versteckte sich bei FreundInnen und konnte im November 2003 nach
Deutschland fliehen.
Ein erster Protestaufruf mit der Forderung nach Freilassung und Asylanerkennung wurde
von den unten stehenden Gruppen unterzeichnet:
1) Kardelen Halk Oyunlari Ekibi (Ludwigsburg)
2) Tiyatro Atelye (Ludwigsburg)
3) Mavi Halk Sahnesi Tiyatro toplulugu (Frankfurt)
4) Grup Esenyeller (Ludwigsburg)
5) Grup Devinim (Duisburg)
6) Grup Isyan (Solingen)
7) Grup Harman (Frankfurt)
8) Grup Hasad (Mannheim)
9) Ludwigsburg Kültür Merkezi e.V.
10) ADHF
11) Schwäbisch Gmünd Demokratik Kültür Dernegi e.V.
12) The Voice Refugee Forum
13) Stiftung der iranischen SchriftstellerInnen u. KünstlerInnen im Exil e.V. BRD und Schweden
14) Sozialistische Partei Iran
15) Goetz Steeger - Musiker, Journalist, Hamburg
16) Siri Keil - Künstlerin, Hamburg
17) Christof Schäfer - Künstler, Park Fiction, Hamburg
18) Susanne Hasenjäger- Journalistin, Hamburg
19) Hafenklang Kultur e.v., Thomas Lengefeld, Vorstand, Hamburg
20) Dr. Florian Keil - Wissenschaftler, Frankfurt am Main
21) Birgit Gärtner - Journalistin, Hamburg
22) Dr. Michael Schiffmann- Lehrbeauftragter des Anglistischen Seminars der
23) Universität Heidelberg, Übersetzer, Herausgeber, Autor
24) Kai Degenhardt - Musiker, Hamburg
25) Annette Schiffmann - PR Theater, Heidelberg
26) Catharina Boutari - Sängerin, Hamburg
27) Volker Griepenstroh - Pianist, Hamburg
28) Owen Jones – Musiker
29) Kerstin Davis - Grafikerin, Hamburg
30) Revolte Springen - Musiktheaterkollektiv, Berlin
31) Mehmet Ergin - Musiker, Komponist
32) Steve Baker - Musiker, Autor, Schneverdingen
33) Esther Bejarano- Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der BRD e.V., Künstlerin,
Hamburg
34) Abbi Wallenstein- Musiker, Hamburg
35) Peter Nowak- Journalist
36) Friederike Meyer & Thorsten Seif -Geschäftsführer Buback Tonträger GmbH, Hamburg
37) Matthias- Kaul Musiker ( Winsen )
38) Astrid Schmeling -Musikerin (Winsen)
39) Ramon Kramer -Filmemacher, Musiker, Autor
40) Dr. Heinz Jürgen Schneider – Rechtsanwalt
41) Heike Geisweid - Rechtsanwältin, Bochum
42) Dr. Peter Strutynski, Kassel
43) Rahel Puffert - Kunstvermittlerin, Autorin, Hamburg
44) Lucha Amada, Veranstaltungskollektiv, Berlin
45) Dagmar Brunow - Übersetzerin, Hamburg
46) Heli Schneider - Musiker, Verleger, Hamburg
47) Ulf Panzer - Richter, Hamburg
48) Marily Stroux -Fotojournalistin, Hamburg
49) Salinia Stroux - Ethnologin, Hamburg
50) Hinrich Schulze - Fotojournalist, Hamburg
51) Helmuth Sturmhoebel – Sonderpädagoge
52) Peter Imig - Shibly Band, arab. Musik, Seevetal