Lebende Schutzschilde – Friedens- und Freiheitsbrigaden
Pressemitteilung
10. August 2005


An die Presse und die Öffentlichkeit

Wir haben immer an die Geschwisterlichkeit der Völker geglaubt

Wir, 200 kurdische Jugendliche, haben die Medya-Verteidigungsgebiete erreicht. Wir sind der Überzeugung, dass es von großer Bedeutung ist, sowohl für die Türkei als auch für das kurdische Volk, dass wir unser Hiersein mit euch teilen.

Unsere Kindheit ließen wir in akuter Kriegsatmosphäre hinter uns. Kaum in unseren Jugendjahren, wurde unser Anführer Öcalan verhaftet und in die Türkei gebracht. Wir begannen mit den Erklärungen von Herrn Öcalan zu verstehen, dass die Bevölkerung in der Türkei in einen Bürgerkrieg getrieben werden sollte. Wir fanden uns plötzlich in einer äußerst gespannten Atmosphäre wieder. Wir spürten, dass unsere Würde und unsere Ehre mit Füßen getreten wurden. Aber die beharrlichen Friedensappelle und die gedanklichen Ausführungen von Herrn Öcalan veranlassten uns, aufmerksam zu sein und rationell zu handeln. Wir fanden uns wieder im Kampf für den Frieden. Wir sind mit dem Traum groß geworden, eine friedliche und freie Zukunft zu schaffen.

In unserem 6-jährigen Kampf haben wir begonnen, uns und unsere Vergangenheit besser kennen zu lernen. Als ein Teil des kurdischen Volkes und als seine Jugend waren wir täglich für den Frieden auf der Straße. Wenn Sie sich erinnern, wir organisierten in den Universitäten Kampagnen für muttersprachlichen Unterricht. Den Friedenstisch, aufgebaut für die demokratische Lösung der kurdischen Frage, brachten wir bis nach Samsun. Mit den Aktionen vor dem Istanbuler Gerichtsgebäude und der Türkischen Großen Nationalversammlung riefen wir nach Gerechtigkeit und Freiheit. Wir sammelten hunderttausende Anträge für eine gleichberechtigte und freie Staatsbürgerschaft und überreichten sie den Gouverneuren und dem Parlament. Zuletzt haben wir die Aktion der „Lebenden Schutzschilde“ entwickelt. Denn wir haben immer an die Geschwisterlichkeit der Völker geglaubt. Aus diesem Grunde führten wir die Lieder und Parolen für Frieden, Geschwisterlichkeit und Gerechtigkeit immer in unserem Munde, sie waren immer in unserem Bewusstsein. Trotz härtester Ungerechtigkeiten und Repressionen unterdrückten wir unsere Wut in dem Bewusstsein: „Eines Tages werden wir erneut zusammenleben.“ Als die Schlagstöcke sich hoben, um mit voller Wucht zuschlagen zu können, als Pfeffergas die Luft, die wir einatmeten, in Gift verwandelte, sogar als böse Zungen unsere Urahnen beschimpften, klammerten wir uns an unsere Überzeugungen und versuchten unsere Wut zu zügeln. Unter uns vielen gab es auch einige, die getroffen wurden. Weder wir noch all unsere Bemühungen wurden von den Medien beachtet, und wenn doch, dann wurde es als „Separatismus“ abgestempelt. Einige brachten ihre Haltung zu Krieg und Frieden so zum Ausdruck: „Was für ein Frieden? Gibt es denn einen Krieg, dass Frieden eintreten soll?“, oder: „Zwischen Staaten herrscht eben Krieg oder Frieden!“ Weil wir uns auf diese Weise dem Frieden und dem Krieg annähern, sprechen wir unterschiedliche Sprachen. Dabei können alle mit Verstand und Verständnis ohne weiteres erkennen, dass es sich um das Problem eines Volkes handelt, das mit seiner eigenen Identität frei leben will. Sie könnten erfahren, dass der materielle und ideelle Verlust aufgrund der Freiheitsberaubung dieser Menschen größer ist als der Verlust in einem zwischenstaatlichen Krieg.

Verehrte Pressevertreterinnen und -vertreter!

Die kurdische Frage ist tief in der Geschichte verwurzelt. In Lausanne wurden die Kurden und ihre Gebiete viergeteilt. Sie wurden auf internationaler Ebene regelrecht einem separatistischen Spiel ausgesetzt. Das Verhältnis zu Türken, Arabern und Persern, mit denen sie teils Tausende von Jahren zusammengelebt hatten, wurde somit problematisch. Während des Befreiungskampfes [gemeint ist der Befreiungskampf in der Türkei vor der Republikgründung] mussten unsere Völker gemeinsam agieren, was sie auch taten. Als gemeinsamer Wert wurde die türkische Republik gegründet. Aber nach kurzer Zeit wandelte sich die türkische Republik zum „türkischen Staat“. Gegen diese Entwicklungen erhoben sich nacheinander mehrere Aufstände. Der türkische Staat hat diese Rechtssuche leider mit Massakern unterdrückt. Die Gedanken an unsere Bäche, unsere Flüsse und unsere Täler standen im Zusammenhang mit diesen Massakern. Alle Schreckensgeschichten unserer Kindheit sind darin zusammenzufassen: „Eskere tirka hat – Die türkischen Soldaten sind gekommen.“ Die Einfarbigkeit wurde aufgezwungen. Während andere Völker sich in das System integrierten, haben Kurden weitergekämpft. Nach dem Militärputsch vom 12. September 1980 ist das kurdische Volk im Gegensatz zur politischen Atmosphäre unter der Führung der PKK in eine neue Kampfphase getreten. Es ist offensichtlich, dass die PKK keine Ursache, sondern lediglich ein Resultat ist.

Wir haben gemeinsam eine 16-jährige ununterbrochene Kriegsphase durchlebt. Die demokratischen Aktionen der Bevölkerung, die sich 1990 entwickelten, wurden von staatlicher Seite blutig unterdrückt und der Weg für demokratisches Handeln somit noch weiter verschlossen. In diesem Krieg haben nach inoffiziellen Zahlen über 50.000 Staatsangehörige ihr Leben verloren. Über 4.000 unserer Dörfer wurden verbrannt und entvölkert. Der demografische Aufbau unserer Region wurde erschüttert, indem über drei Millionen Menschen in Großstädte wie Istanbul und Adana in die Flucht getrieben wurden. Zehntausende unserer Menschen wurden gefoltert und verfaulten in den Gefängnissen. Jede Nacht wurden unsere Brüder und unsere Schwestern unerwartet von uns genommen. Später hörten wir von den „Morden unbekannter Täter“. Der Abtrünnige Abdülkadir Aygan legt nun offen, wie unsere Menschen einer nach dem anderen vom JITEM ermordet wurden. Wir lesen jetzt in den Bächen und in den Gruben ihre Gebeine auf.

Die schwere Last des Krieges kam erst später zum Vorschein. Dieser Krieg hat die Türkei 400 Milliarden Dollar gekostet. Der wirtschaftliche Zerfall hatte gesellschaftliche Degeneration zur Folge. Prostitution, Diebstahl, Kriminalität im Kindesalter und die zunehmende Selbstmordrate sind als Kriegsfolgen in unseren Alltag gedrungen. Es ist inzwischen belegt, dass Hunderte von Frauen bei ihrer Festnahme und während der Operationen in den Dörfern vergewaltigt und gepeinigt wurden. In diesem Krieg waren es wir jungen Menschen, die getötet wurden und getötet haben. In diesem Krieg wurde der Satz zur Realität: „In Friedenszeiten begraben die Söhne ihre Väter, in Zeiten des Krieges sind es die Väter, die ihre Söhne begraben.“

Verehrte Pressevertreter/innen!

Das kurdische Volk wollte immer den Frieden. Unser Anführer hat während seiner 7-jährigen Haft auf der Ein-Personen-Gefängnisinsel Imrali immer wieder erklärt: „Ich lebe hier nur für den Frieden.“ Die kurdische Seite erklärte in dem 15-jährigen Krieg drei Mal einen einseitigen Waffenstillstand. Nach dem Aufruf Herrn Öcalans vom 2. August 1999 zogen sich die Guerillakräfte außerhalb der türkischen Staatsgrenzen zurück. Er hat bedeutende Möglichkeiten für die Konfliktlösung auf friedlich-demokratischem Wege geschaffen. Diese Bemühungen steigernd kamen zwei Friedensgruppen, eine aus den Bergen, die zweite aus Europa, in die Türkei. Das kurdische Volk hat zur Lösung des Problems seinen demokratischen Kampf verstärkt und bei jeder Gelegenheit nach Frieden gerufen.

Aber der Staat hat die entwickelten Friedensanstrengungen unseres Volksführers und unseres Volkes unbeantwortet gelassen. Er hat die Bemühungen und Forderungen für Frieden als „Schwäche“ gewertet. Die Anwaltsgespräche von Herrn Öcalan sind mit personenbezogenen Sondergesetzen, die auf der Welt vielleicht ihresgleichen suchen, verboten worden. Er personifiziert für unsere Menschen bekanntermaßen die Würde. Aber immer wieder wird unsere Würde auf beharrliche Weise angetastet. Ein Problem kann nur mit den betreffenden Parteien gelöst werden. Die Beseitigung einer Gesprächspartei bedeutet nicht die Lösung des Problems, im Gegenteil, es würde noch weiter in die Ausweglosigkeit getrieben werden. Kann der Willen von Millionen Menschen negiert werden, wenn der Anführer einer Volksbewegung, der die letzten dreißig Jahre der Türkei mitbestimmt hat, inzwischen in den Herzen von Millionen verankert ist? Was erreicht man damit, Millionen Menschen zu Terroristen zu erklären? Natürlich kann es keine Altersbegrenzung für „Terroristen“ geben. Diejenigen, die dem 12-jährigen Ugur Kaymaz 13 Kugeln in den Körper gejagt haben, wurden nacheinander befördert. Um die Täter rein zu waschen wurde das Verfahren nach Eskisehir verlegt. Zivilpolizisten – dem Schein nach Normalbürger – griffen die Personen, die den Prozess besuchten, an. Vielleicht würde man, wenn es nicht zu weit ginge, den Verantwortlichen einen Verdienstorden verleihen. Diese Vorgehensweisen erzwangen und erzwingen unsere Geduld.

Das „Lösungspaket“ der AKP zur kurdischen Frage mündete in ein Reuegesetz. Es änderte nichts an der Haltung: „Wenn ihr nicht daran denkt, dann gibt es auch kein Problem.“, und es führte dazu, dass die Friedens- und Demokratiephase einseitig blieb und stagnierte. Die mit der „Fahnenprovokation“ des Generalstabs angeheizte nationalistische Welle zeigte nach den Lynchversuchen von Trabzon, Sakarya und zuletzt Eskisehir, dass wir uns in einer äußerst angespannten Situation befinden. Die vorherrschende Meinung innerhalb des Staates lautet: „entweder eine würdelose Kapitulation oder der Tod“. Es ist ersichtlich, dass keine andere Alternative geboten wird. Mit breit angelegten militärischen Operationen sind die Gefechte erneut entbrannt. Die Bilanzen beider Seiten zeigen die Entschlossenheit. Wenn dem kein Einhalt geboten wird, wird die Türkei offensichtlich in einen Bürgerkrieg getrieben.

Der Ministerpräsident und der Generalstab sollten eines genau wissen: Die kurdische Frage existiert, auch wenn nicht daran gedacht wird. Und die kurdischen Jugendlichen gehen nicht in die Berge, weil sie arbeitslos sind. Sie begeben sich in die Berge wegen der eben genannten Verleugnung. In der Türkei gibt es 17 Millionen Arbeitslose. Was aber ist der Grund für diese Arbeitslosigkeit und Armut? Die natürlichen Ressourcen und die Produktivkraft dieses Landes sind in der Lage, die Bevölkerung im Wohlstand leben zu lassen. Aber ihr verballert unser für Bildung, Gesundheit und Lebensunterhalt gedachtes Geld als Raketen und Kanonen in unseren Bergen. Ihr unterhaltet eine millionenschwere Armee und eine fast ebenso große Spezialkriegsorganisation. Anschließend tretet ihr vor die Presse, gebt Instruktionen und behauptet, dass junge Menschen wegen Arbeitslosigkeit in die Berge gehen. Niemand geht in die Berge, weil er oder sie „arbeitslos und unwissend“ ist. Wir sind zwar nicht alle StudentInnen, verfügen aber über so viel Bewusstsein, um die Ungerechtigkeiten erkennen zu können, und sind selbstlos genug, um uns zur Veränderung dieser Verhältnisse opfern zu können. Weil unsere Würde mit Füßen getreten wird, weil unsere Identität und Existenz verleugnet werden, kämpfen wir für Gerechtigkeit und Freiheit. Unter dem Motto „wir Jugendliche wollen nicht töten und getötet werden“ haben wir uns entschieden, Lebende Schutzschilde zu werden, um die militärischen Auseinandersetzungen zu beenden. Der Staat aber hat unsere Friedensforderungen mit Drangsalierungen, Folter und Festnahmen beantwortet. Über 200 MitstreiterInnen von uns wurden festgenommen. Die mit außerordentlicher Macht ausgestatteten Gouverneure haben unsere Einreise in die Provinzen verhindert. Die Soldaten und Sicherheitskräfte haben mitsamt ihren Rüstungen, Schlagstöcken und Schildern eine Barriere gegenüber all unseren Friedensinitiativen aufgebaut. Wegen der jüngsten Politik des Staates, der Regierung sind wir hier, um so auf den lebenswichtigen Aspekt des Problems aufmerksam zu machen, hier. Wir erklären erneut, dass wir wie in der Vergangenheit auch jetzt und in Zukunft weiterhin bereit sind, für die Lösung zwischen den Konfliktparteien die notwendige Mission zu erfüllen. Wenn die Isolation und die Operationen sowie die Repressionen gegenüber unserem Volk anhalten, läuft der Staat Gefahr, alle kurdischen Jugendlichen zu verlieren und gegen sich aufzubringen.

Wir appellieren auch an die kurdischen Jugendlichen.
Wir werden in der Türkei noch immer als „so genannte Staatsbürger“ gesehen. Das entwürdigende Vorgehen gegenüber unserem Vorsitzenden und gegenüber unserem Volk strapaziert unseren Geduldsfaden. Unsere Würde wird massiv verletzt, wir müssen sie verteidigen. Aus diesem Grunde haben wir uns in die Medya-Verteidigungsgebiete begeben. Wir werden hier unseren Kampf der Freiheitsbrigaden aufbauen und versuchen, unserer Stimme auf diese Weise Gehör zu verschaffen. Auf dieser Grundlage rufen wir euch auch zum aktiven Kampf auf.

Verehrtes türkisches Volk und seine Intellektuellen!

Was würdet ihr machen, wenn eure grundlegenden Werte wie Identität oder Sprache, die euch ausmachen, verleugnet würden? In der Türkei gibt es Kreise, die sich bei einem Angriff irgendwo auf der Welt auf einen Angehörigen eurer Nation oder seine Werte sofort erheben. Dabei hat die 30-jährige Phase der Konfrontation auch eurem Leben Leid zugefügt. Dieser Krieg nimmt uns das Brot aus unserem Mund und treibt uns in die Armut. Außer den Leichnamen der Guerillas kehren auch die Soldatenleichen heim. Unsere Mütter weinen. Einige von euch denken sicherlich, all das geschehe für das Vaterland. Aber hier ist ein kurdisches Volk, das seit Tausenden von Jahren sein Brot mit euch geteilt hat, und ihr habt euch gegenseitig „Geschwister“ genannt. Unsere Großväter haben in Canakkale gemeinsam für dieses Land gekämpft. Ihre Gräber liegen jetzt nebeneinander. Was würden sie jetzt wohl dazu sagen, dass unsere Existenz verleugnet wird? Ihr lest und lebt in eurer Sprache. Haben wir kein Recht darauf? Welchen Nutzen könnt ihr davon haben, dass die kurdische Identität verboten ist? Während das kurdische Volk Widerstand leistet gegen den Angriff auf sein natürliches Existenzrecht, entsteht ein Krieg, den ihr vielleicht gar nicht deuten könnt. Unsere Forderung nach unserer Sprache wird als Separatismus gesehen. Warum schließt ihr sofort eure Augen und vergesst die Vergangenheit, wenn einige eure nationalen Gefühle aufheizen? Vielleicht ist sich ein Großteil von euch der Ereignisse bewusst. Aber wenn dem so ist, warum erhebt ihr nicht eure Stimme? Schaut, in Istanbul, Ankara, Izmir, Adana, Samsun, Diyarbakir und Van haben wir uns dermaßen vermisst, dass wir nicht ohne weiteres zu trennen sind. Aber am Beispiel der Fahnenprovokation haben wir gesehen, wie einige euch mit nationalen Gefühlen gegen uns aufstacheln konnten. Wir sind Nachbarn, wie sollen wir uns nach all dem, was geschehen ist, in die Augen schauen? Diese Realität müsst ihr sehen. Wir haben kein Problem mit euch, unser Problem besteht mit diesem System, das uns unsere Freiheit abspricht. Daher rufen wir die türkischen Jugendlichen dazu auf, unseren gerechten Kampf zu sehen und sich mit uns zu solidarisieren.

An die Intellektuellen, die einen Aufruf veröffentlicht haben:
Frieden kann nicht dadurch realisiert werden, dass die Kapitulation einer Konfliktpartei gefordert wird. Das wird zu größter Ungerechtigkeit führen. Gerechtigkeit kann auf der Grundlage gegenseitiger Übereinkunft geschaffen werden. Wir denken, dass es die Aufgabe von Intellektuellen ist, sich für diese Grundlage einzusetzen und bereit zu sein, notfalls den Preis zu zahlen. Wir rufen alle gewissenhaften Intellektuellen und Institutionen dazu auf, ihren Beitrag zur Entwicklung einer gerechten Lösung zu leisten, bevor es zu spät ist.


Verehrte Pressevertreter/innen!

Die ständig zunehmenden Angriffe des Irans und Syriens gegen das kurdische Volk im Rahmen ihres Bündnisses mit der Türkei haben erschreckende Dimensionen erreicht. Vor allem aus dem Iran erreichen uns täglich Nachrichten über Todesfälle oder über Festnahmen. Wenn der iranische Staat die kurdische Identität nicht verleugnet, so erkennt er die Freiheit der Kurden nicht an. Er beantwortet die kurdische Forderung, vor allem der Jugendlichen, nach demokratischen Rechten mit zunehmender Gewaltanwendung. Wir rufen den Iran und Syrien dazu auf, Abstand zu nehmen vom antikurdischen Bündnis und den gegenwärtigen Angriffen und stattdessen die Freiheiten aller innerhalb ihrer Staatsgrenzen lebenden Völker anzuerkennen. Wir begrüßen den Kampf der Jugendlichen in Ost- und Südwestkurdistan und rufen sie dazu auf, sich unserer Aktion anzuschließen. Auch appellieren wir an die kurdischen Jugendlichen im Ausland, sich diesem Prozess anzuschließen.

An die Weltöffentlichkeit:
Der Westen ist mitverantwortlich für den im Mittleren Osten errichteten Status quo. Ihr politischen Verantwortlichen der USA und Europas, die ihr eine wichtige Rolle bei der Lösung spielen könntet, sagt, wir sollen von Abdullah Öcalan und seiner Bewegung Abstand nehmen. Warum versucht ihr den Freiheitskampf des kurdischen Volkes zu spalten? Welche Demokratie und welche Freiheit verteidigt ihr? Hat das kurdische Volk nicht das Recht, seine Führung, seinen politischen Vertreter selbst zu bestimmen? Wir laden euch dazu ein, im Rahmen demokratischer, freiheitlicher und gerechter Werte eine aufrichtige Position bei der Lösung des Problems einzunehmen. Weiter fordern wir von der UNO, den Kampf des kurdischen Volkes zu sehen und bei der Lösung mitzuwirken.


Fazit:
Wir sehen, dass weltweit ähnliche Konflikte, die den Völkern Leid zufügen wie im Falle Nordirlands, einer nach dem anderen in eine Lösungsphase treten. Wir fordern bezüglich der Lösung der kurdischen Frage, dass für die Aufnahme eines Dialogs die Militäroperationen unverzüglich eingestellt werden und beide Konfliktparteien die Waffen ruhen lassen. Des Weiteren muss die Isolation unseres Vorsitzenden aufgehoben werden und er sollte als Gesprächspartner in die Lösung einbezogen werden. Anschließend sollte in Beachtung der Erfahrungen aus anderen Konflikten auf der Welt eine friedliche Lösung angestrebt werden. Parallel dazu sollte eine „Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission” aufgebaut werden, um wie im Falle Südafrikas Kriegsverbrechen zu recherchieren und zur gesellschaftlichen Übereinkunft beizutragen.

Die politische Aktion von uns 200 kurdischen Jugendlichen ist eine Reaktion auf die Verweigerung einer Lösung und auf die Anwendung von Gewalt. Wir haben heute unseren Blick den Bergen zugewandt mit derselben Absicht, mit der damals vor sechs Jahren schon eine Friedensgruppe aus den Bergen und eine andere Friedensgruppe aus Europa in die Türkei kamen. Das sollte von unserem Volk und dem Staat richtig verstanden werden. Wir erklären hiermit, dass wir bereit sind, für Frieden und Freiheit alles zu ertragen. Wir erwarten, dass diejenigen im Kampf für Frieden und Freiheit sich mit uns solidarisieren. Es ist notwendig, dass alle Position beziehen in der Frage von Krieg oder Frieden. Frieden, Demokratie und Freiheit sind im Sinne aller. Wir brauchen Frieden und Freiheit mehr als unser tägliches Brot. Denn nur so kann das Brot für uns schmackhaft werden. Deshalb rufen wir alle aufmerksamen Kreise dazu auf, mit uns gemeinsam die Last auf sich zu nehmen und zur Problemlösung beizutragen. Deshalb sagen wir, es ist eine Notwendigkeit für uns alle, für den FRIEDEN zu denken, für den FRIEDEN zu schreiben, für den FRIEDEN zu zeichnen, für den FRIEDEN zu sprechen, für den FRIEDEN zu laufen und für den FRIEDEN zu kämpfen.

Wir entbieten unserem Volk, unseren FreundInnen und unseren MitstreiterInnen unsere Grüße.


10. August 2005
Friedens- und Freiheitsbrigaden
Medya-Verteidigungsgebiete