Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.
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Pressemitteilung
Düsseldorf, 11. November 2002

 

Seit vier Wochen werden jegliche Kontakte Abdullah Öcalans zur Außenwelt mit fadenscheinigen Begründungen von den zuständigen türkischen Stellen verhindert.

Abdullah Öcalan befindet sich seit vier Jahren isoliert auf der Gefängnisinsel Imrali. Kontakt zur Außenwelt besteht lediglich über die normalerweise einmal wöchentlich angesetzten einstündigen Besuche seiner Anwälte und Geschwister. Innerhalb der letzten sechs Wochen konnte nur ein einziger Besuch stattfinden; alle weiteren Gespräche wurden mit der Begründung, die Wetterbedingungen würden eine Überfahrt zur Insel nicht gestatten oder das Schiff habe einen Motorschaden, verhindert.

Als Kurdisches Frauenbüro für Frieden sind wir in großer Sorge um das Leben von Abdullah Öcalans. Unser Anliegen ist, ein erneutes Aufflammen der Gewalt in Kurdistan und in der Türkei zu verhindern und einen bleibenden und würdevollen Frieden zu schaffen.

Abdullah Öcalan ist für das kurdische Volk ein Symbol der Hoffnung. Er steht für den Kampf um ein Leben in Würde und einen gerechten Frieden. Wie bei seiner Entführung in die Türkei im Februar 1999 deutlich wurde, haben Millionen von Kurdinnen und Kurden dieses Vorgehen als einen direkten Angriff auf sich selbst begriffen. Nur durch sein schnelles Eingreifen konnte ein Blutvergießen verhindert werden, das Zehntausenden das Leben gekostet hätte.

Kürzlich haben in der Türkei Parlamentswahlen stattgefunden. Die undemokratische Zehnprozenthürde sowie die Repression während der Wahlperiode haben zur Folge, dass fast 60 Prozent der Bevölkerung nicht durch das Parlament vertreten werden. Auch Frauen und der kurdische Bevölkerungsteil werden nicht
parlamentarisch repräsentiert. Damit ist vorläufig der Weg versperrt worden, eine Demokratisierung auf parlamentarischem Weg voranzutreiben.

Wir rufen die demokratische Öffentlichkeit dazu auf, die Entwicklungen in dieser gefährlichen Situation aufmerksam zu verfolgen und jeglichen möglichen Einfluss geltend zu machen, damit die Isolation Abdullah Öcalans umgehend aufgehoben wird.