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Föderation der kurdischen Vereine in Deutschland e.V.

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Düsseldorf, 09.12.2011

Die Stimme für Frieden und Geschwisterlichkeit wird zum Verstummen gebracht:
Verschärfte Isolationshaft von Abdullah Öcalan

Mit einer verschärften Isolation von Abdullah Öcalan, des inhaftierten Repräsentanten von Millionen Kurdinnen und Kurden, sabotiert die türkische Regierung jeden Versuch einer politischen Lösung der kurdischen Frage.
Seit vier ½ Monaten werden die Rechtsanwälte von Herren Öcalan an jeder Kontaktaufnahme mit ihrem Mandaten gehindert. Mal heißt es, das Boot zur Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer sei defekt, dann wieder wird angeblich schlechtes Wetter als Grund genannt. In der regierungsnahen Presse wird die Kontaktsperre unterdessen ganz offen als Maßnahme der islamisch-konservativen AKP-Regierung zur Schwächung der kurdischen Freiheitsbewegung benannt. Doch geschwächt wird so vor allem die Hoffnung auf Frieden in Kurdistan.
Noch vor einem Jahr hatte die türkische Regierung erstmals offen zugegeben, mit Abdullah Öcalan in einem Dialog zu stehen. In der Hoffnung auf eine politische Lösung der kurdischen Frage hatte sich Herr Öcalan auch nach den Parlamentswahlen vom Juni 2011 für eine Verlängerung der Waffenruhe durch die Guerilla eingesetzt. Gegenüber seinen Anwälten erklärte Herr Öcalan, er sei sich mit den Staatsvertretern über die Unterzeichnung von zwei Protokollen zur Einleitung eines Lösungsdialoges einig geworden. Doch es erfolgten keine weiteren positiven Schritte der Regierung. Der Dialog wurde abgebrochen, Abdullah Öcalan ist seit dem 27. Juli von der Außenwelt abgeschnitten. Seine Stimme für Frieden und Geschwisterlichkeit wurde zum verstummen gebracht.
Auf die Kontaktsperre ihres Mandanten erfolgte die Inhaftierung der Anwälte selber. Am 22. November wurden bei türkeiweiten Polizeirazzien rund 50 Rechtsanwälte, die mit Unterbrechungen oder dauernd Abdullah Öcalan juristisch vertraten, festgenommen. Das „Rechtsanwaltskanzlei des Jahrhunderts“ in Istanbul wurde durchsucht und zahlreiche Unterlagen wurden beschlagnahmt. Gegen Dutzende Anwälte wurden anschließend Haftbefehle verhängt. Ihnen wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation vorgeworfen. Sie hätten als Boten zwischen Öcalan und der PKK-Führung in den Kandil-Bergen gedient, rechtfertigt die regierungsnahe Zeitung Zaman die Verhaftung der Anwälte, da diese ihre Gesprächsnotizen nach jedem Besuch auf Imrali öffentlich gemacht hatten. Tatsächlich wurden auf diesem Weg in den letzten zwölf Jahren regelmäßig Waffenstillstände der PKK von Abdullah Öcalan angeregt.
Am 5. Dezember wurde schließlich der bekannte italienische Rechtsanwalt Arturo Salerni, der Abdullah Öcalan 1998 während seines Italien-Aufenthalts vertrat, auf dem Istanbuler Flughafen festgenommen. Salerni, der als Prozessbeobachter zum Verfahren gegen 151 kurdische Politiker nach Diyarbakir reisen wollte, wurde als „unerwünschte Person“ zur Ausreise gezwungen. Nicht nur Abdullah Öcalan – das ganze kurdische Volk – soll offenbar vor der Weltöffentlichkeit isoliert werden, während die türkische Armee mit Giftgas gegen Freiheitskämpfer vorgeht und eine Verhaftungswelle kurdischer Politiker auf die nächste folgt. Heute befinden sich 4000 kurdische Politiker und Aktivisten, darunter Parlamentsabgeordnete, Bürgermeister, Stadträte und Parteivorstände, hinter Gittern.
Wir appellieren an alle wohlwollenden, demokratischen und friedliebenden Kräfte: Fordern Sie ein Ende der Isolation von Abdullah Öcalan – als Voraussetzung für einen Friedensdialog. Setzen Sie sich gemeinsam mit uns für die Freilassung der Tausenden politischen Gefangenen in der Türkei ein.

Geben Sie dem Frieden eine Chance!

YEK-KOM

 
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