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Hamburg, 16. April 2001

Protestiert gegen die unmenschliche Gefängnispolitik in der Türkei

Täglich erreichen uns neue Meldungen über den Tod weiterer Gefangener und deren Angehörigen

Keine Verhandlungsbereitschaft zur Schließung der F-Typ-Isolationsgefängnisse

Heute, am morgen 179. Tag des Hungerstreiks und Todesfastens gegen die F-Typ-Isolationsgefängnisse erreichte uns die Meldung von dem Tod eines weiteren Gefangenen. Im diesem Widerstand gegen die Institutionalisierung der Isolationsfolter in der Türkei mit der Rückendeckung durch die europäischen Staaten sind bis heute 13 Menschen gefallen:

Cengiz Soydas: DHKP/C; Sincan F-Typ-Isolationsgefängnis; starb am 21. März.
Adil Kaplan: TKP(ML); Edirne F-Typ-Isolationsgefängnis; starb am 6. April.
Bülent Coban: DHKP/C; Edirne F-Typ-Isolationsgefängnis; starb am 7. April.
Gülsüman Dönmez: TAYAD Angehörige; starb am 9 April.
Nergiz Gülmez: TKP/ML; Kartal Spezialtypgefängnis; starb am 11. April.
Fatma Ersoy: DHKP/C; Kütahya Spezialtypgefängnis; starb am 11. April.
Tuncay Günel: TIKB; Buca; starb am 12. April.
Celal Alpay: TKP(ML); Buca; starb am 12. April.
Abdullah Bozdag: DHKP/C; Buca; starb am 12. April.
Erol Evcil: DHKP/C; Sincan F-Typ-Isolationsgefängnis; starb am 12. April.
Murat Coban: DHKP/C; Sincan F-Typ-Isolationsgefängnis; starb am 14. April.
Canan Kulaksiz: TAYAD Angehörige starb am 15. April
Sedat Gürsel Akmaz: DHKP/C starb im Krankenhaus von Izmir am 16. April

Mit jeder Stunde, mit jeder Minute, kann sich die Zahl der Toten erhöhen, denn die Regierung ist nicht zum Einlenken auf die Forderungen der Gefangenen bereit. Sie ist nicht einmal bereit, Verhandlungen mit den Sprechern der Gefangenen oder den Menschenrechtsvereinen der Türkei aufzunehmen. Warum auch, denn der Druck auf die türkische Regierung vor allem aus den europäischen Ländern ist sehr verhalten. So fragten Angehörige der Gefangenen in einer Presseerklärung am 13. April: "Alle die sagen, ich bin gegen Folter, ich verteidige die Menschenrechte, ich bin Demokrat, fortschrittlich, ich bin für Recht, all diese Institutionen, Personen, Gewerkschaften, Berufskammern, Massenorganisationen... wo seid Ihr? Jeden Tag sterben sie, wo seid Ihr?"

Die dem Tod nahen Gefangenen werden gefoltert
So wurde der Gefangene Tuncay Günel vor seinem Tod von Gendarmen angegriffen. Andere Gefangene erklärten über ihre Anwälte, dass Tuncay zusammengetreten worden ist. Auf seinen Armen und auf seiner Brust wurden Fußspuren gefunden. An seiner Leiche wurde ein gebrochener Arm festgestellt.

Menschenrechtsorganisationen in Europa schweigen
Der Menschenrechtsverein IHD Istanbul hat in einem Brief an die Türkei-Abteilung von Amnesty International (ai) seine Befremdung angesichts des Schweigens der Institution kundgetan. "Es sei verwunderlich, heisst es in dem Brief, dass ai trotz des Todes von mehreren Gefangenen keine Delegation in die Türkei entsendet habe. Das Schweigen sei der Grund für die Anhäufung von Todesfällen. 'Soweit wir wissen, sind die Gefängnisse der grösste Arbeitsbereich von ai. Steckt hinter dem Schweigen die Tatsache, dass ai die F-Typ-Gefängnisse billigt? Hat ai die Gefängnisse aus seiner Arbeit gestrichen? Solange Ihr und Institutionen wie Ihr schweigt, wird es weitere Tote geben.' " (Özgür Politika, 14.4.2001)

Isolation ist eine der brutalsten Form der Folter an Menschen
Deshalb müssen Isolationsgefängnisse geschlossen werden. Seit Oktober 2000 befinden sich Tausende Gefangene und Angehörige gegen die Einführung dieser Spezialgefängnisse im Widerstand. Solidarisiert Euch mit Ihnen und unterstützt sie in ihren Forderungen.

Schickt euren Protest an verschiedene Institutionen und Organisationen:

Auswärtige Amt: Bundesminister des Auswärtigen, Herrn Joseph Fischer,
Fax: 01888- 173 402, e-mail: poststelle@auswaertiges-amt.de

amnesty international,
Telefon: +49 (0)228 / 9 83 73-0, Telefax: +49 (0)228 / 63 00 36, E-Mail: info@amnesty.de

Protestfaxe in die Türkei:
Staatspräsident: 0090-312 427 13 30
Ministerpräsident:0090-312 417 04 76
Justizministerium:0090-312 417 39 54
Generaldirektor der Haftanstalten:0090-312 414 63 01

e-mail:
Justizminister Sami Türk: sturk@adalet.gov.tr"
Generaldirektor der Haftanstalten: ertosun@adalet.gov.tr."


Den Angehörigen der Gefallenen möchten wir unser tiefes Mitgefühl aussprechen und schließen uns ihren Forderungen an:

Schluss mit der Isolation!
Schluss mit der Zwangsernährung!
Schluss mit der Repression in den Gefängnissen und ausserhalb!


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