YEK-KOM, Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland e.V.

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Wer jetzt schweigt, macht sich mitschuldig! Türkei greift Hungerstreikende an - bis jetzt 6 Tote
Zugleich türkischer Einmarsch in Südkurdistan

Düsseldorf, 19.12.2000

Heute Morgen um 04.00 Uhr griffen Polizei- und Militärkräfte in großer Zahl überall in der Türkei massiv die seit 61 Tagen im Hungerstreik befindlichen politischen Gefangenen an. Allein in Istanbul-Ümraye fuhren dreißig vollbesetzte Mannschaftswagen und gepanzerte Wagen in den Gefängnishof ein. Die Gegend wurde weiträumig abgesperrt, jedoch waren auch aus größerer Entfernung Explosionen und Schüsse zu hören. Viele Gefangene sollen sich in diesem Gefängnis mit Benzin übergossen und angezündet haben. Bisher gibt es sechs Todesopfer, davon drei namentlich bekannt (zwei Frauen und ein Mann): Sevgi Erdogan - Gef.Usak, Fidan Kalsin - Gef.Canakkale und Murat Özdemir - Gef. Bursa. Familienangehörige der Gefangenen werden in der Nähe der Gefängnisse brutal zusammengeschlagen. Die angreifenden Polizisten, die jetzt auf die politischen Häftlinge der türkischen und kurdischen Linken losgelassen werden, sind überwiegend dieselben Personen, die sich am vergangenen Wochenende in Massen an faschistischen Demonstrationen beteiligt hatten.

Eine weitere, äußerst bedenkliche Meldung erreichte bereits gestern die Öffentlichkeit: Am vergangenen Wochenende ist die Türkei mit massiven Militärkräften über die Grenze nach Südkurdistan (Irak) einmarschiert. Sie verfolgt damit offensichtlich das Ziel, die Kämpfer der PUK bei ihren seit dem 3.Dezember andauernden Angriffen auf die Volksverteidigungskräfte der PKK nun auch direkt militärisch zu unterstützen. Damit verletzt die Türkei erneut massiv internationales Recht!

Wie lange wollen der Europäische Rat (dem die Türkei angehört), die Europäische Union (für die die Türkei seit einem Jahr offizielle Beitrittskandidatin ist) und die Regierungen Europas und der USA den andauernden, progressiven und jetzt erneut eskalierenden Verstößen der Türkei gegen Menschenrechte und Völkerrecht tatenlos zusehen? Müssen die Opfer in den Gefängnissen der Türkei erst Dutzende oder Hunderte sein, ehe das Ausland reagiert? Soeben wird gemeldet, dass die Mauern des Gefängnisses in Istanbul-Bayrampasa von den Polizeikräften eingerissen werden und das Dach abgedeckt wird, weil auf andere Weise der starke Widerstand der Gefangenen nicht überwunden werden kann - wie hoch ist der Wert türkischer und kurdischer Menschenleben in Europa?

Unterstützen Sie die Solidaritätshungerstreiks in Europa und weitere Aktionen durch Ihren Besuch und Ihre Unterschrift:

Köln: Domplatte; Berlin: KOC DEM, Mehringdamm 33, 10961 Berlin (außer-dem Demonstration am Samstag, Ort und Zeit wird noch bekannt gegeben); Hamburg: Demonstration HEUTE, 17:00 UHR ab Sternschanze zum Dammtor; (weitere Demonstration am Samstag); Rotterdam: Eendrachtsplein; Brüssel: DHKC-Büro, Rue Belliard 197; Wien: Münzwardeingasse 5, Wien 6

Treten Sie in Kontakt mit Ihren Wahlkreisabgeordneten und verlangen Sie von ihnen, tätig zu werden!

Schreiben Sie an deutsche und europäische Regierungsstellen und verlangen Sie Interventionen; wenden Sie sich ferner nach Möglichkeit an türkische Botschaften und verurteilen Sie die Handlungsweise der türkischen Regierung!

YEK-KOM V.i.S.d.P.:YEK-KOM, Graf-Adolf-Str.70A, 40210 Düsseldorf

Achtung - Achtung - Achtung - Achtung!

Ergänzung: 19.12.2000, 14:50 Uhr: Wie wir soeben erfahren, wurden im türkischen Fernsehen in den Mittagssendungen bereits 13 Todesopfer angegeben; außerdem sollen heute bereits 40 Gefangene mit Gewalt in die neuen F-Typ-Gefängnisse deportiert worden sein. YEK-KOM