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Hamburg, 7. Dezember 2000


PUK Angriffe auf PKK-Volksverteidigungskräfte in Südkurdistan mit Unterstützung der türkischen Armee

Nach zwei Monaten Waffenruhe in der Sorani-Region in Südkurdistan (Nordirak) haben mit Angriffen der PUK (Partriotische Union Kurdistans) auf die Volksverteidigungskräfte der PKK erneut bewaffnete Auseinandersetzungen begonnen.

Die Angriffe der PUK auf Stellungen der PKK begannen am 3. Dezember um 23.00 Uhr in den Gebieten Kani Cenk und Boti. In den erneuten Auseinandersetzungen gibt es wieder viele Tote, 30 KämpferInnen auf Seiten der Volksverteidigungskräfte Kurdistans und ca. 100 Pesmerga der PUK. 30 Pesmerga wurden von der PKK gefangengenommen.

Das Hauptquartier der Volksverteidigungskräfte der PKK gab bekannt, daß eine 70-köpfige türkische Militärdelegation die Gegend um Ramya und Kaladize in der Zeit vor den Angriffen ausgespäht und fotografiert habe und 20 türkische TIR-LKWs mit schweren Waffen und Munition vor einigen Tagen an PUK Vertreter in Sulemaniya übergeben worden sind. Von Munition bis Decken und Lebensmitteln, habe die türkische Armee alles geliefert. Während der Gefechte wurden Kampfhubschrauber gegen die PKK eingesetzt, da die PUK keine eigenen Luftstreitkräfte habe, müssen diese aus der Türkei stammen. In den letzten Tagen wurden auch Truppen von Semdinli/Hakkari in der Türkei nach Südkurdistan transportiert, wie lokale Beobachter berichteten. Das türkische Militär hat eine große Zahl von Truppen an der Grenze zusammengezogen, Bewohner der Dörfer an der Grenze wurden festgehalten.

Der Waffenstillstand zwischen PUK und PKK vom 4. Oktober wurde von der PUK gebrochen. In den Gefechten, die dem Waffenstillstand vorausgegangen waren verlor die PUK hunderte ihrer Kämpfer (Pesmergas) und auch auf Seiten der PKK gab es 40 Tote. Der Waffenstillstand ist offensichtlich von der PUK benutzt worden, um neue Angriffe vorzubereiten. Der PUK Vertreter in Ankara Shazad Said sagte inzwischen, man habe der Türkei das Wort gegeben, der PKK nicht zu erlauben sich in der Region aufzuhalten. Eine Delegation des KNK (Nationalkongress Kurdistans) befand sich gerade auf Einladung der PUK in Teheran, um zu vermitteln. Die Einladung der Delegation von Seiten der PUK muß wohl als taktisches Manöver gewertet werden, um die PKK von den Kriegsvorbereitungen abzulenken. Die Delegation wurde von der PUK nicht empfangen.

Der PKK Sprecher Duran Kalkan sagte im kurdischen Fernsehen Medya-TV, daß die PKK sich weiter um Frieden in der Region bemühe, sich aber verteidigen werde. Er sagte, die Situation in Südkurdistan sei eng verbunden mit den aktuellen Debatten in der Türkei und beruhe auf einer Initiative derjenigen, die eine demokratische Lösung der kurdischen Frage und eine allgemeine Demokratisierung sabotieren wollen. Er rief die Weltöffentlichkeit auf, sich gegen diesen Krieg einzusetzen. Er warnte die PUK sich nicht zum Spielball von auswärtigen Interessen machen zu lassen.

Der neue Krieg in Südkurdistan zeigt, daß die Kräfte, die bisher die PKK militärisch in Nordwestkurdistan versucht haben zu vernichten, dieses nach dem einseitigen Waffenstillstand der PKK und dem Rückzug nach Südkurdistan nun versuchen in Südkurdistan fortzusetzen. Die Kräfte, die immer auf eine militärische Vernichtung gesetzt haben: die USA, Großbritannien und die Türkei haben die südkurdischen Parteien PUK und KDP, die offizielle Regierung der sogenannten Schutzzone, in völlige finanzielle Abhängigkeit getrieben und sie so zum Spielball ihrer eigenen Interessen gemacht.

Bei den immer wieder stattfindenden Angriffen von PUK und KDP gemeinsam mit der türkischen Armee auf die PKK handelt es sich nicht um einen "Bruderkrieg" wie es scheint, sondern um einen Stellvertreterkrieg, den die südkurdischen Parteien gegen den Willen des eigenen Volkes stellvertretend für die Türkei und ihrer Verbündeten führen. Es ist nicht so, daß Europa nichts mit diesem angeblichen Bruderkrieg zu tun hat, die gesamte sogenannte Schutzzone ist ein NATO Projekt, in der die PUK und KDP wie Schachbrettfiguren hin und her geschoben werden. Tausende von Menschen mußten daher in den letzten Jahren aus Südkurdistan fliehen.

Wir fordern alle demokratischen und fortschrittlichen Menschen auf, Druck auf die Bundesregierung auszuüben, die Unterstützung für die Türkei und die südkurdischen Parteien einzustellen, damit sich endlich ein gerechter Friede in der Region entwickeln kann.