Redebeitrag auf einer Kundgebung des Göttinger Kirchenasyls am 20.2.1999

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,

wir Ihr alle wißt, hat sich die Lage in Kurdistan und der Türkei sowie in Europa in den letzten Tagen zugespitzt.
 
In Deutschland ist wieder die Rede von "Terror". Terror wird denjenigen vorgeworfen, die seit Jahrzehnten dem systematischen Terrorismus der Staaten ausgesetzt sind, die Kurdistan besetzen. Systematischer Staatsterrorismus, der seit 1980 in der Türkei ca. 900 Tausend Menschen in die Folterkeller des Militärregimes gebracht und tausende kurdische Zivilisten das Leben gekostet hat. Systematischer Staatsterror, im Irak in Form von Giftgasangriffen, die auf einen Schlag mehrere Tausend Bewohner der Stadt Halabja tot mit grausam entstellten Fratzen zurückließ. Systematischer Staatsterror, der in beiden Ländern zur Zerstörung von 10.000 Dörfern führte und Millionen von Kurdinnen und Kurden die Lebensgrundlage nahm und sie zu Flüchtlingen machte. Systematischer Staatsterrorismus, ausgeführt mit deutschen Panzern und deutschen Gewehren in der Türkei, ausgeführt mit deutschem Giftgas im Irak.

Die Opfer dieses Terrors sind es, die zu Hunderttausenden auch nach Europa geflohen sind. Ihre Hoffnung war und ist der kurdischen Befreiungskampf unter Führung der PKK und ihres Vorsitzenden Abdullah Öcalan. Der Befreiungskampf, der Millionen von Unterdrückten ein Bewußtsein für die eigene Stärke gegeben hat. Der Befreiungskampf, der die kurdische Frage unwiederruflich auf die internationale Tagesordnung gesetzt hat. Der Befreiungskampf, der den Kurdinnen und Kurden erstmals seit Jahrhunderten die Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben eröffnet hat.

Gegen diese Bewegung und ihren bedeutendsten Vertreter, den Vorsitzenden der Arbeiterpartei Kurdistans, Abdullah Öcalan, hat auch Deutschland von Anfang an erbittert gekämpft. Einen ersten Höhepunkt fand dieser Kampf in den Düsseldorfer Prozessen, als die Befreiungsbewegung zu einer "terroristischen" erklärt werden sollte. Dies scheitere juristisch, also griff Innenminister Kanther zum Mittel des Verbots der PKK und zahlreicher anderer Organisationen. Die Hetze fiel auf fruchtbaren Boden, nicht zuletzt sie führte zur Ermordung des 16jährigen Halim Dener durch einen SEK-Beamten in Hannover. Eine Abschiebemaschinerie in Folter und Tod wurde in Gang gesetzt, die ihresgleichen sucht.

Als die PKK aller Welt die Hand zum Frieden reichte, als sie mehrfach einseitige Waffenstillstände verkündete und einhielt, als schließlich Abdullah Öcalan selbst nach Europa kam, war kein europäischer Politiker bereit, mit ihm zu reden. Alle diplomatischen Versprechungen, die Öcalan gegeben worden waren, waren hinfällig geworden. Statt dessen trieben die westlichen, ach so demokratischen Staaten ihn Schritt für Schritt in die Arme der Türkei. 

Deutschland spielt das Unschuldslamm und ist doch mitschuldig am Tod durch deutsche Panzer, mitschuldig am Tod durch deutsches Giftgas, mitschuldig am Tod durch Abschiebung in Folter und Mord. Die Terroristen sitzen in Bonn und Berlin, in Washington, Tel Aviv und Ankara.

Freiheit für Abdullah Öcalan und alle politischen Gefangenen!
Freiheit für Kurdistan!
Aufhebung des PKK-Verbots!
Es lebe der kurdische Befreiungskampf und seine Organisationen!

Kurdistan-Solidarität Göttingen