yahoo, 24. Mai 1999
Rund 11.000 Kurden demonstrieren für Freiheit Öcalans

Friedliche Großkundgebungen in Düsseldorf und Berlin

Düsseldorf (AP) Gut eine Woche vor Beginn des Prozesses gegen Abdullah Öcalan in der Türkei haben am Samstag rund 11.000 Kurden in Düsseldorf und Berlin für die Freilassung des PKK-Chefs demonstriert. Auf Großkundgebungen forderten die Teilnehmer aus der ganzen Bundesrepublik einen fairen Prozeß und kritisierten Öcalans «Vorverurteilung durch türkische Politiker und Medien». Viele von ihnen hatten sich symbolhaft in weiße Laken gehüllt. Die Veranstaltungen, die von der Polizei scharf bewacht wurden, blieben nach deren Angaben friedlich. Öcalan, der Führer der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei, ist in der Türkei inhaftiert und erwartet den Beginn seines Prozesses am 31. Mai. Nach der Verhängung der Todesstrafe gegen zwei andere PKK-Fuktionäre fürchten seine Anhänger, daß ihm dasselbe Urteil bevorsteht.
In Düsseldorf forderten Sprecher der Veranstalter vor den rund 8.000 Teilnehmern internationalen Druck auf die Türkei und demokratische Rechte für ihre Landsleute. Öcalan wurde auf Plakaten und Flugblättern als «Freiheitssymbol des kurdischen Volkes» bezeichnet. Die mehrstündige Demonstration endete mit einer Kundgebung vor dem Schauspielhaus, wo die Veranstalter 50 als Henker verkleidete Männer mit großen blutigen Sicheln durch die Reihen der Teilnehmer schreiten ließen. Auf dem Podium hatten sie einen Galgen errichtet, unter dem einem Mann in der Rolle des PKK-Führers der Strick um den Hals gelegt wurde. «Das kurdische Volk und seine Freunde werden ihre Aktionen so lange fortsetzen, bis Öcalan frei ist», hieß es auf einem Plakat. Die Polizei berichtete von zehn Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Vereinsgesetz. Sie beschlagnahmte fünf Fahnen und ein Transparent mit Symbolen der verbotenen PKK.  In Berlin bildeten nach Veranstalterangaben rund 3.000 Teilnehmer eine Menschenkette auf dem Kurfürstendamm.