Rhein-Neckar-Zeitung 25.5.1999

Anwalt von Öcalan wegen Appells an Menschenrechts-Gericht angeklagt

Ankara (dpa) - Eine Woche vor Beginn des Prozesses gegen den kurdischen Separatistenführer Abdullah Öcalan ist einer seiner Anwälte der Unterstützung für eine terroristische Organisation angeklagt worden. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag berichtete, fordert der Ankläger am Staatssicherheitsgericht von Istanbul, Erol Canozkan, Haftstrafen zwischen drei und fünf Jahren für den Anwalt Niyazi Ulgan und dessen Sekretär Sibel Ceylan.
Hintergrund der Anklage ist der Vorwurf, der Anwalt Ulgan habe in einem Schreiben an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gefordert, den Prozeß gegen Öcalan «zurückzuweisen». Das Schreiben sei vom Sekretär Ceylan zusammen mit anderen von Ulgan verfaßten Dokumenten nach Belgien gebracht worden.
Der Prozeß gegen Öcalan soll am Montag auf der Gefängnisinsel Imrali beginnen, wo er seit seiner Festnahme im Februar in Kenia festgehalten wird. Die Anklage lautet auf Mord und Hochverrat. Bei einer Verurteilung droht dem Chef der Kurdischen Arbeiterpartei PKK die Todesstrafe.