Oberösterreich online 5.5.99

Anwälte von PKK-Chef Öcalan drohen mit Niederlegung ihres Mandats

Istanbul (APA) - Knapp einen Monat vor Beginn des Gerichtsverfahrens gegen Abdullah Öcalan haben die 17 Verteidiger des Chefs der Arbeiterpartei Kurdistans
(PKK) damit gedroht, ihr Mandat niederzulegen. Wie türkische Zeitungen am Dienstag berichteten, sehen sich die Juristen durch Schikanen von Militär und Justiz bei der Ausübung ihrer Arbeit behindert. „Ich habe das Gefühl, daß der Staat in dem Prozeß keine Verteidiger will“, erklärte einer der Verteidiger, Ahmet Zeki Okcuoglu. Er forderte ein sofortiges Ende der Behinderungen. Die Anwälte hatten ihre Arbeit bereits einmal aus Angst um ihr Leben ausgesetzt. Sieben Anwälte Öcalans waren nach eigenen Angaben nach einer Gerichtssitzung in der vergangenen Woche von Polizisten brutal zusammengeschlagen worden. Im April hatten Unbekannte in Istanbul bereits zwei weitere Verteidiger überfallen und verprügelt. Die Juristen beschwerten sich auch darüber, bei ihren Unterredungen mit Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali ständig von Soldaten überwacht zu werden. Dem Staatsanwalt warfen die Verteidiger zudem vor, belastendes Material gegen den PKK-Chef an die Presse weitergegeben zu haben. Öcalan, der sich ab dem 31. Mai wegen Hochverrats und vielfachen Mordes vor Gericht verantworten muß, droht die Todesstrafe.