Sonntag 21. Februar 1999, 21:04 Uhr

PKK-Anhänger in Istanbul festgenommen

Istanbul (dpa) - Nach den gewalttätigen Demonstrationen gegen die Verhaftung von PKK-Chef Öcalan in Istanbul sind heute 380 PKK- Anhänger festgenommen
worden. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, sollen sie gestern bei einer Demonstration Sicherheitskräfte beschossen haben. Dabei wurden fünf Polizisten
verletzt. Seit der Festnahme Öcalans haben sich PKK-Anhänger mehrmals Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Öcalan soll nach türkischen Zeitungsberichten
schon im März wegen Landesverrats angeklagt werden.
 
 

Griechenland gewährt Öcalan-Begleiterin Asyl
 
Athen (AP) Griechenland gewährt einer der drei Begleiterinnen von PKK-Chef
Abdullah Öcalan politisches Asyl, wie ein Sprecher des Außenministeriums in
Athen am Sonntag bestätigte. Die Frau hält sich gegenwärtig in der griechischen
Botschaft in Kenia auf, aus der der Führer der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) am
Montag abend herausgeholt und verhaftet wurde. Der Sprecher konnte
Rundfunkberichte nicht bestätigen, wonach eine weitere Frau ebenfalls Asyl erhält
und die dritte Begleiterin Öcalans nach Belgien ausreisen will. Die drei Frauen hatten sich bis zur Festsetzung Öcalans zusammen mit diesem in dem Botschaftsgebäude in dem ostafrikanischen Staat aufgehalten. Die griechische Regierung ist innenpolitisch wegen des Falls Öcalan stark unter Druck geraten.
Oppositionsführer Kostas Karamanlis von der Partei Neue Demokratie forderte am
Sonntag den Rücktritt von Ministerpräsident Konstantinos Simitis.
 
 

Sonntag 21. Februar 1999, 09:12 Uhr

Hombach räumt nach Kurdenkrawalle Informationspannen in Bonn ein

Hamburg (dpa) - Kanzleramtsminister Hombach hat im Zusammenhang mit den Kurden-Krawallen der vergangenen Woche
schwere Informationspannen in Bonn eingeräumt. Er sagte der Bild am Sonntag, es könne nicht angehen, daß
Kurden-Organisationen früher von der Festnahme Öcalans erfahren haben, als der Bundeskanzler und der für Innere Sicherheit
zuständige Minister. Zuvor hatte schon Innenminister Schily die Sicherheitsbehörden kritisiert. In der Voraufklärung gebe es
sicherlich Defizite, sagte er dem Spiegel.
 

Sonntag 21. Februar 1999, 05:54 Uhr

Friedliche Kurden-Proteste in Europa - Krawalle in Istanbul

Hamburg (dpa) - Der Kurden-Protest gegen die Verhaftung von PKK- Chef Öcalan ist in mehreren europäischen Ländern
fortgesetzt worden. Allein in Deutschland demonstrierten gestern mehr als 13 000 Kurden friedlich für eine Freilassung
Öcalans. Protestkundgebungen gab es unter anderem in Bonn, Stuttgart und Mannheim, aber auch in Paris, Rom, Stockholm,
Amsterdam, Straßburg, Wien und Genf. In Istanbul wurden bei Gewalttätigkeiten und Krawallen fünf Polizisten verletzt.
Zugleich setzte die Türkei ihre Kurden-Offensive im Nordirak fort.
 
 

Berliner Polizei verbietet Kurden-Demonstration
Initiativen kündigen gerichtliche Überprüfung an

Berlin (AP) Die Berliner Polizei hat eine für Sonntag nachmittag geplante
Demonstration für die kurdischen Opfer des Überfalls auf das israelische
Generalkonsulat verboten. Ein Sprecher teilte mit, die Kundgebung unter dem Motto
«Gegen das Massaker an kurdischen DemonstrantInnen» sei nach dem Versammlungsgesetz untersagt worden. Zu der Kundgebung, die vom Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche zum türkischen Konsulat am Kurfüstendamm führen sollte, habe eine Einzelperson aufgerufen.
Eine «Antirassistische Initiative» und andere Organisationen kündigten an, das
Verbot gerichtlich überprüfen lassen zu wollen. Drei Sympathisanten der kurdischen
Arbeiterpartei PKK waren am Mittwoch beim Eindringen in die israelische Vertretung im Grunewald von Sicherheitskräften des Konsulates erschossen worden. Weitere wurden durch Schüsse schwer verletzt. Die etwa 50 mit Schlagwaffen ausgerüsteten PKK-Sympathisanten hatten zuvor eine 30 Mann starke Sicherungsgruppe der Berliner Polizei zusammengeschlagen. Am Samstag hatte die Polizei durch massive Kontrollen auf den Straßen Kundgebungen verhindert.