REUTERS, 29. April 1999, 05:13 Uhr

Amnesty International will Öcalan-Prozeß beobachten

London - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) hat angekündigt, einen Beobachter zum geplanten Prozeß gegen PKK-Chef Abdullah Öcalan zu entsenden. Der Fall Öcalan habe in der Türkei eine grundsätzliche Diskussion über faire Gerichtsverfahren ausgelöst, erklärte die Organisation am Mittwoch in London. Amnesty sei besorgt, daß Öcalan erst zehn Tage nach seiner Verhaftung mit einem Anwalt habe sprechen können. Die Organisation habe den türkischen Ministerpräsidenten Bülent Ecevit aufgefordert, für einen fairen Prozeß gegen den Chef der kurdischen Arbeiterpartei (PKK) zu sorgen.
Zuvor hatte die türkische Staatsanwaltschaft die Anklageschrift gegen Öcalan eingereicht. Ein Staatssicherheitsgericht soll am Freitag erstmals zusammentreten. Sollte es Öcalan schuldig sprechen, müßte es dem Gesetz nach die Todesstrafe verhängen.
Öcalan war Mitte Februar in die Türkei verschleppt worden. Ihm wird vorgeworfen, für den Tod von mehr als 29.000 Menschen im Unabhängigkeitskampf der Kurden verantwortlich zu sein. pon