Wir dokumentieren eine Erklärung der Auslandsvertretung der Demokratischen Partei von Iranisch-Kurdistan (DPKI), vom 25.2.1999 

Anhaltende blutige Auseinandersetzungen in den Städten Iranisch Kurdistans 

Seit rund einer Woche sind die kurdischen Städte in Iranisch-Kurdistan Schauplatz von blutigen Auseinandersetzungen. 

Die Protestaktionen hatten aus Solidarität mit dem kurdischen Volk in Türkei-Kurdistan sowie aus Protest gegen die Entführung des PKK-Vorsitzenden, Abdullah Öcalan begonnen. 
Das Regime hat versucht, vor allem im Ausland den Eindruck zu vermitteln, es gäbe im Iran kein Kurdenproblem und die Kurden in Iran wären so frei, daß sie sogar für die Kurden in anderen Ländern auf die Straße gehen können. Doch sobald die Demonstranten die Rechte des kurdischen Volkes auch im Iran forderten, zeigte das Regime sein wahres Gesicht und schlug zu: 
Am 19.2.1999 in Urmia wurden die Demonstranten, nachdem sie andere Parolen, als die ausgegebenen riefen von der Polizei unter Beschuß Genommen wobei drei Personen getötet und einige verletzt wurden. 
Am 19/20.2.1999 in Mahabad griffen die Einsatzkräfte die Demonstranten massiv an, nachdem sie ihrer Unterstützung für die kurdische Nationalbewegung Ausdruck verliehen. 
Am 20.2.1999 wurden in Mahabad mindestens fünf Demonstranten getötet und zahlreiche Personen verletzt bzw. festgenommen. In der Stadt herrscht unerklärtes Kriegsrecht. 
Am 22.2.1999 in Sanandej, wo die Demonstranten die kurdenfeindliche Politik der islamischen Republik verurteilten, gingen die Unterdrückungsorgane des Regimes mit äußerster Brutalität gegen die Bevölkerung vor. Dabei wurden mehr als dreizehn Demonstranten, darunter vier Mädchen und ein Kind getötet, mindestens 1500 Personen festgenommen. Daraufhin steckte die aufgebrachte Menge mehrere Regierungsgebäude und 44 Militärfahrzeuge in Brand. 
Auf schamloseste Weise zwingen die Behörden die Familien gegen die Freigabe der Leichname ihrer getöteten Angehörigen einen hohen Geldbetrag zu zahlen. Die Schlägertrupps des Regimes in kurdischer Tracht gekleidet, 
laufen in Sanandej herum und schikanieren die Bewohner. Zur genaueren Identifizierung der Verwunderten werden sie in den Spitälern gefilmt. Auch in Sanandej herrscht praktisch das Kriegsrecht. Die Familien haben sich vor den Gefängnissen versammelt und verlangen die Freilassung ihrer Angehörigen. 
Das Massaker an der Bevölkerung von Sanandej was so brutal, daß sogar die „Abgeordneten der kurdischen Gebiete“ im iranischen Parlament erklären mußten, daß das Vorgen der Lokalbehörden durch nichts zu rechtfertigen ist. 

In Kamiaran wurden zwei Demonstranten getötet und 35 festgenommen, die in die Kleinstadt Biar verlegt worden sind. In der Stadt wurde für zwei Tage der Ausnahmezustandt angeordnet. 
Auch in Kermanshah griffen die Sicherheitskräfte die Demonstranten anund nahmen acht Personen fest. 
Die Bevölkerung in Sardachtz, Oshnovieh., Baneh, Manwan, Paveh, Boukan und Saqez sowie die in Tabriz lebenden Kurden haben ebenfalls für die Anerkennung der nationalen Rechte des kurdischen Volkes Demonstrationen abgehalten. 
Durch haltlose Anschuldigungen versucht die Islamische Republik wie immer, auch dieses Mal, die Öffentlichkeit bezüglich der Protestaktionen irrezuführen und die kurdische Bewegung zu diskreditieren. Der Gouverneur der Kurdistan-Provinz Ramazanzadeh, behauptete im Fernsehen, daß Elemente der Fremdmächte, darunter Israel die Ereignisse in Sanandej verursacht hätten und auf deren Anordnung geschossen worden wäre! Andererseits spricht das Militär Drohungen gegen die kurdische Bevölkerung, vor allem in Sanandej aus. 
In einem am 25.2.1999 von der staatlichen Presseagentur INRA veröffentlichten Kommunique kündigte der Oberkommandeur der Bodentruppe der Armee an, daß die 28. Infanterie in Sanandej bald durch Abhaltung eines Manövers ihre Kampf und Verteidigungsfähigkeit demonstrieren wird. Es ist offensichtlich, daß dieses Manöver zur Einschüchterung der kurdischen Bevölkerung sowie der Verbreitung von Angst und Schrecken in Kurdistan dienen soll. 
Seit 20 Jahren werden in Kurdistan vergeblich solche Manöver abgehalten, um das kurdische Volk in Angst zu versetzen. 
Die Kurden im Iran haben legitime Forderungen, für deren Realisierung sie seit geraumer Zeit kämpfen. 
Von solchen Anschuldigungen und Androhungen wird sich das kurdische Volk zweifellos auch dieses Mal nicht einschüchtern lassen. 

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