Stimmen aus Afrika
Muammer Ghadafi und Mwandawiro Mganga

Der lybische Staatspräsident Kolonell Muammer Gadhafi hat sich am Abend des 19. 02. in einer Ansprache im Lybischen Volksfernsehen an die drei in den Konflikt um Öcalan involvierten Parteien gewendet. Der Text wird nach einer Übersetzung der Tageszeitung Özgür Politika wiedergegeben: 

Ich wende mich gleichzeitig an drei verschiedene Adressen: An die türkischen Geschwister, an meine kurdischen Geschwister und an die Staaten, die in die Angelegenheit involviert sind. 
Den türkischen Geschwistern sage ich, betrügt Euch nicht selbst. Denn Euch selbst zu betrügen hieße, daß Ihr aus der Geschichte nichts gelernt habt. Ihr betrügt Euch mit einem falschen Sieg. Denn Istanbul hat auch schon Siegeskundgebungen abgehalten, als Khuma, Abdulcelil und Yahya Siveydi enthauptet und ihre Köpfe nach Istanbul gebracht wurden. Sie haben verkündet: „Die Separatisten von Tripolis sind ausgemerzt worden und Lybien wird auf ewig zu Istanbul gehören.“ Heute macht sich die Geschichte über den Verstand jener Zeit lustig. Denn heute ist Lybien ein freies und unabhängiges Land. 
Istanbul hat Abdulkerim Khelil, Abdulhemit Sehrewi, Shükri El Eseli, El Khetip, El Shahabi, Aqil und Abdulqadir Cezairi ermordet und gesagt „wir haben die separatistische Bewegung ausgelöscht.“ In jener Epoche haben die Istanbuler Gerichte sie des Separatismus angeklagt und gesagt „sie wollen Palästina, Irak und Syrien vom Osmanischen Reich abtrennen“. Allerdings sind heute auch diese Länder frei und die Geschichte fährt fort damit, sich über Istanbul lustig zu machen. 
Das heißt also, daß es nichts anderes als Selbstbetrug war, was die Türken in jener Epoche gemacht haben. Die Geschichte hat gezeigt, daß die Ermordung der arabischen Revolutionäre nicht zu einer Vernichtung der arabischen Nation geführt hat. Die Bilder von Öcalan, die seit zwei Tagen veröffentlicht werden, sind nicht die ersten Bilder dieserart in der Geschichte. Schon vor ihm ist der arabische Revolutionär Khelil El Matran El Beelbeki mit verbunden Augen und gefesselten Händen nach Diyarbakir gebracht und dort ermordet worden. Auch damals hat sich Istanbul gefreut und ausgerufen „die separatistische Bewegung ist vernichtet.“ Allerdings war das kein „Separatismus“, sondern eine Befreiungsbewegung. 

Außerdem wende ich mich an meine kurdischen Geschwister und sage, trauert nicht, denn wieviel Blut der Feind vergießt, so sehr wird das Feuer der Revolution Kurdistans angefacht und um so heißer wird die Unabhängigkeitsrevolution Kurdistans. Die Verleugnung des Rechtes der Völker auf Freiheit kommt von der Finsternis und der Unwissenheit, speist sich aber auch aus Opportunismus und der Unfähigkeit, die Geschichte zu verstehen. Wie sehr auch immer die barbarischen Imperien ihre Grausamkeiten gegen Euch steigern mögen, egal wie viele gewissenlose, pragmatistische und machiavellistische Kräfte Euer Recht auf Freiheit verleugnen mögen, am Ende wird der Sieg Euer sein. Auch die heutigen Imperien werden zerschlagen werden wie das Osmanische Reich. Heute treibt die Geschichte mit den alten Imperien und mit Istanbul Scherze. Zu den Staaten, die an diesem Plan beteiligt sind, kann ich allerwenigstens sagen, daß sie ohne Moral, feige und gewissenlos handeln. 
Sie haben gegen Bestechung und schmutzige Geschäfte einer einzelnen Person ein Komplott bereitet. Sie müssen sich dafür schämen. Und meine kurdischen Geschwister! Ich bin sicher, Euer Kampf wird bis zum Sieg weitergehen. 

Der kenianische Gegner der Militärdiktatur Daniel arap Mois und Menschenrechtsaktivist Mwandawiro Mganga sagte zu dem Vorfall: 

Es ist eine große Tragödie, daß der Vorsitzende der PKK aus Kenia entführt wurde und Folter und der Gefahr der Todesstrafe durch das dortige barbarische Regime ausgesetzt ist. Es ist eine große Tragödie für alle, die sich für Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen. (…) Was Nelson Mandela für den Kampf gegen den Rassismus in Südafrika ist, ist Öcalan für das unterdrückte kurdische Volk. Er ist ein Symbol für die Einheit des patriotischen kurdischen Volkes, sein Heldentum und die freie Selbstbestimmung gegen den türkischen Kolonialismus.