Berliner Kurier, 26.6.99 

Ausschuß deckt neue Panne auf

BERLIN - Der Kurden-Untersuchungsausschuß deckt neue Pannen beim Schutz des israelischen Generalkonsulats auf: Trotz konkreter Warnungen ließ die Polizeiführung den Einsatzleiter der Bereitschafts-Hundertschaften uninformiert handeln. Aussagen mußte Hauptkommissar Günter Neumann (36), Vizechef der 2. Einsatzhundertschaft: Er befehligte am 17. Februar mehrere Hundertschaften im Stadtgebiet - dem Tag der Konsulats-Stürmung, bei der vier Kurden starben. Von den konkreten Hinweisen an die Polizeiführung über die Bedrohung des Konsulats wußte Neumann erst 12 Minuten vor der Stürmung. Grund: Das Fernschreiben mit dem handschriftlichen Zusatz von Polizeipräsident Hagen Saberschinsky vom Vortag, der auf die konkrete Gefährdung hinwies, lag Neumann nicht vor: "Ich habe von der Bedrohung Israels aus Zeitungen erfahren." Demnach war's ein blanker Zufall, daß Polizisten am Konsulat stationiert waren. Neumann: "Ich hatte überlegt, alle Kräfte wegen der Kurden-Ansammlung am Mehringdamm nach Kreuzberg zu beordern." Der Untersuchungsausschuß-Vorsitzende Wolfgang Wieland (Grüne): "Nach den Aussagen von Neumann muß man fragen, warum überhaupt Lagebesprechungen stattfinden." SPD-Innenexperte Hans-Georg Lorenz: "Das ist der Tiefpunkt der bisherigen Untersuchungen. Bei der Lageeinschätzung und deren Weiterleitung hat die gesamte Polizeiführung versagt." sn