junge Welt 24.2.99

Erinnerung

Als nichtnationalistischer, friedensengagierter Jude - solche gibt's mehr, als sichtbar wird - hohen Respekt und Sympathie den gegen Großmachtterror und für Volksfreiheit eintretenden Kurden und Kurdinnen. Ich verneige mich vor ihren hier einzeln, in der Türkei massenweise Hingemordeten. Die Todesschüsse jüdisch-chauvinistischer Schergen, denen soeben drei Freiheitskämpfer erlagen, darunter ein 18jähriges Mädchen, erinnern mich an die Erschießung meines jüngsten Bruders Helmut Anfang 1945 durch SS auf dem Todesmarsch nahe Oranienburg. Imperiale Ausrichtung ähnelt sich immer wieder. Die heutige völkerrechtsverachtende - daher UN übergehende - Ausrichtung der USA auf alleinige Vorherrschaft in dieser Welt, Satrapen wie die Bundesrepublik Deutschland oder ihren Nahostvorposten Israel dabei, ist menschheitsgefährdend. Ich verspreche, im Auftreten gegen jedwede Menschenrechtsmißachtung, jedweden Chauvinismus-Nationalismus nicht nachzulassen.

Das, obwohl ich angesichts der Rückwende-Epoche nicht hoffen kann, in späteren Zeiten die Früchte des Anrennens gegen schrecklichstes Unrecht miternten zu können. Im Ringen gegen Unterdrückung und Massenmord an Juden alt geworden und auf vielfältige Geschichtsabläufe zurückblickend, weiß ich: Letzthin wird der heute wieder einmal triumphierende Imperialismus dank aufwachender Massen hinweggefegt werden.

Fritz Teppich, Berlin