Nach Sturm auf Konsulat: Ausschuß-Vorsitzender zweifelt an Notwehr

Berlin (dpa) - Der Vorsitzende des Kurden-Ausschusses in Berlin, Wolfgang Wieland, hat Zweifel an der israelischen Darstellung des Angriffs kurdischer Demonstranten auf das israelische Generalkonsulat im Februar geäußert. Es sehe so aus, als sei vor dem Konsulat «die Grenze der zulässigen Notwehr überschritten worden», sagte Wieland dem Berliner «Inforadio» am Freitag. Am Donnerstag waren zwei Videos ausgestrahlt worden, die Zweifel an einer Notwehrsituation für das Wachpersonal geweckt hatten, das bei dem Angriff vier Kurden erschossen hatte. Nach früheren israelischen Angaben waren die Schüsse aus Notwehr abgefeuert worden.

Dem Radiosender «berlin aktuell 93,6» sagte Wieland, nach der Ausstrahlung der Videos müsse die Situation neu bewertet werden. «Ich darf nicht dann, wenn möglicherweise die Personen gerade gehen wollen und sie möglicherweise nur durch Polizeipräsenz daran gehindert werden, noch einmal voll draufhalten», sagte der Ausschuß- Vorsitzende.

Vor dem Ausschuß sollten am Freitag auch Polizeipräsident Hagen Saberschinsky, Innenstaatssekretär Kuno Böse und der Chef der Schutzpolizei, Gernot Piestert, Rede und Antwort stehen. Wieland kündigte am Freitag in «berlin aktuell 93,6» zudem an, für eine der nächsten Sitzungen auch Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und Innenminister Otto Schily (SPD) als Zeugen laden zu wollen.

Rhein-Neckar-Zeitung, 28.5.99