Neue Zürcher Zeitung 03.03.1999

Berlins Senat gerät wegen der vier PKK-Opfer unter Druck
Kopfschüsse israelischer Wächter?

Berlin, 2. März. (Reuters) Der Berliner Senat gerät wegen der Todesschüsse im israelischen Generalkonsulat immer mehr unter Druck. Die oppositionellen Grünen drohten am Dienstag die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses an, falls bis Donnerstag nicht Klarheit über die Umstände des Todes von vier Anhängern der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK in der israelischen Vertretung herrsche. Hintergrund der Kritik sind offiziell nicht bestätigte Berichte, wonach zwei der vier von israelischen Sicherheitsbeamten getöteten Kurden durch Kopfschüsse umgekommen seien. Der Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses wird sich am Donnerstag mit den Schüssen befassen. Justizsenator Körting (SPD) liess verlauten, dann werde entweder der Senator oder die Staatsanwaltschaft Auskunft geben. Vorher gebe es keine Stellungnahmen. Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Wieland, forderte Körting auf, den Ausschuss vollständig zu unterrichten. Die Opposition könne es nicht hinnehmen, dass Polizei und Staatsanwaltschaft 14 Tage nach der Schiesserei noch immer nicht in der Lage seien, den Vorgang vollständig darzustellen und zu bewerten.
Die israelische Botschaft in Bonn wollte sich nicht zu einem Bericht der «Berliner Zeitung» äussern, wonach zwei der Getöteten durch Kopfschüsse umkamen. Ein Sprecher verwies auf eine frühere Erklärung, nach der die Sicherheitskräfte beim Sturm der Kurden auf das Konsulatsgebäude in Notwehr zumeist in die Luft und auf die Beine der Angreifer geschossen hatten. Wieland sagte, diese Version könne nach den Verletzungen, die die Kurden erlitten hatten, so nicht richtig sein. Die Verletzungen ergäben ein Bild, wonach wahllos in die Menge geschossen worden wäre. Kurdische Vereine haben für Freitag zu einer neuerlichen Trauerkundgebung aufgerufen.