junge Welt  01.03.1999

Vierter Kurde starb
26jähriger lag seit Schüssen im israelischen Konsulat im Koma.
Erneut Proteste gegen Festnahme Öcalans

Knapp zwei Wochen nach dem Blutbad im israelischen Generalkonsulat in Berlin ist ein vierter Kurde seinen Verletzungen erlegen: Der 26jährige starb nach Angaben der Polizei am frühen Samstag morgen, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Israelische Sicherheitsleute hatten den jungen Kurden am 17. Februar angeschossen, nachdem er zusammen mit rund 75 anderen Landsleuten versucht hatte, das Generalkonsulat in Berlin-Wilmersdorf aus Protest gegen Öcalans Festnahme in Kenia zu besetzen. Seit den Schüssen lag er im Koma. Drei Kurden starben sofort. Die drei Toten waren am Freitag von ihren Familien in die Türkei überführt worden.
Rund 300 PKK-Anhänger demonstrierten in München friedlich für Öcalans Freilassung und skandierten Parolen gegen Israel. Die Polizei setzte durch, daß vor Beginn der Veranstaltung von unzähligen Aufklebern mit Öcalans Foto der rote PKK-Stern abgerissen wurde. In Nürnberg zogen 550 Demonstranten weitgehend friedlich durch die Straßen, die Polizei nahm acht Menschen vorläufig fest. In Kiel marschierten rund 800 Kurden und Deutsche durch die Innenstadt, und in Mainz verlangten nach Polizeischätzung rund 1200 Kurden Öcalans Freilassung. In Frankfurt am Main verhinderten starke Kontrollen der Zufahrtswege, daß Kurden in die Innenstadt gelangen konnten. Auch in Braunschweig und Göttingen blieben die Demonstrationen friedlich. (AP/jW)