Dialog-Kreis: "Krieg in der Türkei - Die Zeit ist reif für eine politische Lösung" Postfach 900 265, D-51112 Klön, Tel: 02203-126 76, Fax: 126 77, e-mail: dialogkreis@t-online.de

November 2000 Pressemitteilung

Damit kurdische Kinder kurdische Namen tragen können

Ein Beitrag zum UNESCO-Jahr ‚Kultur des Friedens' Der Dialog-Kreis gibt "Eine Auswahl kurdischer Vornamen" heraus.

Der Dialog-Kreis, der sich für eine friedliche politische Lösung des türkisch-kurdischen Konflikts einsetzt, hat eine umfangreiche Zusammenstellung von kurdischen Vornamen herausgegeben. Der Autor Mehmet Sahin begründet die Arbeit: "Nur weil Kurden keinen eigenen Staat haben und aus den Staaten Türkei, Iran, Irak oder Syrien kommen, werden ihre einfachsten Wünsche wie die der freien Namengebung für ihre Kinder oftmals nicht berücksichtigt. Deshalb ist es öfter leichter einen türkischen, arabischen oder persischen Namen zu erhalten, als einen kurdischen. Die in Deutschland geborenen kurdischen Kinder können dann zwar Ali oder Ayse, nicht aber Delav oder Rênas heißen." Diese kleine Schrift ist insofern etwas besonderes, da es Kurden in ihren Herkunftsstaaten oft verwehrt ist, ihren Kindern die über Jahrhunderte traditionellen Namen des kurdischen Volkes zu geben. Die türkische Regierung möchte alles kurdische im Staate auslöschen. Zeitweilig gingen führende türkische Politiker so weit zu behaupten, es gäbe allenfalls nur ‚Bergtürken' in ihrem Lande, obwohl es in der Türkei über 15 Millionen Kurden gibt . Dementsprechend wurden anstelle kurdischer Namen türkische vorgeschrieben. Namen von Städten, Flüssen und Landschaften wurden eingetürkt und Kinder in ihrer Muttersprache nicht mehr unterrichtet. Die Kurden wollen jedoch auf ihre kulturelle Identität nicht verzichten und streiten für die gleichberechtigte Verwendung ihrer Sprache und Kultur. Das Problem hat jedoch auch eine deutsche Dimension. Die in Deutschland lebenden Kurden aus der Türkei werden als türkische Staatsbürger in Deutschland wahrgenommen, also nicht als Kurden. Die hiesigen zulässigen Namen für Kinder werden von der türkischen Botschaft in Deutschland vorgegeben, die selbstverständlich keine kurdischen Namen nennt, sondern nur türkische. Deutsche Behörden haben sich deshalb lange Zeit und zum Teil bis zur Gegenwart schwer getan, die von den Eltern vorgeschlagenen kurdischen Namen für ihre Kinder zu akzeptieren. Reicht also die türkische Zwangsassimilierung bis nach Deutschland? Der Dialog-Kreis hat mit den Innenministerien der Bundesländer über die Sachlage korrespondiert und ist dabei auf eine erfreuliche Aufgeschlossenheit gestoßen. Das jetzt erschienene Büchlein kann dazu beitragen, um die kurdische Identität im Annäherungsprozess zwischen EU und Türkei zur Geltung kommen zu lassen. Die UNESCO hat wohl deshalb diese Publikation als einen deutschen Beitrag zum Internationalen Jahr für eine ‚Kultur des Friedens' anerkannt.

Mehmet Sahin: Eine Auswahl kurdischer Vornamen / Desteyek ji Navên Kurdî, Hg.: Dialog-Kreis‚ Krieg in der Türkei - Die Zeit ist reif für eine politische Lösung', mit einem Vorwort von Andreas Buro, dem Koordinator des Dialog-Kreises, und einem ausführlichen Glossar und Anhang u.a. mit Hinweisen zur Herkunft und Kulturgeschichte der Kurden, Köln 2000, 181 S. 10,00 DM, ISBN: 3-933884-03-9. Besprechungsexemplare können beim Dialog-Kreis angefordert werden.