welt.de, 01.12.2015

http://www.welt.de/politik/ausland/article149471788/Nato-will-Tuerkei-staerker-in-Syrien-unterstuetzen.html

Nato will Türkei stärker in Syrien unterstützen

Vor dem Nato-Außenministertreffen am Dienstag zeichnet sich ab: Bündnismitglied Türkei soll wegen des Syrien-Konflikts mehr Hilfe erhalten. Im Gespräch sind Abfangjäger und mehr Flugabwehrraketen. Von Christoph B. Schiltz, Brüssel

Die Nato will ihr Bündnismitglied Türkei wegen der instabilen Lage insbesondere im Nachbarland Syrien (Link: http://www.welt.de/themen/syrien-konflikt/) künftig stärker als bisher unterstützen. Konkret geplant sind Maßnahmen zur besseren Luftraumüberwachung und Luftverteidigung. Die Entscheidungen sollen in den kommenden Wochen fallen. Das erfuhr die "Welt" aus Kreisen informierter Nato (Link: http://www.welt.de/themen/nato/) -Diplomaten.

Neben mit Radar ausgestatteten Awacs-Flugzeugen wird konkret auch über eine Bereitstellung von Abfangjägern und eine erneute Verstärkung der Flugabwehrraketensysteme beraten, um feindliche Flugzeuge oder Raketen frühzeitig ausschalten zu können, hieß es in hohen Nato-Kreisen.

Die Außenminister der Mitgliedsstaaten des Militärbündnisses beraten an diesem Dienstag in Brüssel unter anderem über die schwierige Beziehung zu Russland. Nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges (Link: http://www.welt.de/149252655) durch die Luftwaffe der Türkei sehen etliche Länder die Notwendigkeit neuer Sicherheitsmechanismen. Nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sind unter anderem Vereinbarungen für mehr Transparenz bei Militärmanövern denkbar.

Der Regierungschef der Türkei, Ahmet Davutoglu, betonte nach einem Treffen mit Stoltenberg in Brüssel: Sein Land werde sich nicht bei Moskau für den Zwischenfall von vergangener Woche entschuldigen. "Kein türkischer Ministerpräsident oder Präsident wird um Entschuldigung bitten ..., weil wir unsere Pflicht getan haben." Moskau will im Rahmen neuer Sanktionen die Einfuhren von türkischem Obst und Gemüse beschränken.

Türkische Kampfjets hatten die russische Maschine am vergangenen Dienstag abgeschossen, weil sie den türkischen Luftraum verletzt haben soll. Russland hatte hingegen erklärt, der Jet sei nur über syrischem Gebiet geflogen, und der Abschuss sei eine vorsätzliche Provokation gewesen. Einer der Piloten starb. "Der Schutz von türkischem Luftraum, türkischen Grenzen ist eine nationale Pflicht, und unsere Armee hat ihren Job getan, um diesen Luftraum zu schützen", sagte Davutoglu. Sein Land sei aber bereit für Gespräche mit Russland, wenn Moskau ähnliche Vorfälle wie mit dem russischen Jet vermeiden wolle.

Montenegro soll 29. Nato-Mitglied werden

Auch die Zukunft des Afghanistan-Einsatzes ist Thema des Treffens – vor allem die Planungen für das kommende Jahr. Etliche Nato-Partner wie Deutschland und die USA hatten für 2016 eigentlich einen weitreichenden Truppenabzug geplant. Heftige Angriffe von Taliban-Terroristen auf Städte wie Kundus führten zuletzt aber zu einem Umdenken. Für den Ausbildungs- und Beratungseinsatz sollen nun auch im kommenden Jahr rund 12.000 Soldaten zur Verfügung stehen.

Am Mittwoch soll der Balkanstaat Montenegro im Rahmen des zweitägigen Treffens eingeladen werden, 29. Mitglied der Nato zu werden. Der Nordatlantikrat habe auf Botschafterebene einer entsprechenden Einladung an das Balkanland zugestimmt, teilten Diplomaten mit. Offiziell müsse diese noch von den Nato-Außenministern gebilligt werden.
mit dpa/AP