NZZ Online, 16.03.2009

Die Menschheit gräbt sich das Wasser ab

Fünftes Weltwasserforum in Istanbul begonnen – Festnahmen bei Protesten

In der türkischen Metropole Istanbul hat das fünfte Weltwasserforum begonnen. Staatspräsident Abdullah Gül und andere Gäste, darunter der irakische Präsident Dschalal Talabani, kamen in einem Kongresszentrum am Goldenen Horn in der Innenstadt zusammen.

(sda/afp) Etwa 20 000 Fachleute und Regierungsvertreter aus 180 Ländern wollen beim bis Sonntag dauernden Forum über den Schutz der lebenswichtigen Ressource Wasser sprechen.

Ausgerichtet wird das Weltwasserforum unter dem Motto «Gräben überbrücken» vom Weltwasserrat. Dabei handelt es sich um eine überregionale Organisation, der viele Ministerien und Institutionen aus aller Welt angehören. Seit dem ersten Forum, das 1997 in Marrakesch stattfand, folgten alle drei Jahre Treffen in Den Haag, Kyoto und Mexiko-Stadt.

Starke Schweizer Präsenz

Die Schweizer Delegation wird von Botschafter Martin Dahinden, Direktor für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), und Bruno Oberle, Direktor des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) geleitet, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mitteilte.

Vertreten sind in der Schweizer Delegation auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW).

Nach Meinung der Schweizer Delegation ist der Schutz der Ökosysteme das beste Mittel, um ausreichend Wasser von guter Qualität zu sichern und durch Wasser verursachte Naturkatastrophen zu reduzieren. Der Zugang zu Trinkwasser und die Siedlungshygiene seien ein Menschenrecht, betonte sie.
Protest gegen türkische Staudämme

Kurz vor dem Auftakt der Konferenz nahm die Istanbuler Polizei 17 Teilnehmer einer Protestdemonstration fest, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete.

Umweltschützer werfen der Forums-Gastgeberin Türkei vor, mit umstrittenen Staudammprojekten zehntausende Menschen aus ihrer Heimat zu vertreiben, Kulturschätze zu zerstören und ökologische Schäden anzurichten.

Die Polizei setze Knüppel und Tränengas ein. Die Demonstranten hatten Plakate mit den den Aufschriften «Wasser ist Leben. Es kann nicht verkauft werden» und «Ausreichend Wasser für alle» getragen. Bereits am Wochenende hatte es Demonstrationen gegen das Forum gegeben.