Welt Online, 16.03.2009

Ressourcen

Kongress zum Schutz von Trinkwasservorräten

Konsens über Verknappung der wichtigsten Ressource der Menschheit - Streit über Staudämme und Privatisierung von Vorkommen

Ab heute treffen sich in Istanbul Tausende Experten, Regierungsvertreter und Umweltschützer aus aller Welt. Es geht um ein hehres Ziel: den kostbaren Rohstoff Wasser für künftige Generationen zu bewahren. Das fünfte Weltwasserforum soll dazu beitragen, das Thema Wasser auf der politischen Tagesordnung zu stärken und konkrete Vorschläge zum Schutz der Ressource aufzuzeigen. Auch die Kritiker des Forums haben sich in der türkischen Bosporus-Metropole eingefunden - und sie halten manche Kongressteilnehmer eher für einen Teil des Problems als der Lösung.

Die Ausmaße des Problems bestreitet niemand: Nach einem kürzlich veröffentlichten UN-Bericht sind die Trinkwasservorräte der Erde durch das Bevölkerungswachstum, den Klimawandel, Bewässerungstechniken und Verschwendung gefährdet. Wenn nichts getan werde, könnten eine "globale Wasserkrise" sowie politische Instabilitäten die Folge sein.

Das Weltwasserforum bis zum 22. März soll helfen, dies zu verhindern. Ausgerichtet wird das Treffen vom Weltwasserrat, einer überregionalen Organisation, der Ministerien und Institutionen aus aller Welt angehören. Seit dem ersten Forum, das 1997 in Marrakesch stattfand, folgten alle drei Jahre Treffen in Den Haag, Kyoto und Mexiko-Stadt.

Am Rande des Treffens wird auch auf anderen Feldern Politik gemacht: Die türkische Führung plant Gespräche mit dem irakischen Präsidenten Dschalal Talabani, der unter den Gästen in Istanbul sein wird. Während die Organisatoren des Weltwasserforums letzte Hand an die Vorbereitung der 17,5 Millionen Euro teuren Konferenz am Goldenen Horn in der Istanbuler Innenstadt legten, weisen Kritiker auf nach ihrer Meinung offensichtliche Widersprüche und Fehler hin. Eine Privatisierung von Wasserressourcen etwa, wie sie von einigen gefordert wird, halten sie für eine Menschenrechtsverletzung, die Millionen armer Menschen der Lebensgrundlage berauben könnte.

Umweltschützer bezweifeln auch, dass das Wasserforum die richtige Bühne sein kann, um über einen neuen Umgang mit der Ressource Wasser zu sprechen. Uygar Özesmi, Generaldirektor von Greenpeace in der Türkei, verweist darauf, dass die staatliche türkische Wasserbehörde DSI zu den Mitorganisatoren des Forums gehört. Die Institution ist für Staudammprojekte verantwortlich, die nach Ansicht von Kritikern umweltschädlich sind. Außerdem gehören die türkischen Baufirmen Nurol und Cengiz zu den Sponsoren des Treffens - beide Firmen stehen wegen des Ilisu-Staudammprojekts im Südosten der Türkei in der Kritik. AFP