Bieler Tagblatt online, 03.12.2008

Ilisu-Staudammprojekt sorgt für Wirbel

Zehn Tage vor Ablauf eines Ultimatums europäischer Geldgeber steigt die Nervosität rund um das Ilisu-Staudammprojekt in der Türkei. Staudammgegner werfen der Türkei vor, sie missachte den vereinbarten Arbeitsstopp.

(sda) Die europäische Ilisu-Kampagne verfügt nach Angaben über Fotos, die umfangreiche Arbeiten am und im Tigris belegen. "Die Aktivitäten widersprechen der Forderung Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, dass die Bauarbeiten im Fluss erst beginnen dürfen, wenn Auflagen im Umwelt-, Kultur- und Umsiedlungsbereich erfüllt sind."

Die erwähnten Bauaktivitäten seien der Schweizerischen Exportrisikoversicherung (SERV) bekannt, erklärte SERV-Sprecherin Sonja Kohler gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Zur Frage, ob die Türkei damit gegen Vereinbarungen verstosse, wollte sie nicht Stellung nehmen.

Die Frist, in der die Projektbetreiber die notwendigen Korrekturmassnahmen vorlegen könnten, laufe erst am 12. Dezember ab, rief Kohler in Erinnerung. Bis dahin würden "sämtliche Informationen zum Projekt vom unabhängigen Expertenkomitee beurteilt." Danach werde über das weitere Vorgehen entschieden.

Das SERV-Pendant in Österreich gab an, die Arbeiten am Tigris hätten nichts mit dem Staudammprojekt zu tun. Bei den Bautätigkeiten handle es sich um die Errichtung einer Behelfsbrücke, erklärte ein Sprecher der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB). Anders sehen es die Staudammgegner. Mit den Bauarbeiten verstosse die Türkei gegen die Abmachungen.

Der mehr als 1,5 Milliarden Franken teure Ilisu-Staudamm in Südostanatolien soll dereinst ein 1200-Megawatt-Wasserkraftwerk antreiben.