ka-news.de, 12.03.2008

Massive Proteste

Aufruf zu Kundgebung gegen Staudammprojekt

Karlsruhe - Der Aktionskreis Internationalismus (AKI) Karlsruhe ruft zu einer Kundgebung vor der Hauptfiliale der Sparkasse an der Ecke Europaplatz/Kaiserstraße auf. Diese richtet sich gegen den geplanten Bau des Ilisu-Staudamms in der Südosttürkei (ka-news berichtete) und soll am morgigen Donnerstag von 16 bis 18 Uhr stattfinden.

Hintergrund ist die Beteiligung der DekaBank am umstrittenen Projekt. Die DekaBank ist ein Zentralinstitut der deutschen Sparkassen und finanziert den Bau des Ilisu-Staudamms mit einem 114-Millionen-Euro-Kredit. Auch in Ankara versammelten sich Menschen vor den Botschaften Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, um gegen die Beteiligung der drei Länder am Ilisu-Projekt zu demonstrieren. Dabei überreichten sie den Botschaften Schreiben von 1.500 Betroffenen, in denen sie den Regierungschefs der Länder Asylanträge ankündigen, falls der Staudamm tatsächlich gebaut und ihre Heimat überflutet werden sollte.

"Wir würden durch den Ilisu-Stausee alles verlieren. Wer unsere Lebensgrundlagen und unsere historischen Wurzeln zerstört und daran noch verdient, soll uns aufnehmen und für unsere Zukunft sorgen", so die Begründung einer Einwohnerin der von der Überschwemmung betroffenen Region. Deutschland, Österreich und die Schweiz hatten im März vergangenen Jahres Exportkreditgarantien für Lieferungen an das Ilisu-Wasserkraftwerk genehmigt und damit grünes Licht für den Bau des Staudamms gegeben, obwohl die Planungen gravierende Mängel bezüglich Umsiedlung, Kulturschutz und Ökologie aufwiesen und internationale Standards nicht einhielten. Die Demonstranten fordern die drei Staatschefs nun auf, ihre Unterstützung für das Ilisu-Projekt umgehend zurückzuziehen, denn anstelle des Staudamms brauche die Region die Entwicklung des Tourismus und der Landwirtschaft.

Der von der türkischen Regierung geplante Bau des Ilisu-Staudamms ist heftig umstritten. Angeblich solle er zur Modernisierung der armen südostanatolischen Provinzen beitragen. Die Bewohner der Region lehnen dies jedoch mehrheitlich ab, denn 55.000 Menschen müssten dann aufgrund der Überflutung durch den Stausee zwangsumgesiedelt werden. Überflutet werden würden auch die 10.000 Jahre alte mesopotamische Stadt Hasankeyf, die zum türkischen Kulturerbe zählt, einzigartige archäologische Monumente wie die Tigrisbrücke sowie Moscheen aus dem 15. Jahrhundert. (ps/tbd)

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