Standard, 07.07.2007

"Vernichtung von Kulturerbe"

Bürgermeister von Diyarbakir gegen Bau des Ilisu-Staudamms

Wien – „Das ist die Vernichtung von Weltkulturerbe“. Mit diesen Worten kritisierte der kurdische Bürgermeister der südosttürkischen Großstadt Diyarbakir, Osman Baydemir, den geplanten Ilisu-Staudamm. Baydemir war auf Einladung von Nationalratspräsidentin Eva Glawischnig am Freitag ins Wiener Parlament gekommen, um mit Vertretern aller Parteien das Ilisu-Staudammprojekt zu diskutieren. Baydemir ist gegen den Tigrisdamm, für dessen Erbauung unter anderem tausende Menschen umgesiedelt und Teile der altarabischen Stadt Hasankeyf, die der kurdischen Bevölkerung der Region als nationales Heiligtum gilt, im Stausee versinken würden.

„Würde Hasankeyf in Österreich liegen, dann wäre ein solches Projekt absolut undenkbar“, monierte Baydemir. Der Bürgermeister befürchtet, dass die große Zahl an umgesiedelten Bewohnern das Leben im nahe gelegenen Diyarbakir lahm legen würde. Der Staudamm wird unter anderem von der österreichischen Va Tech Hydro gebaut und einem Kredit der BA-CA in dreistelliger Millionenhöhe mitfinanziert. Die Anrainerstaaten der Türkei befürchten zudem eine Verknappung ihres Wassers, sollte der Tigris in Anatolien aufgestaut werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.7.2007)