Der Standard, 20.04.2007

Ilisu bleibt weiter ein Aufreger

Der Widerstand gegen das umstrittene Kraftwerks-projekt Ilisu im Osten der Türkei formiert sich neu
Wien - Der Widerstand gegen das umstrittene Kraftwerks-projekt Ilisu im Osten der Türkei formiert sich neu. Sogar ein Gang vor den Kadi wird überlegt. "Wir prüfen rechtliche Schritte wegen Bruchs des Völkerrechts", sagte Ulrich Eichelmann von der Umweltorganisation WWF in einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Erst Ende März haben die Kontrollbanken von Österreich, Deutschland und der Schweiz grünes Licht für Exportgarantien zur Lieferung von Ausrüstungen für das 1,2 Mrd. Euro teure Staudammprojekt Ilisu gegeben. Auf den Konsortialführer Andritz allein entfiele für die Lieferung von Turbinen und elektromechanische Ausrüstung ein Anteil von knapp 285 Mio. Euro. Die Kontrollbanken wollten sich bei der Beurteilung des Projekts an Standards orientieren, welche auch von der Weltbank als Voraussetzung für Finanzierungen eingefordert werden. Bei Durchsicht der von den Kontrollbanken an ihre Zustimmung zum Projekt geknüpften 150 Auflagen zeige sich jedoch, dass Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen. Entgegen bisherigen Vorgaben sei weder eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgesehen, noch sei das Expertenteam, das die Einhaltung der Auflagen überwachen soll, wirklich unabhängig. Eichelmann: "Wir wollen erreichen, dass die Kontrollbank ihre Zusage zurückzieht." (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.4.2007)