OÖNachrichten, 05.12.2006

Diskussionen um Ilisu-Staudamm in der Türkei

Wien (APA) - Diese Woche wird in Wien heftiges Lobbying für und gegen einen Staudammbau im Osten der Türkei betrieben. Alexander Schwab von der VA Tech Hydro hofft "noch heuer" auf eine Klärung, ob es über die Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) für das Kraftwerksprojekt Ilisu eine Exportgarantie der Republik gibt. Vor allem Menschenrechtsorganisationen sprechen sich gegen den Staudamm aus.

Ein großer Staudamm beim Ort Ilisu soll künftig, nach etwa acht Jahren Bauzeit, im armen und unterentwickelten Südosten der Türkei Strom erzeugen. Allerdings müssen dafür rund 11.000 Menschen umgesiedelt und weitere 40.000 für verlorenes Land entschädigt werden. Menschenrechtsorganisationen fürchten, dass viele Betroffene leer ausgehen werden. Außerdem kritisiert der WWF-Wasserexperte Ulrich Eichelmann, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) von der Firma Andritz nicht die internationalen Standards erfülle. Dem hielten der türkische Botschafter in Österreich, Selim Yenel, und Schwab am Dienstag entgegen, dass bei einem Investitionsvolumen von 1,2 Mrd. Euro 600 Mio. Euro für begleitende Maßnahmen, vom Umweltschutz über Entschädigungen bei Umsiedlungen bis zum Schutz von historischen Kulturgütern wie dem Ort Hasankeyf vorgesehen seien. Es habe bereits eine Art informellen "Mikrozensus" in der Region gegeben, wobei in 8.500 Haushalten der Status quo der Menschen erhoben worden sei. Damit habe man praktisch alle vom Projekt betroffenen Menschen abgedeckt. Man habe sich verpflichtet, auch jene Menschen zu entschädigen, deren Ansprüche nicht schriftlich gesichert sind, obwohl das türkische Recht dafür keine Grundlage vorsehe, sagt Schwab. Für den Ort Ilisu, wo etwa 100 Menschen von der Baustelle direkt betroffen sind, sei bereits ein alternativer Standort vereinbart.

http://www.nachrichten.at/apanews/apaw/499206?PHPSESSID=ced9687dc5bfeabf7cfc17f32bb926c1