Özgür Politika, 15. Dezember 2002

KADEK: Kriegsprovokationen

MHA / FRANKFURT

In einem telefonischen Beitrag zur Sendung „Rews“ unter der Moderation von Resat Akgül hat Osman Öcalan als Mitglied des KADEK-Präsidialrates auf die Angst der Türkei im Falle einer Irak-Intervention der USA bezüglich der Möglichkeit, den Kurden könne ein rechtlicher Status zugesprochen, verwiesen. Nach Angaben Öcalans wird eine Besatzung Südkurdistans vorbereitet. In Silopi und Umgebung seien Tausende Soldaten stationiert worden.

Auf die Frage, wie sich die Kurden zu einer bevorstehenden Besatzung verhalten werden, antwortete Öcalan: „In Südkurdistan wird die PUK sich nicht gegen eine Intervention der Türkei stellen. Was die KDP tun wird, wissen wir nicht. Aber das kurdische Volk wird ein solches Vorgehen nicht hinnehmen. Wenn in einer solchen Situation PUK und KDP sich still verhalten werden, wird das Volk vom KADEK erwarten, dass er die Führungsrolle übernimmt. Der Türkei wird es natürlich gelegen kommen, wenn KDP und PUK nicht gegen eine Besetzung vorgehen. Das ist es, was die Türkei will. Dass der KADEK sich dagegen stellen wird, weiß die Türkei auch. Das Ziel ist dabei, den KADEK erneut zu einem Krieg zu provozieren.“

Dafür versuche Ankara einen Vorwand zu finden, der nicht auf negative Reaktionen des kurdischen Volkes und der internationalen Öffentlichkeit stößt. „Deshalb wollen sie, dass der KADEK den Krieg beginnt. Es soll so aussehen, als ob es die Volksverteidigungskräfte (HPG) sind, die sich erneut auf Krieg eingelassen haben.“ Auch die Verschärfung der Isolationsbedingungen des KADEK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan diene u.a. diesem Zweck. Wiederholt erklärte Osman Öcalan, der KADEK-Vorsitzende sei einer langfristig angelegten Vernichtungspolitik ausgesetzt. Es sei die PKK gewesen, die die kurdische Frage in die internationale und die türkische Politik eingebracht hätte. Der KADEK setze diesen Weg fort.

Die Türkei plane, über die Existenz des Vorsitzenden den Kampf des kurdischen Volkes zu beenden, so Öcalan: „Bei der Irak-Intervention unter Führung der USA kann es zu bestimmten Entwicklungen für das kurdische Volk kommen. In dieser Situation ist es möglich, dass die Kurden einen Schritt weiter kommen. Das wird versucht zu verhindern. Alle momentan laufenden Spiele stehen damit in Zusammenhang.“

Krieg nicht ausgeschlossen

An die Führung der Türkei gewandt, warnte Öcalan: „Wir haben eine Frist gesetzt bis zum 15. Februar. Wir teilen hiermit mit, dass wir zwar keinen Krieg anfangen werden, aber über diese Möglichkeit diskutieren, wenn es bis zum 15. Februar keine Verbesserung der Haftbedigungen des Vorsitzenden gibt. Der Aufstand der PKK dauerte 15 Jahre. Auch der KADEK kann einen bewaffneten Aufstand beginnen.“

Die PKK habe den bewaffneten Kampf begonnen, weil alle demokratischen Wege verschlossen gewesen seien und es keine andere Alternative gegeben habe, so Öcalan. Der KADEK verfolge eine Strategie der politischen Lösung. Wenn jedoch der demokratische Kampf unmöglich gemacht werde, müsse auch über andere Methoden nachgedacht werden.

(...) Dabei handele es sich nicht um Erpressung, betonte Öcalan weiterhin. Es sei die Herangehensweise der Türkei, die diese Diskussionen erzwinge. Sowohl die Türkei als auch die USA seien auf dem falschen Weg: „Sie können uns immer noch nicht richtig beurteilen. Es waren die USA, die dafür gesorgt haben, dass unser Vorsitzender in Gefangenschaft gerät. Das haben wir nicht vergessen. Jetzt versuchen sie, KDP und PUK als Führung des kurdischen Volkes darzustellen. Aber deren Anzahl und Einfluss ist bekannt. Es ist der KADEK, der das kurdische Volk in ganz Kurdistan repräsentiert. Überall auf der Welt und in den verschiedenen Teilen Kurdistans sympathisieren ein großer Teil der Kurdinnen und Kurden mit dem KADEK und unterstützen uns. Der KADEK vertritt den Willen des kurdischen Volkes.“

Die USA strebten einen inneren Kampf im kurdischen Volk an, in dem sie Beziehungen zu KDP und PUK aufbauten. „Wir teilen noch einmal mit, dass die USA nicht mit dem kurdischen Volk spielen sollten. Sie vertreten die Meinung, dass die kurdische Frage gelöst werden könne ohne die Existenz einer kurdischen Vertretung. Aber ohne eine kurdische Vertretung ist eine Lösung der kurdischen Frage nicht möglich.“ (...)