Stuttgarter Zeitung 10.12.98

Rom prüft Anklage gegen Öcalan
ROM (dpa). Die Behörden in Rom prüfen derzeit die rechtlichen Grundlagen für einen Prozeß gegen den kurdischen Separatistenführer Abdullah Öcalan in Italien. Das sagte Außenminister Lamberto Dini am Mittwoch im römischen Parlament. Wenn sich die schweren Anschuldigungen gegen Öcalan erhärten sollten, sei Italien zu einer Anklage ¸¸beinahe verpflichtet’’. Aber auch die Möglichkeit eines Verfahrens in einem anderen europäischen Land werde in Rom weiter verfolgt. Dini nannte dabei die Länder Schweden, Dänemark, die Schweiz und Österreich. Dini sagte, der Fall Öcalan solle nicht die EU-Gipfelkonferenz am Wochenende in Wien belasten.
Zugleich wurde der Chef der kurdischen Arbeiterpartei PKK in seiner römischen Wohnung von französischen Justizbeamten vernommen. Es ging um den Verdacht, daß die PKK zu ihrer Finanzierung in Frankreich Schutzgelder erpreßt haben soll.  Einzelheiten der zweistündigen Vernehmung wurden nicht bekannt. Die PKK ist wie in Deutschland auch in Frankreich verboten. Unterdessen lehnte Iran die Aufnahme Öcalans ab, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die iranische Botschaft in Ankara. Iran wolle keine Personen auf seinem Gebiet dulden, die gegen die Türkei aktiv seien.