Frankfurter Rundschau 15.10.1998

Türkei fordert mehr als „Signale“
PKK-Chef hält sich möglicherweise doch noch in Syrien auf
Von Gerd Höhler
ATHEN, 15. Oktober. Der Konflikt zwischen der Türkei und Syrien ist nicht beigelegt. Der um eine Vermittlung bemühte ägyptische Außenminister Amre Mussa hatte zwar am Montag der Regierung in Ankara eine Botschaft Syriens überbracht, wonach Damaskus die Aktivitäten der kurdischen Arbeiterpartei PKK auf syrisch kontrolliertem Territorium unterbinden wolle. „Signale und Anzeichen“ aber, sagt der türkische Außenminister Ismail Cem, reichten nicht aus. Syrien müsse seine Unterstützung für die PKK nachweislich beenden. Türkische Politiker und Militärs hatten indirekt mit Krieg gedroht, wenn Syrien der PKK nicht Einhalt gebiete.
Noch am Dienstag abend hatte der türkische Verteidigungsminister Ismet Sezgin erklärt, es gebe Anzeichen, wonach Syrien die Ausbildungslager der PKK im Bekaa-Tal bereits geschlossen und PKK-Chef Abdullah Öcalan Syrien verlassen habe. Nach einem Bericht der in Ankara erscheinenden Turkish Daily News, die sich auf Informationen aus kurdischen Exil-Kreisen in Westeuropa beruft, hält sich Öcalan aber weiter in Syrien auf. Die syrischen Behörden hätten den PKK-Chef in „Schutzhaft“ genommen, um einen Anschlag türkischer Agenten zu verhindern, schrieb das Blatt. Die syrische Regierung bemühe sich, für Öcalan, den man als Faustpfand in den bilateralen Streitfragen mit der Türkei betrachte, einen „sicheren Aufenthaltsort“ zu finden.