MED-TV berichtet über anhaltende Störmanöver der Türkei
Ein Bericht des kurdischen MED-TV aus London, 12. Oktober 1998

Der türkische Staat stört die Ausstrahlung unseres Fernsehsenders, MED-TV, der mit seinem Programm eine historische Aufgabe erfüllt hat, indem er dem Schrei unseres Volkes nach Frieden und Freiheit eine Stimme verliehen hat.

Es hat von Seiten des türkischen Staates verschiedene Störmanöver gegen die Übertragung unseres Senders gegeben, so z.B. am 9. Oktober. Auch am gestrigen Tage hielten die Störmanöver an. So wurden unsere Nachrichtensendungen in kurdischer, assyrischer und türkischer Sprache ebenfalls blockiert. Am Abend des 11. Oktober sollte unsere Diskussionssendung ausgestrahlt werden, die normalerweise jeden Freitagabend stattfindet. Wie schon am Abend des 10. Oktober wurde die Ausstrahlung dieser Sendung erneut gestört. Das Störmanöver hielt bis um Mitternacht an. Die Gesellschaft, die den Satelliten betreibt hat angedeutet, daß ihrer Ansicht nach die Störsignale aus der Türkei gesendet werden. Unser Versuch, über andere Satelliten zu senden, wurde ebenfalls von Störsignalen verhindert.

Das zeigt, daß eine Spezialeinheit damit beschäftigt ist, die Störung von MED-TV durchzuführen. Die Satellitengesellschaft hat mitgeteilt, daß die Störsignale mit militärischer Technik ausgeführt werden, einer Art Radarsuchgerät.

Wir weisen daraufhin, daß die Störmanöver vor allem dann durchgeführt werden, wenn unsere Nachrichtensendungen ausgestrahlt werden. Darin informieren wir ausführlich über die agressive Politik des türkischen Staates.

Auch am heutigen Nachmittag haben die Störmanöver angehalten. Wir konnten unser Programm „Wohin geht die Türkei?“ nicht ausstrahlen, in dem wir über die türkisch-syrischen Spannungen berichten wollten. Diese Sendung sollte den kurdisch-sprachigen Nachrichten folgen. Als wir versuchten, einen Sonderbericht auszustrahlen, der bereits zu einem früheren Zeitpunkt blockiert worden war, wurde die Sendung erneut von den Störsignalen blockiert.

MED-TV berichtete am 10. Oktober über die Unterbrechungen seines Programms vom Vortag: „Die Versuche, MED-TV zu behindern, sind nicht neu,“ hieß es. „Der erste Versuch, MED-TV zum Schweigen zu bringen, erfolgte am 15. Dezember 1995. Der türkische Staate störte MED-TV gerade, als der Vorsitzende der Arbeiterpartei Kurdistans, PKK, im Verlaufe einer Telefonkonferenz einen Waffenstillstand erklärte. Am 2. Juli 1996 wurde der Vertrag zwischen MED-TV und der Polnischen Telekom einseitig gekündigt. Das erfolgte aufgrund erpresserischen Drucks seitens der Türkei. Ergebnis war, daß MED-TV 45 Tage lang seine Arbeit einstellen mußte. Mit der Genehmigung der US-amerikanischen Satellitengesellschaft INTELSAT, über ihren Satelliten zu senden, konnte MED-TV am 15. August seine Übertragung wieder aufnehmen. Schon am gleichen Tag wurden für 4 Stunden erneut Störsignale gegen den Satelliten ausgestrahlt. Doch MED-TV konnte in kurzer Zeit seine Arbeit fortsetzen, so daß die Freude des türkischen Staates und seiner Medien nur von kurzer Dauer war.

Doch die Angriffe gegen MED-TV gingen weiter. Am 18. September 1996 stürmten belgische Staatssicherheitskräfte unseren Sender, verhafteten unsere MitarbeiterInnen und versiegelten das Studio sowie das Archiv. Doch auch diese Operation, die durch eine Desinformationskampagne des türkischen Staates ausgelöst worden war, endete in einem Fiasko.

Trotz aller Repression steht MED-TV heute aufrecht da. MED-TV hat die Unterstützung des Volkes und ist bemüht, das Beste für seine Zuschauerschaft zu bieten. Mit der Kraft, die MED-TV aus dem Kampf des kurdischen Volkes erhält, konnte unser Sender die Herzen und Köpfe unseres Volkes gewinnen. MED-TV ist ständig bemüht, seine Arbeit zu verbessern und in jeder Hinsicht eine Alternative zu werden. Unser Sender ist bemüht, seine historische Aufgabe zu erfüllen.“