Hannoversche Allgemeine 14.10.98
OLG Celle: „Erdal“ bleibt in Haft
Drei Jahre und vier Monate Haft lautet das Urteil für einen 33jährigen Kurden vor dem Oberlandesgericht Celle (OLG).  Der 3. Strafsenat verurteilte Ali Yücel S., einen Funktionär der kurdischen Befreiungsorganisation PKK, wegen dreifacher versuchter schwerer Brandstiftung und Sachbeschädigung auf türkische Einrichtungen in Deutschland. Das zweite Verfahren, die versuchte Gründung einer terroristischen Vereinigung, wurde eingestellt. „Erdal“, so der parteiinterne Deckname, befindet sich seit seiner Festnahme im April in Untersuchungshaft. Er hatte zum Prozeßauftakt im September Fehler eingeräumt, die einem Geständnis gleichkamen.
In der Urteilsbegründung nannte der Vorsitzende Richter Wolf-Dietrich Kupsch den Angeklagten einen „Täter hinter den Tätern“. Der Europaverantwortliche der PKK-Jugendorganisation YCK habe es nicht vermocht, jugendliche Täter an den drei Brandanschlägen im Februar und März 1997 zu hindern. „Er hat genau das Gegenteil getan“, sagte Kupsch. Gerade die ablehnende Einstellung zum neuen Kurs des PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan, der von August 1996 an Gewaltaktionen in Deutschland untersagt hat, hätte „Erdal“ die Taten anweisen lassen. Bei den drei Brandanschlägen auf türkische Einrichtungen in Göppingen, Offenbach und Hannover war ein Schaden von insgesamt 25 000 Mark entstanden.
Mit seinem Urteil folgte das OLG der Prozeßvereinbarung zwischen Generalbundesanwaltschaft und Verteidigung. Zur Verfahrensvereinfachung hatten sich beide Seiten auf ein maximales Strafmaß von vier Jahren verständigt.  Bundesanwalt Peter Püpperl, der in seinem Plädoyer eine vierjährige Freiheitsstrafe gefordert hatte, äußerte sich zufrieden mit dem Urteil. Auch Verteidiger Ernst Ronte stimmte dem Richterspruch zu und kündigte an, keine Revision einlegen zu wollen.
rie, Celle