Montag, 12. Oktober 1998, 21:36 Uhr

Versöhnliche Töne im türkisch-syrischen Streit

Ägyptischer Außenminister überbrachte Botschaft Assads

Ankara (AP) Im türkisch-syrischen Streit um die angebliche Unterstützung militanter Kurden durch Damaskus hat sich am Montag eine leichte Entspannung
abgezeichnet. Nachdem der ägyptische Außenminister Amr Mussa in Ankara eine Botschaft des syrischen Staatspräsidenten Hafis el Assad überbracht hatte,
erklärte der türkische Außenminister Ismail Cem, Syrien habe offenbar die Sorgen der Türkei verstanden. Die Botschaft lasse hoffen, daß es auf syrischer Seite das
Bestreben gebe, den Anliegen Ankaras Rechnung zu tragen. Es ist das erste Zeichen einer Annäherung in dem zweiwöchigen Streit.

Über den Inhalt der Botschaft Assads wurde nichts mitgeteilt. Ägypten bemüht sich, in dem Streit zu vermitteln, der die Gefahr einer militärischen Konfrontation
zwischen den beiden Nachbarländern heraufbeschworen hat. Die Türkei wirft Syrien die Unterstützung der für einen kurdischen Staat in der Südosttürkei
kämpfenden Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) vor und fordert die Auslieferung des in Syrien lebenden PKK-Chefs Abdullah Öcalan. Syrien hat die
Anschuldigungen zurückgewiesen und die Überzeugung geäußert, daß der Konflikt friedlich beigelegt werden könne.

Die Regierung in Ankara habe die Botschaft mit positivem Interesse zur Kenntnis genommen und werde die weitere Entwicklung verfolgen, sagte Cem. Doch werde
man im Hinblick auf vergangene Erfahrungen mit Syrien vorsichtig sein. Die türkische Zeitung «Sabah» verbreitete am Montag eine unbestätigte Meldung, wonach
Syrien den türkischen Forderungen nachgegeben und die Unterstützung für die PKK eingestellt habe. Die türkische Regierung hat für Ende November Manöver an
der Grenze zu Syrien angekündigt. Es gibt außerdem unbestätigte Berichte über eine Konzentration türkischer Truppen entlang der Grenze.