Informationsstelle Kurdistan e.V.         28. September 1998
 

Pressemitteilung
 

Politischer Skandal: Antifaschistisches Gedenken in Buchenwald verboten

Am Samstag, dem 26. September, fuhren etwa 200 türkische, kurdische und deutsche AntifaschistInnen zur antifaschistischen Gedenkstätte im ehemaligen KZ  Buchenwald/Weimar, um sich über die Selbstbefreiung der Häftlinge 1945 zu informieren und dort gemeinsam der ermordeten Häftlinge und des 1996 in Kurdistan gefallenen Internationalisten und Antifaschisten Cengiz Ulutürk aus Berlin  zu gedenken. Die Informationsstelle Kurdistan e.V., die gemeinsam mit dem türkischen Alternativen Gesellschaftszentrum zu dieser Fahrt aufgerufen hatte, unterrichtete die Gedenkstätte im Vorfeld über die geplante Fahrt. Dabei wurde von Seiten der Gedenkstätte zugesichert, daß ein Rundgang über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers auch in einer größeren Gruppe jederzeit problemlos möglich sei und keiner Anmeldung bedürfe.
Um so überraschter waren die TeilnehmerInnen der Fahrt, als ihnen am vergangenen Samstag ein überdimensioniertes Polizeiaufgebot die Zufahrt nach Buchenwald mit der Begründung verwehrte, die Gedenkstättenleitung hätte in Absprache mit der Polizei ein Hausverbot erteilt, da, so der Einsatzleiter der Polizei, „politische Kundgebungen auf dem Gelände der Gedenkstätte grundsätzlich verboten seien.“
Es ist ein unglaublicher Skandal, wenn das Gedenken an die Opfer von Faschismus und Krieg ausgerechnet in einer Gedenkstätte wie Buchenwald verboten und gerade „Nicht-Deutschen“ der Zugang zu einem Symbol des internationalistischen antifaschistischen Kampfes verwehrt wird. Warum läßt sich die Leitung der Gedenkstätte - einen Tag vor der Wahl - zu einer weiteren Manifestation einer rassistischen Law & Order-Politik instrumentalisieren?
Die internationale Solidarität war eine Triebfeder und Überlebensgarantie für die Häftlinge von Buchenwald; die internationale Solidarität ist und bleibt auch unsere Richtschnur!