junge Welt  19.09.1998

       »Dialog statt Verbot«
       Freundschaftsverein verlangt Ende der PKK-Verfolgung in der BRD

       Mit einer Petitionsinitiative wollen rund dreißig Juristen, Gewerkschafter und verschiedene Bürgerinitiativen die Bundesregierung zur Aufhebung des
       im November 1993 von Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) verhängten PKK-Verbots erreichen. Mindestens zehntausend
       Unterschriften wollen die Mitglieder der Kampagne »Dialog statt Verbot« Ende September dem bis dahin neugewählten Bundestag vorlegen.

       Seit dem sogenannten PKK-Verbot vor vier Jahren hat der fragwürdige Beschluß des Bundesinnenministers zu Tausenden Strafverfahren und
       Verurteilungen wegen Verstoßes gegen die Versammlungsfreiheit geführt und eine hysterische Verfolgungswut gegenüber den rund 500 000 in
       Deutschland lebenden Kurden geschürt. Ob Familienfeste, Friedensdemonstrationen oder die kurdischen Neujahrsfeierlichkeiten Newroz - es gibt
       praktisch keine Lebensäußerung der kurdischen Minderheit in der Bundesrepublik, die nicht sogleich eine pauschale Observierung oder
       Strafverfolgung durch deutsche Behörden nach sich zieht. Die Grundrechte auf freie Meinungsäußerung, Pressefreiheit, Vereins und
       Versammlungsfreiheit für die in Deutschland lebenden Kurden sind damit grundsätzlich eingeschränkt. Wie Marion Seelig, Mitinitiatorin der
       Petitionsinitiative, als innenpolitische Sprecherin der PDS- Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus erklärt, geht diese Beschneidung der
       verfassungsmäßigen Rechte von Kurden uns alle an: »Die Einschränkung von Grundrechten einer Minderheit bedeutet eine Gefährdung der
       Grundrechte aller.«

       In der von PDS, DKP und einigen Mitgliedern der Grünen unterzeichneten Petitionsinitiative des Deutsch-Kurdischen Freundschaftsvereins heißt es:
       »Schon jetzt treffen Vereinsverbote zugleich Deutsch-Kurdische Freundschaftsvereine, kulturelle und humanitäre Organisationen, die sich gegen
       Waffenexporte und für eine Beendigung des Krieges in der Türkei einsetzen.«

       Peter Murakami