aus: ND, v. 15. 9. 1998

      *Achsenbildung in heißer Region*
             *Türkei und Israel bauen Zusammenarbeit aus*

 Von Jan Keetman, Istanbul

 In die  militärische  Zusammenarbeit zwischen  der Türkei und Israel
 wird nun auch Jordanien einbezogen, in  ihre ökonomische Kooperation
 auch Ägypten. Als Gegengewicht rücken Griechenland, Iran, Syrien und
 Armenien näher zusammen.

 Anläßlich des Besuches von Ministerpräsident Mesut Yilmaz in Israel
 und Jordanien wurde jetzt bekanntgegeben, daß die drei Länder im
 November das erste gemeinsame Manöver planen. Ankara soll die Aus-
 bildung jordanischer Piloten an F-16 Kampfflugzeugen übernehmen.
 Und als symbolische Untermalung der neuen Allianz ritt ein jorda-
 nischer Prinz und sein Gefolge über die türkische Grenze in den
 Kaukasus. Zu dieser militärischen Zusammenarbeit kommt die wirt-
 schaftliche, der sich auch Ägypten anschließen will. So sollen z B.
 bilaterale Verträge über die Entwicklung von genetisch verändertem
 Saatgut abgeschlossen werden. Außerdem drängt die Türkei, das lange
 gehegte »Friedenswasserprojekt« endlich umzusetzen: Man will Israel
 und Jordanien aufgestautes Euphratwasser verkaufen. So soll der
 Streit um die knappen Wasservorräte zwischen Israel, Jordanien und
 den Palästinensern entschärft werden.

 Nicht so positiv sieht das allerdings Damaskus, weil das kostbare
 Naß sonst nach Syrien fließen würde. Die Landwirtschaft des Landes
 und zum Teil auch jene Iraks haben deshalb mit Wasserknappheit zu
 kämpfen. Auch die militärische Zusammenarbeit wird zunehmend als
 Bedrohung empfunden. Diplomaten vergleichen die Lage Syriens in
 diesem Zusammenhang mit der des Fleischklopses in einem Hamburger.

 Doch nicht nur Syrien fühlt sich von der Zusammenarbeit, hinter der
 die Hand der USA zu erkennen ist, beeinträchtigt. Just zu jenem
 Zeitpunkt, da Mesut Yilmaz in Tel Aviv weilte, fand ein Treffen zur
 Verbesserung der wirtschaftlichen Kooperation zwischen dem Iran,
 Griechenland und Armenien in Teheran statt. Hierzulande verstand
 man dieses Treffen vor allem als gegen die Türkei gerichtet. Tat-
 sächlich ist schwer ersichtlich, welche rein ökonomischen Fragen
 gerade diese drei Länder exklusiv untereinander zu lösen haben
 sollten. So nahm der griechische Außenminister Theodoros Pangalos
 auch die Gelegenheit war, von Teheran aus das andere Bündnis zu
 kritisieren: »Die Türkei und Israel respektieren die Entscheidungen
 des UN-Sicherheitsrates nicht. Ich kann nicht sehen, wie ihre Zu-
 sammenarbeit zum Heil der Region beitragen soll.« Ministerpräsident
 Mesut Yilmaz hat umgehend mit scharfen Worten auf die Kritik gegen
 die wachsenden israelisch-türkischen Militärbeziehungen reagiert.
 Sein Amtskollege Benjamin Netanjahu dagegen wiegelte ab: "Vielleicht
 hat das von mir verwendete Wort Achse einen falschen Eindruck ver-
 mittelt"

 Syrien war zwar nicht auf dem Teheraner Treffen vertreten, unterhält
 aber gute Beziehungen zu Iran. Beunruhigt über die türkisch-isra-
 elischen Beziehungen einerseits und die türkische Wasserverknappung
 sowie ständige Präsenz türkischer Truppen in Nordirak andererseits
 kann auch Bagdad jenen zugerechnet werden, die gegen das Bündnis op-
 ponieren. Die geplante Instandsetzung der Ölpipeline durch Syrien
 zum Mittelmeer, die 1982 während des irakisch-iranischen Krieges von
 Syrien unterbrochen wurde, ist ein deutliches Zeichen, daß die Not
 die feindlichen Baath-Regimes in Bagdad und Damaskus wieder zusam-
 menbringt. Der Türkei droht so der Verlust der Einnahmen aus dem von
 der UNO genehmigten Transport irakischen Öls zum Mittelmeer.