DER SPIEGEL    31.8.98
Aktuell
Türkei: PKK verkündet einseitige Waffenruhe
Ministerpräsident Yilmaz reagiert gedämpft optimistisch, Stellvertreter Ecevit ablehnend. Ankara - Die in der Türkei verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat eine einseitige Waffenruhe verkündet. Nach türkischen Presseberichten vom Samstag soll sie am 1. September in Kraft treten. Das Angebot sei eine historische Chance, habe der Vorsitzende der PKK, Abdullah Öcalan (49), im kurdischen Fernsehsender MED-TV gesagt. „Wir haben jahrelang gekämpft, doch nun wollen wir Frieden.“ Die Waffenruhe sei unbefristet und erstrecke sich auf das nördliche Kurdistan.
Ministerpräsident Mesut Yilmaz hat die Verkündung einer einseitigen Waffenruhe durch die PKK vorsichtig begrüßt. Sollte die PKK jedoch nur Sympathien bei europäischen Regierungen gewinnen wollen, müsse sich Ankara von dem Angebot distanzieren, hieß es in einem Bericht des Nachrichtensenders NTV. Dagegen tat der stellvertretende Ministerpräsident Bülent Ecevit das Angebot als irrelevant ab. „Von Zeit zu Zeit bringt er (Öcalan) dies auf die Tagesordnung, aber die PKK-Angriffe gehen weiter“, sagte Ecevit vor Reportern. „Wir werden die Probleme des Landes nicht mit einer Terroristen-Organisation diskutieren.“
Drei frühere Waffenstillstandsangebote der PKK hatte die türkische Regierung zurückgewiesen. Ankara bezeichnete die kurdischen Rebellen, die um einen unabhängigen Staat auf türkischem Boden kämpfen, stets als „Terroristen“, mit denen nicht zu verhandeln sei. Bei dem seit 14 Jahren andauernden Konflikt sind bisher schätzungsweise rund 40 000 Menschen getötet worden.