Özgür Politika, 26.03.2002

Kalkan: Verbote sind das Werk der Banden

MHA/FRANKFURT

Wie PKK-Präsidialratsmitglied Duran Kalkan erklärt hat, haben die Newrozfeiern die Qualität eines Nationalkongresses angenommen. Das kurdische Volk habe an Newroz seine Forderungen nach Freiheit und Frieden in konkreter Form zur Sprache gebracht. Für die Vorfälle an Newroz trage das Bandentum die Verantwortung, so Kalkan, der gleichzeitig zum Kampf gegen diese Mächte aufrief.

Duran Kalkan nahm vorgestern abend telefonisch an der Sendung "Gündem" bei Medya TV teil, wo er erklärte: "Ich teile die Begeisterung von Millionen von Menschen verschiedener Völker von Düsseldorf bis Kasachstan." Im Zentrum von Newroz 2002 hätten die Kurden gestanden, so Kalkan. Die Feiern in Amed, Van, Adana, Denizli, Aydin und Mersin seien Ausdruck für Befreiung und Demokratisierung gewesen.

Das kurdische Volk habe in einer für jeden verständlichen Sprache seinen Wunsch nach Freiheit, Frieden, Demokratie und einem menschenwürdigen Leben hervorgebracht. Die Beteiligung an den Newrozfeiern werde von der Partei als "Nationalkongress" bewertet.

Newroz 2002 habe gezeigt, wie sehr sich der Bewusstseins- und Organisationsgrad des kurdischen Volkes gesteigert habe. "Das Volk hat seine Entschlossenheit deutlich gemacht." In Bezug auf die Vorfälle in Mersin und Istanbul erklärte Kalkan, für die negativen Resultate seien nicht die Kurden, sondern das System mit seiner Verbots- und Profitmentalität verantwortlich. Das Bandentum, das zu Newroz gegen die demokratischen Forderungen des kurdischen Volkes offen zutage getreten sei, bringe die politische Entwicklung zum Stocken. Kalkan verwies dabei auf die Rolle der DYP-Chefin Tansu Ciller: "Die Antidemokratie muss überwunden werden. Führend dabei ist eine Politikerin. Die DYP-Vorsitzende Tansu Ciller stellt die Realität aller Frauen auf den Kopf. (...) Mit all den Verbrechen, die sie begangen hat, ist sie nur eine schlechte Kopie des Mannes." (...)

Weiterhin äusserte sich Duran Kalkan zur Rolle von Politik und Armee der Türkei. Es sei irreführend, dass die Politiker stets auf die Armee als Hindernis verwiesen. "Notwendig ist eine politische Struktur, die die Armee kontrolliert", so Kalkan. Die Politiker müssten ihre Probleme selbst definieren. Es sei irreführend und feige, die Armee als das Problem darzustellen, das vor der Entwicklung der Politik stehe. "Es muss eine Führungsform entwickelt werden, die die Sensibilität der Armee beseitigen kann. Wenn das der Fall ist, wird auch die Armee unter Kontrolle zu kriegen sein." Allerdings gebe es in der Türkei zur Zeit keinen politischen Willen, der die Armee kontrollieren könne. "Es entspricht nicht demokratischer Logik, Demokratisierungsreformen von der Armee zu erwarten." Eine demokratische Politik werde auch eine Lösung der Probleme hervorbringen. "Wenn sich ein politischer Wille entwickelt, kann sich die Armee bis zu einer bestimmten Grenze zurückziehen. Das liegt nicht in ihrem eigenem Willen. (...) Die Politiker machen andere verantwortlich und versuchen damit eigentlich nur, ihre eigenen Fehler zu überdecken. Das ist das eigentliche Handicap und hier muss auch eine grundlegende Verbesserung ansetzen. (...)"

Kalkan verwies ausserdem darauf, dass innerhalb der Armee verschiedene Ansichten herrschten und es eine Auseinandersetzung innerhalb des Staates gebe. (...)