Yedinci Gündem Online, 28.02.2002

Studierende: Kurdischunterricht wird institutionalisiert

ISTANBUL - Die Studierendeninitiative für kurdisches Lehren und Lernen hat dagegen protestiert, dass ihnen aufgrund von eingereichten Anträgen jegliches Ausbildungsrecht entzogen wird.

Im Namen der Initiative gab Ali Turgay im Rahmen einer Pressekonferenz im IHD Istanbul eine Erklärung ab, in der er ankündigte, die Kampagne werde nicht auf Anträge und Forderungen begrenzt bleiben. Auf institutioneller Ebene werde es Initiativen für Kurdischunterricht und die Anwendung des Kurdischem im Alltagsleben geben. Die Kurdischkampagne, die am 20. November 2001 an der Istanbul-Universität gestartet worden sei, habe die Öffentlichkeit in der gesamten Türkei und weltweit beschäftigt, so Turgay. Knapp 20 000 Anträge seien gestellt worden. Zweck der Kampagne sei "die Anerkennung der legitimen Forderung auf muttersprachlichen Unterricht und auf diesem Weg eine Beitragsleistung zum Demokratisierungsprozess der Türkei". (...)

Die Festnahmen und Verhaftungen hätten vor allem in Van, Canakkale, Malatya und Hatay begonnen, betonte Turgay. "Mit der Relegation von 49 Studierenden in Afyon, der Einstellung von Ausbildungsförderungsmitteln von 44 Studierenden in Antalya und jetzt dem Verweis von 30 Studierenden von der Istanbul-Universität sowie der Relegation von 37 weiteren wird eine völlige Willkürpolitik angewendet." Weiterhin kündigte Turgay die Ausweitung der Kampagne an sowie die notwendigen juristischen und politischen Schritte zur Aufhebung des Verbots auf Kurdischunterricht, zur Einstellung der Ermittlungen sowie zur Wiedererlangung des Studienrechts der relegierten Studierenden.

Die Vorsitzende der Istanbuler Zweigstelle des IHD, Eren Keskin, sprach den Studierenden ihre Unterstützung aus: "Wir waren schon immer für den Gebrauch der kurdischen Sprache. Wir unterstützen die Forderung der Studierenden nach Kurdisch als Wahlfach. Die Forderung der Studierenden steht nicht im Widerspruch zum 32. Artikel der Verfassung."

Protest an der Universität

An der Universität protestierten ca. 300 Studierende mit einer Kundgebung gegen den Rauswurf ihrer KomilitonInnen. Sie riefen die Parolen "Es lebe unser Kampf für Kurdischunterricht", "Ermittlungen, Verhaftungen, Repressionen können uns nicht einschüchtern", "Wir wollen keinen Kommandanten, sondern einen Rektor, keine Kaserne, sondern eine Universität". Im Anschluss marschierten sie zum Ausgang der Fakultät, wo sie ein Transparent mit der Aufschrift "Ermittlungen einstellen, Strafen zurücknehmen!" entrollten und eine Erklärung abgaben, in der sie ankündigten, bis ins Letzte dafür zu kämpfen, um ihre Studienrechte zurückzugewinnen.