Özgür Politika, 14. 02.2002

Radikaler Wandel

Interview mit PKK-Präsidialratsmitglied Duran Kalkan zum Parteiratsbeschluss, jegliche Aktivitäten unter dem Namen PKK innerhalb der Grenzen der Türkei und der EU einzustellen, sowie zur Phase der Neustrukturierung, der Veränderung und des Wandels

von NURDOGAN AYDOGAN

Haben die Angriffe vom 11. September einen Einfluss auf die Geschwindigkeit gehabt, mit der die PKK ihre Neustrukturierung und Veränderung vollzieht?

Die Angriffe vom 11. September haben deutlich gezeigt, dass weltweit eine Phase der Veränderung, des radikalen Wandels stattfindet. Schon im Rahmen des Auflösung des Ostblockes, also des Sowjetsystems wurde allseits anerkannt, dass die Welt eine bedeutsame Veränderungs- und Neustrukturierungsphase erlebt. Allerdings wurde allgemein angenommen, dass diese lediglich auf das Sowjetsystem und seinen Einflussbereich begrenzt bleiben werde. Schon zu jener Zeit hat unser Vorsitzender gesagt, dass dieser Gedanke falsch sei. Er hat erklärt, dass die Auflösung und der Verlust von Einfluss und Führungsposition nicht nur für die Sowjetunion zutreffe, sondern gleichzeitig auf die USA zukommen werde und mit der Auflösung der Sowjetunion auch die Auflösung der USA eingeleitet worden sei. Die Ereignisse vom 11. September haben deutlich gemacht, dass der stattfindende Veränderungs- und Neustrukturierungsprozess nicht nur auf den Sowjetblock beschränkt ist, sondern sich auch der Westblock in einer solchen Phase befindet und somit Veränderung und Neustrukturierung die gesamte Welt, das Weltsystem und die ganze Menschheit mit einschliessen. Denn das zusammengebrochene Sowjetsystem hat seine Probleme und Ausweglosigkeit den USA als der Führung des Westsystems aufgeladen. Als ein Ergebnis dessen ist das Westsystem unter Führung der USA in die Lage geraten, zur Lösung aller Probleme verurteilt zu sein, die sich auf internationalem Gebiet als regionale Probleme darstellen. Ohne Zweifel befindet sich das westliche System, was die Demokratisierung betrifft, in einer fortschrittlicheren Position als das sowjetische System. Deshalb war es der zu einer Demokratisierung unfähige Sowjetblock, der als erster zusammenbrach, als im internationalen System ein scheinbar nicht zu lösender Entwicklungsstillstand auftrat. Das westliche System war aufgrund seiner etwas weiter entwickelten Demokratisierung eher als die Sowjetunion in der Lage, auszuhalten und Lösungen für die bestehenden Probleme zu produzieren. Aus diesem Grund war es nicht der Westen, der sich als erstes auflöste. Die Zeit nach dem 11. September hat jedoch in sehr deutlicher Form gezeigt, dass die bestehende Demokratie, die Gedankenstruktur und das politische System des Westens nicht ausreichen, um die Probleme der Menschheit zu lösen. So wie der Golfkrieg einen Test darstellte für die Sowjetunion, so stellen auch die Entwicklungen im Mittleren Osten, der arabisch-israelische Konflikt und die kurdische Frage, einen Test für das US-System dar. Die Unfähigkeit, eine Lösung zu finden, kam mit den Angriffen vom 11. September auf die Tagesordnung. Gleichzeitig wurde damit eine neue Zeitphase begonnen, in der die grossen Probleme der Menschheit gelöst werden. Die Auflösung der Sowjetunion hat ungefähr zehn Jahre gedauert. Auch für den Veränderungs- und Neustrukturierungsprozess, in den das westliche System getreten ist, lässt sich ein Zeitraum von mindestens zehn bis fünfzehn Jahren voraussagen. Diese Situation wird innerhalb eines demokratischen Systems die Probleme der Menschheit lösen sowie eine Neustrukturierung gewährleisten und erfordert eine geistige und mentale Struktur, die zur Lösung der Probleme führt, sowie innerhalb dieser politischen Struktur die Entstehung eines neuen internationalen Systems. Die USA als Hauptakteur der momentanen Phase haben die stattfindenden Ereignisse als Dritten Weltkrieg bezeichnet. Sie haben erklärt, die gesamte Rechtsordnung des internationalen System der vorherigen Phase aufzuheben und dass ab sofort alles durch Kriegsbedingungen bestimmt sei. Das bedeutet auch, dass das alte System ungültig geworden ist. Alle Masstäbe des alten Systems sind überschritten worden. Jetzt produzieren die Kriegsbedingungen die Lösung, und innerhalb dieses Krieges formt sich zunehmend ein neues internationales System mit einer geistigen und politischen Struktur, mit internationalen Beziehungen und internationalem Recht. Die Welt ist in einen nicht aufzuhaltenden Entwicklungsprozess getreten. Diese Phase hat ihren Anfang nicht auf einer ideologischen Basis, sondern als Resultat einer geistigen und politischen Veränderung, die aus wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen entstanden ist. Eingeleitet wurde sie durch die Veränderung der materiellen Grundlagen, die wissenschaftlich-technische Revolution und Internationalisierung. Die wirtschaftlichen Entwicklungen laufen auf fortgeschrittenem Grad auf eine Vereinheitlichung zu. Im globalen Rahmen wird die nationale Ebene in jeder Hinsicht überwunden. Der Internationalismus schafft mit grosser Geschwindigkeit Möglichkeiten für die Bildung einer Weltgemeinschaft. Zwangsläufig machen sich politische und ideologische Struktur bereit für diese wirtschaftliche und soziale Entwicklung, d.h. für eine globale Vereinheitlichung. Im 19. und 20. Jahrhundert war in geistlicher und politischer Struktur die nationale Ebene vorherrschend. Die heute stattfindende Internationalisierung war nicht vorgesehen. Sowohl die Gedankenstruktur, als auch der politische Aufbau des 19. und 20. Jahrhunderts sind beschränkt und eng im Gegensatz zur stattfindenden globalen Einheit. Ob rechts oder links, alle politischen Formierungen, die sich auf die Systeme der Vergangenheit stützen, stellen Hindernisse vor der von der Globalisierung vorgesehenen Gesamtheit dar. Diese Hindermisse müssen überwunden werden. Gedankliche und politische Strukturen, internationale Beziehungen und Masstäbe, sowie das Rechtswesen müssen eine Form annehmen, die der auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet stattfindenden Entwicklung entspricht. Der Eintritt in die Phase der Veränderung und Neustrukturierung, mit der dieses erreicht werden wird, hat bereits begonnen. Die neue Veränderungsphase bedeutet gleichzeitig Gesamtheit, jeder ist dabei mit eingeschlossen. Sie ist radikal und beinhaltet eine wirklich demokratische Veränderung und Reform.

Wird die Veränderung des westlichen Systems verlaufen wie die des Sowjetblocks?

Zweifellos kann nicht behauptet werden, dass der Verlauf ebenso sein wird. Im Sowjetblock haben Veränderung und Auflösung gemäss seiner eigenen Besonderheiten und seiner eigenen Struktur stattgefunden. Die Eigenschaften des westlichen Systems sind anders. Auf vielen Gebieten finden wichtige Veränderungen in Richtung Demokratisierung und Freiheit statt. Auf diesen Gebieten besteht die Möglichkeit einer eigenen Reformierung und auf dieser Basis einer Neustrukturierung. Mit Sicherheit werden in vielen Ländern Schritte unternommen werden, die auf die eine oder andere Weise mit reformerischen Methoden zu einer Ausweitung der Demokratie führen, zu einer Reformierung in Richtung einer noch tiefergreifenden Verteidigung von grundlegenden Rechten und Freiheiten. Steife, dogmatische, eng-nationalistische und schablonenartige Strukturen jedoch, denen es nicht gelingt, sich selbst zu reformieren und zu demokratisieren, die nicht die Fähigkeit zu Demokratisierung und Elastizität aufweisen, werden sich auflösen und zusammenbrechen, wenn sie es nicht vermögen, sich zu ändern. Sie werden den Zusammenbruch vielleicht noch heftiger erleben als die Sowjetunion. Beispielsweise passiert das gerade mit Argentinien. Viele Länder, die auf dem alten System beharren, können in solch eine Situation geraten. Durch schwere wirtschaftliche und politische Krisen werden die politischen Systeme gezwungen sein, die Oligarchien zu überwinden und demokratische Systeme zu gründen, die auf Freiheit und grundlegenden Rechten basieren. Es ist deutlich erkennbar geworden, dass selbst wenn ein Weltkrieg erklärt wird, schockierende Ereignisse stattfinden wie der 11. September und selbst wenn diese Art von Entwicklung weitergeht, die Entwicklung auf Veränderung, Neustrukturierung, Demokratisierung, Freiheit und Gerechtigkeit ausgerichtet ist. Mit Sicherheit wird die Entwicklung nicht auf die Beschneidung von Freiheiten, die Einschränkung von Demokratie und Rückschritt ausgerichtet sein. Das neue internationale System des 21. Jahrhunderts wird ein System sein, in dem die Welt eine Form angenommen hat, die demokratischer, freiheitlicher, gerechter, teilender und lebenswerter für alle Menschen ist.

Auch Ihre Partei ist insbesondere mit dem 15.-Februar-Komplett in eine umfassende Neustrukturierungsphase getreten...

Für uns war der internationale Komplott das schockierendste Ereignis. Als Partei und Volk haben wir den Schock mit dem internationalen Komplott erlebt. Der Kampf, den Komplott zu begreifen und zu überwinden, hat uns zur Linie der Veränderung und Neustrukturierung auf strategischer Ebene geführt. Während wir dieses in Denken und Praxis entwickelt haben, hat auch unser Vorsitzender mit seinem Manifest der Demokratischen Zivilisation die Schaffung eines demokratischeren und freiheitlicheren internationalen Systems für die Menschheit vorgesehen. Für die USA und das westliche System war das schockierende Ereignis der Angriff vom 11. September. So wie wir mit dem internationalen Komplott in eine Veränderungsphase getreten sind und der Sowjetblock unter den Bedingungen, die ihm durch die Veränderung aufgedrängt wurden, sich gezwungenermassen aufgelöst hat, so erlebt auch das System der USA und des Westens eine Reformation und den Eintritt in eine Phase der Veränderung und Neustrukturierung, die unter dem Einfluss des 11. Septembers ein demokratischeres, freiheitlicheres und gerechteres System hervorbringen wird. Dabei handelt es sich um eine Situation, die von keiner Macht abhängt und die niemand in der Hand hat, sondern um eine Zwangsläufigkeit nach dem Entwicklungs- und Veränderungsgesetz, ein Resultat des Gesetzes des gesellschaftlichen Fortschrittes. Es ist das Gesetz des Lebens und das Urteil nach diesem Gesetz wird vollstreckt werden. Die Veränderung kann nur diesem Gesetz entsprechend beschleunigt werden. Und ein solches Vorgehen wird für die Menschheit nützlichere Resultate hervorbringen. Wenn jedoch das Gegenteil gemacht wird, gegen die Veränderung Widerstand geleistet wird, dann wird der Entwicklungsprozess möglicherweise kurzzeitig aufgeschoben, die alten Masstäbe werden noch ein bisschen andauern, aber dafür wird die Veränderung in noch erschütternder Form von noch radikaleren Explosionen stattfinden. Letztendlich wird sich niemand vor der Einwirkung dieses Entwicklungsprozesses retten können. Wer sich entsprechend des Gesetzes gesellschaftlicher Entwicklung selbst erneuert und verändert, wird weiterkommen; wer sich nicht verändern kann und sich nicht auf das Entwicklungsgesetz einstellen kann, wird sich nicht vor Auflösung und Zusammenbruch retten können. Es handelt sich um ein Lebensgesetz, das für jeden gilt. Diese Situation hat gezeigt, dass wir nicht die einzigen sind, die sich in einer Veränderung und Neustrukturierung befinden. Die ganze Welt erlebt diesen Prozess einer radikalen Veränderung und Neustrukturierung. Insofern ist es eine Notwendigkeit, zu einer Herangehensweise zu finden, die unseren Veränderungs- und Neustrukturierungsprozess mit dem weltweit stattfindenden Prozess besser in Einklang bringt. Auch das von unserem Vorsitzenden geschriebene Manifest der Demokratischen Zivilisation sieht in diesem Sinne nicht nur eine Veränderung und Neustrukturierung für die kurdische Gesellschaft und nicht nur einen Entwicklungsprozess im 21. Jahrhundert vor, sondern eine neue Zeit für die gesamte Menschheit und die Entwicklung des Zeitalters der Demokratischen Zivilisation. Unsere neue Strategie vereinigt sich mit der Entwicklungsstrategie der Menschheit auf universeller Ebene in dieser Form. Das haben wir gesehen und das hat uns noch entschlossener und bereit gemacht für den Veränderungs- und Neustrukturierungsprozess. Es hat auch unsere Aufregung und Leidenschaft erhöht. Uns noch stärker überzeugt. Uns Kraft gegeben, den Prozess tiefergreifend, umfassender und radikaler zu verstehen und eine Taktik und Politik zu entwerfen, die diesen Prozess voranbringen wird. Und es uns in diesem Sinne ermöglicht, den Prozess noch entschlossener und schneller zu vollziehen. Das sind die Schlüsse, die wir aus dem 11. September gezogen haben, und wir schreiten auf dieser Basis voran.

Auf der 5. Allgemeinen Sitzung Ihres Parteirates haben sie den Beschluss gefasst, Ihre Aktivitäten unter dem Namen PKK in der Türkei und der EU einzustellen. Was bezwecken Sie mit dieser Entscheidung?

Mit der Zeit ist die Tatsache deutlicher geworden, dass die PKK nicht nur eine regionale Kraft ist, sondern gleichzeitig auf internationaler Ebene Einfluss besitzt. Das haben wir durch den internationalen Charakter, den der Kampf in den neunziger Jahren angenommen hat, besser sehen können. Jetzt ist diese Tatsache noch viel offensichtlicher. Ob nun auf unserer oder auf der gegnerischen Seite, es sind breite Kreise entstanden, die förmlich mit der PKK sitzen und aufstehen, deren Leben in Abhängigkeit zur PKK steht. Alles, was sie machen, machen sie in Abhängigkeit zur PKK. Das haben wir innerhalb des sich entwickelnden Prozesses gesehen. Nach den Angriffen vom 11. September ist das noch deutlicher geworden. Der internationale Komplott hat diese Tatsache aufgedeckt. Jeder diskutiert über die PKK. Ohne überhaupt irgend etwas über die PKK zu wissen, hat sich jeder daran gemacht, nach eigenem Gutdünken Gedanken dazu zu entwickeln und zu kommentieren, was die PKK getan hat und was sie in Zukunft tun wird. Es wurde versucht die Entwicklungen für den eigenen Profit zu lenken. Viele haben sich die Tendenz angeeignet, die Feindschaft zu pflegen, indem sie sowohl ihr Leben durch den Einfluss der PKK geführt haben, als auch die PKK verflucht haben. Diese Tatsache wurde in der Phase des internationalen Komplotts noch deutlicher. Wir befinden uns am dritten Jahrestag des Komplotts. Innerhalb der vergangenen drei Jahre haben wir diese Tatsache in den Ereignissen und Entwicklungen - ob in der Türkei, in Europa oder an verschiedenen Orten im Ausland - erkennen können. Durch den mit dem 11. September begonnenen Prozess wurde das ganze noch brisanter. Einhergehend mit diesen Entwicklungen fingen verschiedene Kreise damit an, die PKK zunehmend zu einem Diskussionsthema zu machen. Das ist von Bedeutung. Natürlich haben wir versucht, das auszuwerten. Ohne den Wunsch und das Wissen der PKK haben einerseits die Türkei, andererseits Europa Verhandlungen und Diskussionen geführt. Es haben sogar viele Kreise versucht, die eigenen Fehler mit der PKK zu überdecken. Sie haben sich bemüht, es so aussehen zu lassen, als ob es die PKK gewesen sei, die verhindert hat, dass sie die in menschlicher Hinsicht notwendigen Dinge erfüllen. Viele Kreise haben sich ganz offensichtlich darauf ausgerichtet, die Situation der PKK zu einem Profitthema für sich selbst zu machen. All das ist sehr deutlich und wir haben es offen sehen können. Es wurde darüber diskutiert, ob die PKK eine Terrororganisation ist. Als Begründung dafür, dass sie sich nicht an die Menschenrechte hält, nicht demokratisiert und verändert, hat die Türkei zig Jahre auf die PKK verwiesen. Auch die NATO hat eine ähnliche Herangehensweise angenommen. Verschiedene europäische Staaten haben daraus ein politisches Thema für sich selbst gemacht. Nun ist es erforderlich, all das auszuwerten. Wenn es also so ist, dass sich jeder gestört fühlt, vielen Kreisen damit ermöglicht wird, ihre eigene Rückständigkeit zu verdecken und ebenso viele Kreise daraus ein Profitthema machen, in welche Richtung werden dann wohl die Entwicklungen verlaufen? Das haben wir uns selbst gefragt und entsprechend zum Kern unserer stattfindenden strategischen Änderung und Neustrukturierung einen Beschluss gefasst und ihn veröffentlicht.

Wie bewerten Sie die ersten Reaktionen auf den Beschluss?

Die PKK erlebt einen radikalen Wandel. Als eine Bewegung, die im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts entstanden ist, eine wichtige Rolle in der kurdischen Gesellschaft und im Mittleren Osten gespielt und bedeutende Entwicklungen eingeleitet hat, hat sie eine historische Mission übernommen. Die PKK ist zur Identität der Kurden und Kurdinnen geworden. Ihre historische Mission hat sie erfüllt, indem sie diese Identität geschaffen hat. Jetzt ist sie dabei, in eine wichtige Phase der Veränderung, Erneuerung und Neustrukturierung zu treten, die sowohl den von ihr selbst geschaffenen Entwicklungen als auch der auf internationalem Gebiet stattfindenden Entwicklung und Veränderung entspricht. Das beinhaltet Veränderung in jedem ideologischen, politischen, organisatorischen und praktischen Bereich. Es geht nicht nur um eine formale Änderung. Die Veränderung findet in einer Gesamtheit statt, sowohl auf den Kern als auch auf die Form ausgerichet, und sie ist radikal. Aufbauend auf den entstandenen Werten wird eine neue Entwicklungslinie für die Entwicklung der Demokratie und den Fortschritt der kurdischen Gesellschaft geformt. Wir erleben eine Phase, in der eine dementsprechende Neustrukturierung stattfindet, und dazu passend gibt es auch eine neue Namensgebung. (...) So haben wir den Beschluss gefasst, unter dem Namen PKK innerhalb der Grenzen der EU und der Türkei keine Aktivitäten mehr durchzuführen. Das entspricht dem Entwicklungsprozess und gleichzeitig macht er es notwendig. Ausserdem stellt dieser Schritt einen Test für viele Kräfte dar. Wir gehen davon aus, dass die Wirklichkeit damit ein bisschen aufgedeckt wird. Wir wollten das wahre Gesicht derjenigen zeigen, die ständig die PKK als Hindernis der Demokratisierung, der Achtung vor den Menschenrechten, der Veränderung und Neustrukturierung betrachten, und somit den Kreisen, die Profit aus der Existenz der PKK schlagen, diesen Trumpf aus der Hand nehmen. Das ist äusserst wichtig. Es gibt viele Kreise, die in dieser Form von der PKK leben. Wir wollten ihr wahres Gesicht zeigen, ihnen den Trumpf aus der Hand nehmen und sie mit ihrer eigenen Realität konfrontieren. Die Wirkung bleibt nicht aus. Schon jetzt ist begonnen worden, die Wirklichkeit zu sehen. Ohne Verzögerung haben die entsprechenden Kreise ihre Reaktion deutlich gemacht. Einige nennen es eine "Falle", andere sehen es als notwendig an, ähnliche Trugschlüsse zur Sprache zu bringen. Die grössten PKK-Gegner sperren sich gegen die von der PKK vollzogene Veränderung. Und dies, weil ihr Gesicht offengelegt wurde, ihre Maske gefallen ist. Die von der PKK vollzogene Veränderung verfügt nicht über Besonderheiten, die als "Falle" o.ä. bezeichnet werden können. Im Gegenteil ist sie Ausdruck für demokratische Veränderung und Neustrukturierung und leitet diese ein. Es handelt sich um einen äusserst konsequenten und aufrichtigen Schritt, mit dem insbesondere die Demokratisierung der türkischen und kurdischen Gesellschaft, allgemein der demokratische Wandel der Türkei und des Mittleren Ostens vorangetrieben werden soll. Basis dafür ist die Linie, nach der andere geändert werden, indem man sich selbst ändert. (...) Wie manche Kreise erklärt haben, war der Beschluss ein mutiger und schwieriger Schritt. Was viele politische Kräfte in Vergangenheit und Gegenwart nicht geschafft haben, hat die PKK mit diesem Schritt gemacht. Entstehung und Entwicklung der PKK fanden unter schwersten Bedingungen statt. Und jetzt glaubt sie an die Notwendigkeit von Veränderung und Neustrukturierung und schickt sich an, allen Schwierigkeiten zum Trotz diesen Gedanken in einen Beschluss zu fassen und in die Praxis umzusetzen. Das zeigt ihren Mut und ihre Entschlossenheit. Es gibt keine andere Möglichkeit, die Sache zu kommentieren. Die PKK hat mit ihrer Haltung vielen Kreisen den Weg versperrt, die umsonst, auf Kosten anderer zu leben versuchen. Was noch davon beinflusst wird, wird später noch deutlicher und konkreter werden. Die Hindernisse, durch die die Demokratisierung ins Stocken geraten ist, werden überwunden werden und der demokratische Veränderungsprozess wird sich schnell entwickeln.

Teil II