Kölner Stadt-Anzeiger, 28.01.2002

Türkei lehnt Zulassung der kurdischen Sprache strikt ab

VON GERD HÖHLER

Premier Bülent Ecevit spricht von "Kampagne". 90 Funktionäre der pro-kurdischen Partei Hadep wurden vorübergehend festgenommen.

Ankara - Die kurdische Sprache soll auch in Zukunft aus den Schulen und Universitäten der Türkei verbannt bleiben. Ministerpräsident Bülent Ecevit verteidigte am Wochenende das Kurdisch-Verbot im Erziehungswesen. Die Forderung nach Zulassung des Kurdischen, Muttersprache für etwa zwölf Millionen türkische Staatsbürger kurdischer Abstammung, sei "nicht akzeptabel und unmöglich zu erfüllen", sagte Ecevit in einem Fernsehinterview.

Die EU, der die Türkei beitreten will, hat die Regierung in Ankara mehrfach aufgefordert, den Kurden mehr kulturelle Rechte zu geben. Mit mehreren Tausend Petitionen haben kurdische Schüler, Studenten und Eltern in jüngster Zeit die Aufhebung des Sprachverbots und die Möglichkeit gefordert, Kurdisch wenigstens in Sprachkursen anzubieten. Ecevit sieht in dieser "Kampagne" den Versuch "bestimmter Zirkel in bestimmten europäischen Ländern, unsere Kinder und Jugendlichen zu missbrauchen, um die Türkei zu spalten". Die Initiatoren könnten ihre "separatistischen Absichten" nicht offen äußern und benutzten deshalb die Sprachenfrage, "um ihrem Ziel Schritt für Schritt näher zu kommen", sagte Ecevit dem TV-Sender CNN Türk. Kurz zuvor hatte die türkische Polizei in mehreren Städten rund 90 Funktionäre der prokurdischen Hadep-Partei festgenommen. Sie werden beschuldigt, die Kurdisch-Kampagne inszeniert zu haben. Die Hadep wies diese Vorwürfe zurück. Auch rund 2000 Studenten, die Petitionen unterschrieben hatten, wurden in den vergangenen Wochen festgenommen. Inzwischen wurden die meisten Festgenommenen wieder auf freien Fuß gesetzt, aber ihnen drohen nun Strafverfahren.