Özgür Politika, 23.01.2002

Muttersprachenkampagne…

Zusammenfassung der gestrigen Aktivitäten und Ereignisse im Rahmen der Kampagne für muttersprachlichen Unterricht

Batman: Die Aktivitäten im Rahmen der Kampagne, die in Batman seit vielen Tagen in verschiedener Form stattfinden, haben gestern ihren Höhepunkt erreicht. In fast allen Stadtteilen reichten Hunderte von Personen Gesuche bei den Schuldirektionen ein und forderten muttersprachlichen Unterricht. Die Polizei traf strenge "Sicherheitsvorkehrungen" rund um die Schulen und nahm eine grosse Anzahl von Menschen fest. Einige Schulen wurden im Vorfeld abgeriegelt, um die Abgabe von Anträgen zu verhindern. SchülerInnen mussten sich durchsuchen lassen, bevor sie ihre Schulen betreten konnten. Viele anhand der Anträge Identifizierte wurden auch bei anschliessenden Wohnungsdurchsuchungen festgenommen.

Amed: Auch in Amed wurden die Aktionen an den Schulen gestern fortgesetzt. So wurde vielerorts ausschliesslich kurdisch gesprochen, es wurden Transparente aufgehängt und in mehreren Stadtteilen Flugblätter verteilt. Eine Schule wurde aufgrund der hohen Beteiligung an der Kampagne von der Polizei umstellt. Eine geplante Demonstration wurde von der Polizei verhindert.

Siirt: In Siirt ging vor allem die Jugend auf die Strasse, um ihre Unterstützung für die Kampagne kundzutun. Im Stadtteil Cakmak versammelten sich ca. 100 Jugendliche, die zwei Stunden lang unter Parolenrufen ("Sprache kann nicht in Ketten gelegt werden", "Wir sind alle PKK", "PKK ist das Volk und das Volk ist hier", "Wer Apo anrührt, dem sollen die Hände brechen") Feuer anzündeten und Halay tanzten. Später setzten sie sich zu einem Demonstrationszug in Bewegung, wobei sie von AnwohnerInnen mit Beifall unterstützt wurden. Im Anschluss an die Aktion führte die Polizei eine Operation im Viertel durch, bei der drei Personen festgenommen wurden. Die Festgenommenen befinden sich immer noch auf der Polizeidirektion von Siirt.

Van: In Van reichten elf Erziehungsberechtigte Gesuche auf Kurdisch-Unterricht bei der Erziehungsbehörde ein. Weil der Behördenchef nicht aufzufinden war, hinterliessen sie die Anträge auf seinem Schreibtisch.

Istanbul: In Istanbul wurden die seit einer Woche andauernden Protestaktionen an der Istanbul-Universität gegen die Repression fortgesetzt. Im Laufe der Woche wurden dabei verschiedene Aktionsformen eingesetzt - Sitzprotest, Trillerpfeifenprotest, das symbolische Zubinden des Mundes. Gestern versammelten sich 200 Studierende an der juristischen Fakultät und zogen unter Tamburinschlägen zur Universitätsleitung, wobei sie durch Parolenrufe ihre Forderung nach muttersprachlichem Unterricht kundtaten und bekannt machten, sich durch die Repression nicht einschüchtern zu lassen.

IHD und Egitim Sen: Der IHD Elazig hat in einem Fax an Innenminister Yücelen gefordert, sein Rundschreiben zu den Anträgen auf muttersprachlichen Unterricht zurückzunehmen. Die Erziehungsgewerkschaft Egitim-Sen in Diyarbakir hat in einer Erklärung die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen einen Lehrer aus Lice verurteilt, der die Einladungen zu seiner Hochzeit in kurdischer Sprache verfasst hatte.

Repression u.a.:
In Malatya sind von 69 dem DGM vorgeführten Studierenden 17 aufgrund der Forderung nach Kurdisch-Unterricht verhaftet worden.
In Amed ist gegen drei Studenten, die an der Dicle-Universität 1540 gesammelte Anträge einreichen wollten und dabei festgenommen worden waren, ein Verfahren nach Paragraph 169 Strafgesetzbuch eingeleitet worden.
In Van ist von der 100.-Yil-Universität mitgeteilt worden, viele der Anträge seien mehrfach eingereicht worden und würden aus diesem Grund nicht akzeptiert. In der Erklärung des Universität-Senates heisst es: "Einstimmig ist beschlossen worden, ab sofort keine Anträge mehr anzunehmen, mit denen bezweckt wird, unsere Universität zum Brennpunkt der auf die Politisierung einer illegalen Organisation ausgerichteten Aktivitäten zu machen."