Özgür Politika, 8. September 2001

Brief kurdischer Gefangener

Die Gefangenen aus Kurdistan in Hamburg haben in einem Brief an die Ministerpräsidenten Frankreichs, Deutschlands und Englands die Lösung der kurdischen Frage im Rahmen der Demokratischen Republik gefordert. Die kurdische Frage sei ein politisches Problem Europas, deshalb müsse Europa die ihm zufallenden Aufgaben zur Lösung übernehmen.

Die Gefangenen erinnerten an die gegen Kurdistan gerichtete Verleugnungs- und Vernichtungspolitik des türkischen Regimes. Die europäischen Staaten, die die Unabhängigkeit der Justiz verteidigten, machten sich zu Mitschuldigen an Massakern und Vertreibung, indem sie nicht nur dem Geschehen in der Türkei tatenlos zuschauten, sondern dem Regime wirtschaftliche und militärische Hilfe zukommen liessen.

Weiter forderten die Gefangenen die Aufhebung des PKK-Verbots in Europa sowie die Einleitung der notwendigen Schritte zur Anerkennung der nationalen und politischen Rechte für die Kurden, so wie sie auch bei allen anderen Nationalitäten Anwendung fänden. "Die Kopenhagener Kriterien, die der Türkei für die EU-Mitgliedschaft auferlegt worden sind, sind von einer Lösung der kurdischen Frage weit entfernt. Uns beunruhigt die Politik, mit der das Problem der Zeit überlassen wird. Ebenso ist unser Vertrauen in das Rechtswesen Europas zerstört."

Im Namen der Gefangenen in Hamburg erklärte Irfan Güven: "Wir haben 330 Unterschriften über die Konsulate an die Ministerpräsidenten Frankreichs, Deutschlands und Englands weitergeleitet. Wir fordern die Aufhebung des PKK-Verbots und die Lösung der kurdischen Frage in einem demokratischen Rahmen."