Özgür Politika, 26. August 2001

Aufruf zur Friedenskonferenz

PKK-Präsidialratsmitglied Osman Öcalan hat aus Anlass des Weltfriedenstages am 1. September dazu aufgerufen, für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage eine innerkurdische sowie eine internationale Konferenz zu veranstalten. Öcalan erklärte: "Wir schlagen eine nationale Friedenskonferenz vor, sowie eine internationale Konferenz unter Beteiligung der Türkei, Iran, Syrien, Irak und allen Ländern, in den Kurden leben."

Diesen Vorschlag machte Öcalan vorgestern abend in einem telefonischen Beitrag zur kurdischsprachigen Sendung "Rojev" bei MEDYA TV, an der als Studiogäste der Journalist Mecit Haso sowie als YDK-Vertreter Cihan Garzan eingeladen waren. Öcalan betonte, dass zum 1. September alle kurdischen Kräfte zusammen kommen müssten. Die kurdische Frage sei nicht zu lösen, wenn die Lösung nur in einem Teil Kurdistans stattfinde. "In allen Teilen Kurdistans müssen die gesamten kurdischen Kräfte sich für den inneren Frieden sowie den Frieden der Region gemeinsam bewegen. Aus diesem Grund schlagen wir eine nationale Friedenskonferenz vor, die sich aus mehreren Sitzungen zusammensetzt, sowie eine internationale Konferenz unter Beteiligung der Türkei, Iran, Syrien, Irak und allen Ländern, in den Kurden leben. Diese Länder sollen zusammenkommen, damit wir auf einer Konferenz, auf der auch die Kurden vertreten sind, die Lösung diskutieren. Auch wenn noch zehn Jahre vergehen, ist das die einzige Lösung."

´Situation des Vorsitzenden verbessern`
Öcalan wiederholte den schon früher gemachten Aufruf an die türkischen politischen und militärischen Vertreter für eine friedliche und politische Lösung der kurdischen Frage: "Unbestreitbar ist für die Lösung des Problems die PKK die grundlegende Kraft. Die von der PKK unternommenen Schritte sollten nicht unbeantwortet bleiben." Auch in bezug auf die Verbesserung der Situation des PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan verwarnte Osman Öcalan die türkischen Staatsvertreter: "Die Zerstörung der Gesundheit unseres Vorsitzenden wird den Friedensprozess negativ beeinflussen. Deshalb sollte auf die Gesundheit unseres Vorsitzenden achtgegeben werden. Die Sensibilität unserer Partei, der Guerilla und unseres Volkes in diesem Thema ist bekannt. Dafür sollten Vorkehrungen getroffen werden. Wenigstens die Haftbedingungen müssen verbessert werden. Es müssen Verlegungen nach Imrali stattfinden. Die Verbesserung der Haftbedingungen des Vorsitzenden werden den Prozess positiv beeinflussen."

Serhildan als Dauerzustand
Osman Öcalan unterstrich, dass der am ersten September 1998 vom PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan begonnene Prozess den Tod Zehntausender verhindert habe. Desweiteren sei eine Friedenskultur zwischen dem kurdischen und türkischen und den Völkern des Mittleren Ostens entwickelt worden: "Innerhalb von drei Jahren ist eine wichtige Grundlage für Frieden geschaffen worden. Einige Methoden weisen Mängel auf, z.B. was die Verbreitung und ständige Durchführung des politischen Serhildan angeht. Wenn die Methode des Serhildan sich weiter ausbreitet und ständig angewendet wird, können in den kommenden Jahren wichtige Gewinne gemacht werden."

Mobilmachung für Festival
Zum in Köln stattfindenden Festival aus Anlass des 1. September sagte PKK-Präsialratsmitglied Osman Öcalan: "Das letzte Wort in Hinsicht auf die Forderungen nach Freiheit für unseren Vorsitzenden und die Anerkennung unserer nationalen und politischen Identität wird auf der Veranstaltung am 1. September gesprochen werden. Rolle und Position unseres Volkes in Europa sind wichtig." Die Aktivitäten der in Europa lebenden Kurden und Kurdinnen im Rahmen der "Identitätskampagne" seien sehr wichtig gewesen und müssten ständig stattfinden. "Es ist die Zeit gekommen, das letzte Wort zu sprechen. Der 1. September muss der Startpunkt für die höchste Etappe der Serhildans werden. Auf dieser Ebene müssen alle Kurden zum Festival mobilisieren. Unser Vorsitzende will, dass dieses Festival das grösste aller Zeiten wird. Das Festival in Köln muss der Anfang für den neuen Prozess sein."