Frankfurter Rundschau, 22.11.1999

Türkische Kinder traumatisiert

Zahl der Toten nach schwerem Erdbeben steigt

ISTANBUL, 21. November (dpa/rtr). Die Zahl der Opfer nach dem schweren Erdbeben im Nordwesten der Türkei steigt immer noch. Wie das Krisenzentrum in Ankara am Sonntag berichtete, sind bei dem Beben in der Region Düzce mindestens 710 Menschen gestorben; mehr als 5100 seien verletzt worden. Gut eine Woche nach der Katastrophe gab es nach Ansicht von Experten keine Chance mehr, Überlebende zu finden.

Aus Angst vor weiteren Erdstößen verlassen derweil hunderte Familien die Erdbebenregion und gehen in ihre Städte und Dörfer unter anderem am Schwarzen Meer und nach Anatolien zurück, berichteten Zeitungen. Auch am Wochenende hatte es zahlreiche Nachbeben gegeben. Am Freitagabend hatte ein stärkeres Nachbeben die Menschen in Düzce in Panik versetzt. Das Beben hatte eine Stärke von 5,0 auf der Richterskala.

Helfer berichteten, etliche Kinder seien schwer traumatisiert. Kinderpsychiater in einem Feldlazarett der israelischen Armee berichten von Minderjährigen, die große Angst davor hätten, sich auch nur unter einem Zeltdach aufzuhalten. Einige wollten alle fünf Minuten auf Toilette, obwohl sie gar nicht müssten. "Sie wollen nur nach draußen, weil sie sich draußen besser fühlen", so ein Betreuer. Etliche Kinder litten seit dem Beben unter Asthma und an Lungenentzündung.