Kölner Stadt-Anzeiger online, 20.11.1999

Auch Beben im Iran

Fast 700 Tote in der Türkei geborgen

gh Istanbul - Ein heftiger Erdstoß hat am Freitagmorgen Nordiran erschüttert. Das Beben erreichte die Stärke von 5,6 auf der Richterskala. Das Zentrum lag bei der 120 000 Einwohner zählenden Stadt Scharoud, 400 Kilometer nordöstlich von Teheran. Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna meldete, es gebe bisher keine Berichte über Schäden oder Opfer.

Das schwere Erdbeben, das vor einer Woche die Nordwesttürkei erschütterte und hunderte Gebäude zum Einsturz brachte, hat mindestens 675 Todesopfer gefordert. So viele Leichen wurden nach Angaben der Behörden bis zum Freitag aus den Ruinen geborgen. Die tatsächliche Zahl der Getöteten dürfte jedoch erheblich höher liegen. Vor allem in den ersten Stunden nach der Katastrophe wurden viele Opfer ohne vorherige Registrierung bei den Behörden von Angehörigen beerdigt. Außerdem werden noch viele Leichen unter den Trümmern vermutet.

Unter den etwa 80 000 Obdachlosen wächst unterdessen der Unmut über unzureichende Hilfsleistungen. Eine Delegation der Obdachlosen traf mit dem Gouverneur der Provinz Bolu, Nusret Miroglu, zusammen und trug ihm die Klagen der Menschen vor. Zwar wurden nach Angaben der Behörden inzwischen 18 000 Zelte aufgestellt, aber es fehlt an Waschgelegenheiten und Toiletten.